Hallo liebe Foris,
Arianrhod, bei
Arianrhod hat geschrieben:kippt das Zeug doch gleich ins Trinikwasser!
musste ich lachen. Dann hätte die "Unterversorgung" wirklich sofort ein Ende
Viele glauben, wenn sie etwas immer wieder wiederholen, wird es zur Wahrheit - mir ist das Thema der angeblichen Unterversorgung schon ein paarmal begenet.
Liebe Murmeline, vielen Dank für deine ausführlichen Infos. Das hilft mir sehr.
Ich habe mir deine Links angesehn und einen ganz guten ersten Eindruck von der DGSP.
Es scheint so, dass auf der Tagung besonders
Murmeline hat geschrieben:psychiatrisch Tätige aller Berufsgruppen
sein werden, die sich für eine humanere Psychiatrie einsetzen sowie allgemein Personen, die dies zum Ziel haben. So wie du's ja auch geschreiben hast.
Wenn man sich also vorstellt, wer da im Publikum sitzt, dann wird ein Teil schon wissen oder ahnen, dass das mit dem Absetzen teilweise nicht ganz so easy und "un-abhängig" über den Tisch geht, aber es kann auch Zuhörer geben, die damit noch kaum oder keine Berührungspunkte hatten. Im Idealfall sollten auch die letzteren "abgeholt" werden.
Murmeline hat geschrieben:Der Workshop geht 2,5 Stunden plus Kaffeepause. Es gibt die o.a. vier "Impulsreferate" und dann eben Diskussion
Da würde ich als Veranstalter so um die 25 Minuten pro Impulsreferat ansetzen.
Hier ein paar Ideen von mir für den Vortrag:
Was ist das Besondere am Adfd (vielleicht auch im Vergleich zu den anderen Impulsvorträgern)?
- Selbsthilfe: von Betroffenen für Betroffene -> großes Verständnis untereinander: fast alle sitzen/saßen im selben Boot!, idR. sehr achtsamer u respektvoller Umgang, jeder wird ernst genommen, jedem wird geglaubt; sehr direkter u nahbarer Umgang ("du", Erzählen von eigenen Erfahrungen usw.) auf Augenhöhe ohne Machtgefälle;
andererseits eben auch die typischen Begrenzungen der Selbsthilfe
- keine "Experten" oder "Industrielle" in Finanzierung, Ausführung oder Ausrichtung involviert -> große Unabhängigkeit, keine Interessenkonflikte, User fühlen sich sicher und haben großes Vertrauen
- sehr niedrigschwelliges Angebot (Online-Forum): für User kaum Aufwand, keine Kosten, anonyme Teilnahme, "unbegrenzte" (in einem gewissen Rahmen) Kapazitäten -> keine Wartezeiten usw.
- enormer Erfahrungsschatz zum Thema Ausschleichen: über 13 Jahre Begleitung und Sammlung von Verläufen
- ist das Adfd nicht das einzige pharmakritische Forum? Neulich wurden einige andere große Foren genannt, die alle pharma-hörig sind
- das Adfd hat 2 mögliche Nutzungsebenen:
- - "passive Nutzung": Informationssammlung: allgemeine Anleitung, Tipps, Infos, Hinweise, Studienergebnisse etc.
- "aktive Nutzung": Anmeldung und individuelle Beratung durch die Mods, Austausch mit den anderen Usern, gegenseitige Unterstützung
Für die Zuhörer sind sicher auch Zahlen interessant wie Anzahl der User, durchschnittliche Anzahl der schreibenden User pro Tag, Anmeldungen seit Beginn usw. um die Dimension zu verdeutlichen
Man könnte auch einige kurze Zitate von Usern auflisten à la „Ohne euch (Adfd) hätte ich es nicht geschafft“ usw.
1)
- wichtig wäre mir, dass das Adfd so differenziert rüberkommt, wie ich es hier „im Alltag“ erlebe: nicht antipsychiatrisch um jeden Preis („niemand darf jemals ein Psychopharmakon nehmen“), sondern mit Fokus darauf, dass gut abgewogen werden muss, ordentlich informiert über Wirkmöglichkeiten, NW, Risiken und Absetzen und wenn dann so gering dosiert und kurz wie möglich
- da einige Zuhörer eventuell noch nicht mit der Möglichkeit und den Ausmaßen von Entzugssymptomen vertraut sind, wäre zu überlegen, ob man sehr kurz die Grundlagen wiedergibt: was passiert bei AD/NL-Einnahme (Anpassung des ZNS etc.), Rezeptorenbelegungskurve, gereiztes ZNS nach Absetzen und „übliche“ Symptome sowie mögliche Ausmaße
- allgmeine Adfd-Empfehlung zum Ausschleichen + Hinweis, dass je nach individueller Situation diese angepasst werden müssen, was die Mods ja auch tun im Austausch mit den Usern
- sehr wichtig finde ich, dass Einnahme und Absetzen von PP immer höchst individuell sind – jeder reagiert verschieden und kann nicht „verantwortlich gemacht“ werden für die Reaktion seines ZNS
- vielleicht ist hier ein guter Ort und Zeitpunkt, um die üblichen, verheerenden Grundannahmen/Reaktionen der Ärzte/Behandler zu verdeutlichen:
- - Diagnose und Verschreibung nach 5-Minuten-Gespräch
- Argumentieren mit der bis heute nicht belegten Serotonin-Hypothese
- NW werden abgetan, geleugnet oder felsenfest behauptet, es existiere kein Zusammenhang mit den Medis
- wenn das PP nicht wirkt, wird hemmungslos überdosiert, überhaupt müssen alle die therapeutischen Dosen nehmen, auch wenn die viel zu hoch für sie sind
- Abraten vom Absetzen und Pochen auf Erhaltungsdosis
- sobald es mit dem empfohlenen (viel zu schnellen) Absetzen irgendwelche Probleme gibt, ist es die wieder auftauchende Grunderkrankung
- völlige Fehlvorstellungen von Absetzsymptomen als kurz, selbstlimitierend und beschränkt
- Es hat sich bei vielen Behandlern eine Haltung gebildet, die die zugrundeliegenden Grundannahmen am Leben hält.
Die Annahmen lauten ungefähr „AD sind gut wirksame, sehr verträgliche, nicht abhängig machende Medikamente, die bei psychiatrisch Erkrankten Menschen das chemische Ungleichgewicht im Gehirn in Ordnung bringen“.
Vor allem, was gegen diese Grundannahmen spricht, seien es NW, Nichtansprechen, Entzugssymptome, werden die Augen verschlossen – „die anderen Patienten haben keine solchen Probleme“, „das kann nicht an den Medis liegen“, „so etwas ist mir noch nie untergekommen“ usw. – nur weil es jedes Mal so bewertet wird, können die Behandler immer noch mit diesen Grundannahmen herumrennen.
Was nicht sein darf, kann nicht sein. Es ist also nicht.
- ich habe das Gefühl, dass ich seit der Diagnose Depression meine Glaubwürdigkeit, mein Recht und meine Fähigkeit mitzuentscheiden, in den Augen der psychiatrisch arbeitenden Ärzte verloren habe. Es ist wie eine Glaswand zwischen mir und ihnen, durch die man nicht durchkommt. Meine Wahrnehmung der Situation und meine Beobachtungen, auf deren Grundlage ja die Diagnose gestellt wurde, sind auf einmal nicht mehr relevant, um die Behandlung zu steuern oder gar zu beenden. Und ich bin auf viele psychiatrisch arbeitende Ärzte getroffen. In anderen Fachrichtungen wie der Allgemeinmedizin oder Orthopädie ist mir das nie in diesem Ausmaß passiert.
Soweit erstmal, ich brauch jetzt ne Pause
Viele Grüße,
Sinua