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 ! Nachricht von: Oliver

Dieses Forum ist im Ruhezustand.

Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Symposium "Psychopharmaka absetzen – warum, wann und wie"

Eine Sammlung von Artikeln, die über wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Hintergründe der Behandlung von seelischen Leiden mit Psychopharmaka berichten.
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Murmeline
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Symposium "Psychopharmaka absetzen – warum, wann und wie"

Beitrag von Murmeline »

Im Rahmen der DGSP-Jahrestagung 2014 in Bremen (Die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e. V. (DGSP) ist ein unabhängiger Fachverband für psychiatrisch Tätige aller Berufsgruppen) organisierten Asmus Finzen und Peter Lehmann ein Symposium, für dessen inhaltliche Ausrichtung sie verantwortlich zeichneten: »Psychopharmaka absetzen – warum, wann und wie«.

Prof. Dr. med. Asmus Finzen ist Psychiater, Nervenarzt und Wissenschaftspublizist. Er war Krankenhausarzt in Wunstorf 1975-87 und in Basel bis 2003. Seither ist selbständig in den Bereichen Publizistik, Beratung und Fortbildung. Artikel von ihm gibt es hier: http://www.finzen.de/onlinetexte.html

Ehrendoktor Peter Lehmann ist ein deutscher Sozialpädagoge, Autor und Buchverleger und mit Schwerpunkt Psychopharmaka und Absetzthematik. Seit 1990 ist er Mitherausgeber des in Großbritannien erscheinenden Journal of Critical Psychology, Counselling and Psychotherapy. Informationen von ihm gibt es hier: http://www.antipsychiatrieverlag.de/inf ... iatrie.htm

Zum Symposium habe ich gestern drei Artikel gefunden.

Website DGSP
http://www.dgsp-ev.de/unterseite/sympos ... hmann.html

Zeitschrift Soziale Psychatrie 2/2015:
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... bremen.pdf

Rundbrief des Bundesverbands Psychiatrie-Erfahrener e.V. 1/2015
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... setzen.pdf

Zum genauen Lesen bin ich noch nicht gekommen, aber ich wollte es schon mal hier einstellen :)
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
Einer Deiner Ärzte erkennt Probleme mit Psychopharmaka an? Dann berichte doch hier
Murmeline
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Re: Symposium "Psychopharmaka absetzen – warum, wann und wie"

Beitrag von Murmeline »

Votrag: Wie man Medikamente absetzt, lernen Ärzte nicht
Abstract: Ärzte lernen, Medikamente zu verordnen. Wie man Medikamente absetzt, lernen sie nicht. In Zeiten, in denen die Langzeitmedikation nicht nur in der Psychiatrie bei vielen Krankheiten (Blutdruck, erhöhte Blutfette, Diabetes) zur Regel geworden ist, ist das ein Mangel, und nicht ganz selten ist die Dauermedikation fragwürdig. Entscheidend ist, dass viele Medikamenten-Konsumenten aus guten oder weniger guten Gründen die Nase voll haben und die weitere Medikamenten-Einnahme einstellen. Behandelnde Ärzte reagieren darauf immer noch allzu häufig verstockt. Manche drohen mit Abbruch. Das aber ist mit Prinzipien der Ethik ihres Berufes nicht vereinbar. Wenn ein Patient Medikamente, die er langzeitig eingenommen hat, absetzen oder reduzieren will, hat der behandelnde Arzt ihm gefälligst zu helfen, auch wenn er anderer Meinung ist. Der Patient entscheidet. Er nimmt auch die Risiken, die damit verbunden sind, in Kauf. Der Arzt kann ihn unterstützen, indem er die Phase des Absetzens begleitet und hilft, unnötige Risiken zu minimieren.

Asmus Finzen. Prof. Dr. med., Psychiater, Nervenarzt, Wissenschaftspublizist. Ehemals Leitender Krankenhausarzt in Deutschland (Wunstorf 1975-1987) und der Schweiz (Basel bis 2003). [


Votrag: Psychopharmaka absetzen in Würde
Abstract: Seit Beginn der Psychopharmaka-Ära sind massive Entzugsprobleme beim Absetzen von Neuroleptika und Antidepressiva bekannt. Ohne
über Abhängigkeitsrisiken aufzuklären, verordnen Ärzte körperlich abhängig machende Substanzen – ein zivil- und strafrechtlich relevanter Tatbestand. Suchen sich die Betroffenen ärztliche Hilfe beim selbstbestimmten Absetzen, werden sie in aller Regel im Stich gelassen und mit der Prophezeiung eines „mit Sicherheit eintretenden Rückfalls“ zusätzlich verunsichert. Speziell bei abruptem Absetzen auftretende Entzugserscheinungen gaukelt man ihnen als Rückfall vor. Da es die Diagnose der Antidepressiva- oder Neuroleptika-Abhängigkeit noch nicht gibt, finanzieren Krankenkassen keine stationären Aufenthalte oder Reha-Maßnahmen. Höchste Zeit, dass sich psychosozial Tätige ihrer Verantwortung bewusst werden und Kenntnisse über das Absetzen von Psychopharmaka aneignen.

Peter Lehmann: Dipl.-Sozialpädagoge. Autor und Verleger in Berlin. Bis 2010 langjähriges Vorstandsmitglied des Europäischen Netzwerks von Psychiatriebetroffenen. 2010 Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Aristoteles-Universität Thessaloniki, 2011 des Bundesverdienstkreuzes. Seit November 2013 Schirmherr der Berliner Organisation Psychiatrie-Erfahrener und Psychiatrie-Betroffener (BOP&P) e.V.


Vortrag: Margret Osterfeld: Absetzen von Psychopharmaka ohne fachliche Begleitung – Eigene Erfahrungen mit ärztlicher Pflichtverletzung
Abstract
Fern von Leitlinien jeder Art greifen Ärzte immer häufiger zu mutigen, wenn nicht wilden Psychopharmakakombinationen, deren Wirkungen die Patienten erdulden und erleiden müssen. Meine inzwischen 14 Jahre zurück liegende eigene Erfahrung betrifft die Einnahme von Benzodiazepinen, Antidepressiva und Phasenprophylaktika. Während ich das verordnete Benzodiazepin zwei Tage nach der Entlassung aus der Psychiatrie absetzte, dauerte die Entscheidung, mich von dem Antidepressivum zu befreien, etliche Monate. Sie wurde mit deutlich größerem Wohlbefinden belohnt. Das Phasenprophylaktikum Lithium nahm ich brav sieben Jahre lang, um meine Berufstätigkeit nicht zu gefährden. Schließlich setzte ich auch dieses Psychopharmakon ab – wie die anderen alleine und ohne ärztliche Begleitung. Heute schaue ich auf sieben medikamentenfreie Jahre zurück: genesen von einer angeblich chronischen Krankheit und wieder ganz ich selbst. Entgegen der tradierten Lehrbuchmeinung lässt sich auch Lithium absetzen. Wenn Ärzte nicht bereit sind, Reduktions- und Absetzwünsche von Patienten fachlich zu begleiten, verletzen sie aus meiner Sicht ihre Pflicht, die Selbstbestimmung der Patienten zu respektieren und die eigene fachliche Tätigkeit an deren Wohl auszurichten.

Margret Osterfeld: Pharm-techn. Ass. Margret Osterfeld war Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutin. Sie hat eigene Erfahrungen als Psychiatriepatientin. Derzeit Mitglied im UN-Subkomittee zur Prävention von Folter und anderen grausamen, unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlungen.

Vortrag Kreative pflegerische Unterstützung beim Absetzen von Psychopharmaka
Pflegende verordnen zwar keine Psychopharmaka, verabreichen sie jedoch. In den fast 50 Jahren von meiner Ausbildung zur Krankenschwester bis heute machte ich sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Psychopharmaka und mit Absetzversuchen, sowohl in der Tagesklinik und in Nachsorgeambulanzen als auch beim Sozialpsychiatrischen Dienst. Dies änderte meine Einstellung zu Psychopharmaka, vor allem im Hinblick auf Entzugserscheinungen beim Absetzen von Neuroleptika. Das heutige Wissen über „Fluch und Segen“ von Neuroleptika muss aus meiner Sicht in die Ausbildung (auch in Fort- und Weiterbildung) der unterschiedlichen Gesundheitsberufe verpflichtend und umfassend aufgenommen und im beruflichen Alltag kontinuierlich reflektiert werden. Gerade die pflegerischen Berufe verfügen über kreative (alternative) Methoden wie z. B. Einreibungen, Wickel und Auflagen, Entspannungsbäder, Basale Stimulation oder Kinästhetik. Sie werden in der Praxis allerdings nur selten in diesem Zusammenhang angewandt. Dabei könnten sie eine wichtige Rolle spielen, wenn Psychiatrie-Erfahrene möglichst ohne Medikamente leben wollen.

Hilde Schädle-Deininger, Dipl.-Pflegewirtin; Lehrerin für Pflegeberufe und Fachkrankenschwester in der Psychiatrie, Leiterin der Weiterbildung zur/zum Fachpflegerin/Fachpfleger für Psychiatrische Pflege und Lehrbeauftragte im Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit an der Fachhochschule Frankfurt/M., außerdem Herausgeberin der Fachzeitschrift „praxis wissen psychosozial“, in vielen Gremien tätig und Fachbuchautorin.
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... .3.6-7.pdf
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
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