
Wir haben immer wieder Mitglieder, die zu schnell abgesetzt haben und die entweder schon unter Symptomen leiden oder wo die Gefahr besteht dass sie noch verzögert schwere Symptome bekommen.
Wir empfehlen dann meist eine kleine Menge wieder einzudosieren, je nach dem wie lange das Absetzen her ist und wie hoch die letzte Dosis war, meist nur 1-2 mg.
Der Versuch einer Wiedereinnahme einer kleinen Menge macht vor allem in den ersten Wochen nach dem Absetzen Sinn, es kann aber teilweise auch nach wenigen Monaten noch funktionieren. Es gab auch einzelne Fälle, wo nach vielen Monaten eine Wiedereinnahme hilfreich war, aber das ist eine Abwägungssache und das würde ich nicht pauschal empfehlen.
Ausführlich ist diese Empfehlung auch in unserer FAQ beschrieben.
Es ist passiert häufig, dass Betroffene entweder nicht wieder eindosieren wollen, weil sie das Medikament einfach weg haben wollen, oder sich nicht trauen es wieder einzunehmen. Dann gibt es noch die Variante dass man sich einfach nicht vorstellen kann, dass kleine Dosierungen eine Auswirkung haben. All das ist verständlich.
Betroffene lassen es dann entweder ganz, oder nehmen eine viel zu hohe Dosis ein, die schlimmstenfalls auch paradoxe Wirkungen haben kann bzw. relativ häufig starke Unverträglichkeitsreaktionen hervorruft. Auch kann man häufig bei hohen Dosierungen aufgrund von vermehrten Nebenwirkungen nicht mehr gut bewerten, ob die Wiedereindosierung einen positiven Effekt hat.
Die Wiedereindosierung einer kleinen Menge ist keine Garantie für das Verschwinden von Symptomen, aber meist die einzige Option schwere Symptome abzumildern oder vorzubeugen.
Einige Mitglieder haben gute Erfahrungen damit gemacht, eine kleine Menge wiedereinzudosieren (Ausnahme: Lebensbedrohliche Nebenwirkungen des Medikaments, dann sollte man von einer Wiedereindosierung i.d.R. absehen).
Sollte der Versuch dennoch misslingen, hilft leider meist nur die Zeit, aber es ist wirklich empfehlenswert es vorsichtig auszuprobieren. Man kann sich damit oft schneller stabilisieren und erholen als mit einer "Durchhaltetaktik".
Wenn man sehr unsicher ist bzw. erfahrungsgemäß sensibel reagiert, kann man es auch erstmal z.b. nur mit 0,5 mg oder 0,3 mg versuchen.
So eine kleine Menge lässt sich dann später auch ganz gut absetzen in kleinen Schritten, wenn man sich erstmal stabilisiert hat, man fängt nicht wieder "von vorne an" mit dem Entzug.
Wichtig ist, nicht unbedingt schnelle Verbesserungen zu erwarten und die Dosis auch nicht schnell wieder zu verändern, sondern z.b. erstmal 1-2 Wochen auf 1 mg aushalten bevor man bewertet, ob sich etwas verändert hat und evtl. die Dosis leicht nach oben oder unten anpasst (Ausnahme: starke Verschlechterung durch die Wiedereinnahme, dann sollte direkt abgebrochen werden).
Eine wirkliche Stabilisierung nach dem Wiedereindosieren kann, individuell unterschiedlich, einige Wochen dauern. Wobei sich oft bessere Zeiten (Fenster) mit symptomreicheren Zeiten (Wellen) abwechseln.
Um den Erfolg einer Wiedereindosierung abschätzen zu können, ist es wichtig täglich das Symptommuster und die Stärke der Symptome möglichst genau aufzuschreiben.
Nur so kann man abschätzen, ob sich die Symptome bessern, verschlechtern oder gleich bleiben oder alte Symptome verschwinden und dafür neue Auftauchen. Ohne diese Aufzeichnung ist es sehr schwer, die Wiedereindosierung zu beurteilen.
Bevor man dann wieder ans reduzieren denkt, sollte man optimalerweise mindestens 6 Wochen auf einer konstanten Dosis stabil gewesen sein.
Möchte man z.b. wegen Nebenwirkungen nicht wieder eindosieren oder reagiert mit einer Unverträglichkeit, kann es leider manchmal individuell zu länger anhaltenden und/oder schweren Symptomveräufen kommen, die einige bis viele Monate dauern können bis hin zu Jahren bei protrahierten Entzugssyndromen.
Hier möchte ich gerne Erfahrungen sammeln, vor allem von Mitgliedern, die nach dem vollständigen, zu schnellen Absetzen mit einer kleinen Menge ihres ursprünglichen Medikaments den Entzug abfangen/abmildern konnten um Mut zu machen es zu versuchen.
Schreibt hier gerne eure Erfahrungen und Tipps rein, ob ihr euch mit einer kleinen Menge stabilisieren konntet

Liebe Grüße
Lina
--------------------------------------------------------
Anmerkungen/Nachtrag:
Achtung, dieser thread dient nur dazu, von persönlichen Erfahrungen mit der Wiedereinnahme zu berichten. Fragen zu eurem persönlichen Medikamentenverlauf werden hier nicht beantwortet, bitte stellt diese in eurem persönlichen Thread.
Natürlich gibt es auch einige Betroffene, wo die Wiedereindosierung nicht greift oder nicht vertragen wird. Auch diese Berichte sind wertvoll, um eine informierte Entscheidung zu treffen, und berichtet auch gerne wenn es bei euch nicht funktioniert hat. Es ist einfach ein Versuch, und meiner Erfahrung nach lohnt es sich. Die Chancen, dadurch einem längeren Symptomverlauf vorzubeugen, sind vermutlich meist größer als das Risiko einer Unverträglichkeit, gerade wenn man wirklich kleine Mengen achtsam antestet.