Klick auf das Kreuzchen um das hier auszublenden ->


 ! Nachricht von: Oliver

Dieses Forum ist im Ruhezustand.

Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Fragen- und Antwortkatalog. Alles, was Ihr übers Absetzen wissen müsst!

Das Ausschleichen von Antidepressiva, Benzodiazepinen und anderen Psychopharmaka kann schwierig und langwierig sein. Hier findet ihr Artikel, die die jahrelange Erfahrung der Teilnehmer widerspiegeln.
Gesperrt
Jamie
Moderatorenteam
Beiträge: 20608
Registriert: 04.02.2013 22:37
Hat sich bedankt: 1457 Mal
Danksagung erhalten: 2378 Mal

Fragen- und Antwortkatalog. Alles, was Ihr übers Absetzen wissen müsst!

Beitrag von Jamie »

22 Fragen und Kurzantworten für den superschnellen Überblick

Sie gelten für alle Psychopharmaka
(also Antidepressiva (AD), Benzodiazepine (Benzos) und Neuroleptika / Antipsychotika / Stimmungsstabilisierer (NL))
(alle weiterführenden Links und Infos unter Punkt 22 auffindbar)


1. Wie lange können Entzugssymptome anhalten? Warum kann ich es nicht einfach aussitzen?
Entzugssymptome können Wochen, Monate und leider auch Jahre anhalten, wenn man falsch absetzt (zu schnell / zu große Schritte).
Manche Menschen verkraften Entzüge recht gut und haben nur eine kurze Zeit Probleme, andere leiden lange und dauerhaft.
Da man nicht weiß, zu welcher Gruppe man gehört, sollte man immer risikominimierend ausschleichen, das heißt langsam und achtsam.
Man sollte das auch tun, wenn man vorher schon Entzüge hatte, die besser liefen.
Dies ist nämlich keine Garantie, dass es dieses Mal genau so gut klappen wird.
Wir sprechen aus Erfahrung.

Aussitzen sollte man nur als allerletzte Option in Erwägung ziehen, wenn alle andere Versuche nichts brachten, denn ein falsch durchgeführter Entzug kann in eine chronische Form übergehen, die man dann als protrahierten Entzug bezeichnet und der kann leider wirklich Jahre dauern.


2. Wie sollte das Ausschleichtempo sein?
Wir orientieren uns an der 10%-Empfehlung.
Bei Antidepressiva und Neuroleptika 10% weniger der (vorhergehenden) Dosis alle 4-6 Wochen (oder noch länger warten), Empfindliche nur 5% weniger.
Bei Benzodiazepinen gilt 10% weniger alle 2-4 Wochen, muss individuell aber auch ggf. angepasst werden.
Dies ist eine Empfehlung, kein Gesetz.
Rechenbeispiel: Bei 20mg Citalopram sind 10% weniger 2mg weniger, also 18mg einnehmen und das für 4-6 Wochen halten. Und davon dann wieder 10% weniger, also 1,8mg weniger und das 4-6 Wochen halten usw.


3. Können Absetzsymptome lebensbedrohlich sein?
In der Regel nein.
Sie können sehr beängstigend sein, weil das ganze ZNS etwas spinnt, aber die grundlegenden lebenserhaltenden Funktionen sind normalerweise gewährt.

Ausnahmen werden genannt:
- Benzodiazepine darf man nicht kalt absetzen. Wenn sie lange eingenommen wurden oder man gerade auch höhere Dosierungen genommen hat, kann es sonst zu epileptischen Anfällen oder Delir kommen und das ist gefährlich!
- Antipsychotika kalt abzusetzen (bei Psychosen und Schizophrenie) kann eine erneute Psychose bzw. schizophrenen Schub auslösen. Das nennt man dann Entzugspsychose bzw. Supersensitivitätspsychose. Tue das nicht!
- ganz selten kann es zu Herzrhythmusstörungen und Blutdruckentgleisungen kommen, die behandlungsbedürftig sind.
Alle auftauchenden Herzprobleme gehören sicherheitshalber vom Arzt abgeklärt sowie auch alles andere, was euch seltsam und furchteinflößend scheint.
In der Regel sind es harmlose Störungen, aber man kann nie wissen.
Wenn du mehr über Absetzsymptome wissen willst, gib in die Suchmaske Absetzsymptomliste ein.


4. Ich habe nur Retardtabletten. Darf ich die teilen oder zerbröseln oder auflösen?
Nein.
Die Retardierung soll gewährleisten, dass der Wirkstoff über den Tag verteilt freigesetzt wird.
Wird diese Schicht zerstört kann es passieren, dass der ganze Wirkstoff sofort anflutet. Das kann gefährlich sein oder zumindest unangenehme und unkalkulierbare Effekte haben.
Besonders bei Bupropion (Elontril) und retardiertes Lithium (Quilonum ret.) darf man keinesfalls die Retardierung beschädigen, da es sonst zu Krampfanfällen und Überdosierungen kommen kann.


5. So was Doofes, ich habe nur ein Retardpräparat. Was kann ich tun?
In aller Regel gibt es auch unretardierte Darreichungsformen deines Mittels oder Medikamente in Tropfenform.
Bittet eure Ärzte oder Apotheker, das für euch zu recherchieren, wenn ihr absetzen wollt.
Dann müsst ihr zuvor umstellen auf das nicht retardierte Präparat.
Venlafaxin retard darf man ausschleichen, indem man die Kapsel öffnet, Kügelchen entnimmt und die Kapsel wieder schließt. (Gebt Kügelchenmethode in die Suchmaske ein)


6. Meine Tablette ist unretardiert und hat nur einen Film oder keinen Film, wie kann ich sie ausschleichen?
Das ist schon mal praktisch.
Indem man sie in Wasser auflöst (Wasserlösemethode) (Video zur Wasserlösemethode) oder sich eine Feinwaage kauft und die Dosis zusammenbröselt.
Achtung! Diazepamtabletten dürfen nicht in Wasser gelöst werden. Sie können instabil werden und ausflocken (dafür gibt es gut dosierbare Tropfen zB Diazepam ratiopharm oder abZ).
Der Film, der nicht der Retardierung dient, dient übrigens nur als Geschmackskorrigenz und damit die Tablette sich besser schlucken lässt durch die glattere Oberfläche.
Solche Tabletten darf man sowohl auflösen als auch zerbröseln / zermörsern.
Begriffe für die Suchfunktion sind: Feinwaage, Wasserlösemethode, Video Wasserlösemethode


7. Ich habe Pregabalin (Lyrica) o. Ä.. Wie schleiche ich diese Kapsel mit Pulver aus?
Indem man ganz genau 100ml Wasser abmisst und in ein Glas füllt, den Inhalt der Kapsel (also das Pulver) hinein gibt, umrührt und dann einen Dreisatz aufstellt.
Angenommen, die Kapsel enthält 25mg Pregabalin, ich möchte aber 22,5mg haben (10% weniger).
Rechnung: 25 ist in 100, wieviel ml habe ich bei 22,5? → 90ml
Also ziehe ich mit einer Spritze 10ml ab und verwerfe sie und die restlichen 90ml trinke ich.
In den restlichen 90ml sind 22,5mg Pregabalin enthalten
(Bitte Video zur Wasserlösemethode anschauen)


8. Ich habe 10% abgesetzt, aber jetzt nach 5 Tagen fühle ich mich grauenhaft. Was soll ich tun?
Wenn die Symptome zu stark sind und sich nicht binnen einer Woche erheblich bessern, sollte man entweder den Absetzschritt rückgängig machen oder eine Teilmenge aufdosieren.
Und dann ein paar Wochen warten und sich stabilisieren.
Manchmal verkraftet der Körper einen Schritt nicht so gut, zB weil zu viel Stress war.
Man kann sich auch vornehmen, nach so einem Erlebnis es das nächste Mal lieber nur mit 5% zu versuchen.


9. Ich habe vor 10 Tagen wieder etwas abgesetzt und fühle mich super. Kaum Symptome. Warum kann ich nicht schneller machen?
Das kannst du, aber das ist riskant. Wir empfehlen das nicht.
Der Grund ist, dass bei manchen Betroffenen die Absetzsymptome erst zeitverzögert zuschlagen, manchmal erst nach 3-4 Wochen oder sogar noch später.
Das Gehirn baut sich erst nachgelagert nach Absinken des Wirkstoffspiegels um und nicht parallel!
Und diese verzögerten Restrukturierungsmaßnahmen sind häufig.
Wenn man dann schon weiter absetzt, kann es sein, dass das ZNS noch gar nicht mit dem letzten Schritt fertig war. Dann kumulieren sich die Symptome, es schaukelt sich auf und kann richtig crashen. Sei lieber vorsichtig und geduldig.


10. Mein Arzt hat mich falsch beraten und gesagt, ich kann viel schneller absetzen oder ich habe es selber nicht besser gewusst und bin einfach von 10mg (oder andere Dosis X) auf Null. Jetzt fühle ich mich schrecklich.
Nach Möglichkeit solltest du probieren sofort wieder das Medikament einzudosieren, wenn es nicht schon zu lange her ist. Eine Grenze sind so 4-6 Wochen auf Null.
Probiere eine klitzekleine Dosis von 0,5-1mg oder wenn du ganz empfindlich bist, dann nur 0,25mg.
Dieses ist ein Schnellüberblick. Alle Dosiseventualitäten können wir leider nicht berücksichtigen, deswegen ist das hier nur eine grobe Orientierung.
Eine Wiedereinnahme kann oft, aber leider nicht immer, das Gröbste abfangen.
Wenn du das Medikament noch verträgst, kannst du dann im Laufe der Zeit sachte steigern.
Steige bloß nicht gleich wieder zu hoch ein! Das kann das ZNS sehr reizen.
Wenn du länger als 4-6 Wochen auf Null bist, steigt leider das Risiko von Unverträglichkeiten. Wenn du es dann noch mal mit einer Wiedereinnahme probieren möchtest, starte nicht höher als mit 0,1 – 0,2mg und taste dich dann voran.


11. Ich habe das Gefühl mir bekommt einiges nicht mehr, seit ich ausschleiche. Was bedeutet das?
Durch das Ausschleichen ist das ZNS gereizt und reagiert viel empfindlicher auf sog. Trigger.
Suche in unserem Forum im Suchfeld mal den Begriff Triggerliste.
Viele vertragen plötzlich bestimmte Medikamente oder Nahrungsmittel nicht mehr oder ihren Saunagang, das Joggen und die Massagen. Da die Liste lang ist, können nur Beispiele genannt werden. In der Regel sind große Anstrengungen, große Reize (ein Rockkonzert), starke Hitze, Kälte oder Schwüle problematisch, genau so wie zB eine Lokalanästhesie beim Zahnarzt, Nahrungsergänzungsmittel (NEM) oder Entgiftungskuren. Sei achtsam und beobachte, was dir noch bekommt.


12. Ich habe wiedereindosiert, aber es geht mir gar nicht gut.
Das kann mehrere Gründe haben:
- du verträgst das Mittel nicht mehr richtig
- die gewählte Dosis passt nicht (meistens zu hoch)
- du bist zu ungeduldig. Man sollte mind. Mal 10-14 Tage warten, ob sich bessernde Effekte einstellen
- wenn es dir nach der Einnahme richtig schlecht geht mit massiven Symptomen, dann spricht Vieles für eine Unverträglichkeit oder gar paradoxe Reaktion. In diesem Fall musst du das Mittel sofort wieder absetzen. Leider bleibt dann nur das Aussitzen der Symptome übrig. Aber auch hier musst du nicht panisch werden: auch dein Gehirn wird sich umbauen und heilen!


13. Ich bin beim Absetzen oder habe abgesetzt und es ist der Horror. Ich werde nie wieder gesund, ich habe für den Rest des Lebens einen Schaden!
Nein. Glücklicherweise hinterlassen AD normalerweise keine irreversiblen Schäden.
Ausnahme kann die Störung PSSD sein.
Das Gehirn ist neuroplastisch und kann sich umbauen, restrukturieren, reparieren und irgendwann auch wieder heilen! Es dauert zugegebenermaßen sehr lange, oft Jahre, und es ist mühsam und mit vielen Symptomen verbunden, aber dein Gehirn / ZNS ist ein Meisterwerk der Schöpfung und du wirst irgendwann genesen!


14. Seit ich absetze oder abgesetzt habe fühle ich mich suizidal und will nicht mehr leben.
Dies ist ein Notfall!
Mache, sofern du noch in der Lage bist, selber vernünftige Entscheidungen zu treffen, deinen Absetzschritt rückgängig und schaue, ob es etwas bringt und weihe auch deine engsten Vertrauten sofort ein.
Suche dir parallel unbedingt Hilfe und vertraue dich Familie und Freunden an.
Wenn die Suizidalität stark ist, rufe sofort eine Krisenhotline an oder begib dich sofort zum Arzt, ärztlichen Bereitschaftsdienst oder in die Notaufnahme.
Wenn gar nichts mehr geht, wähle die 112.
Suizidalität ist leider ein bekanntes Absetzsymptom, aber auch eine Nebenwirkung! von Psychopharmaka.
Die Nummer der Telefonseelsorge: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222

15. Ich setze ein starkes, aber nur kurz wirksames Benzodiazepin wie Lorazepam (Tavor) oder Alprazolam (Tafil) ab und die Entzügigkeit ist unerträglich.
Das ist leider typisch für einen Benzodiazepinentzug mit Substanzen mit kurzer Halbwertszeit (HWZ). Versuche deinen Arzt zu überzeugen, dich auf ein lang wirksames Benzo wie Diazepam, Oxazepam oder Clonazepam umzustellen. Durch die lange Wirkdauer bleibt der Blutspiegel konstanter und die Entzügigkeit wird gemildert.
Das hilft, den Entzug durchzuhalten.
Hilfreich ist hierzu das Ashton Manual. Gib bei google bitte die Suchbegriffe Ashton Manual Benzodiazepine deutsch ein oder Ashton Manual bei uns in der Suchmaske.


16. Seit ich ausschleiche, habe ich mal ein paar gute Stunden und dann ist wieder alles ganz schlimm. Außerdem hab ich ständig andere Beschwerden und Symptome. Werde ich langsam verrückt?
Nein, wirst du nicht.
Das, was du erlebst, nennen wir Wellen und Fenster.
In Wellen schlagen die Symptome wie Meereswellen über einem zusammen und man fühlt sich krank, schwach, hilflos, verzweifelt und genervt von all den Symptomen.
Und dann kommen oft, ohne jegliche Vorwarnung, manchmal auch Minuten oder gar Stunden, in denen man sich gut fühlt, fast wieder normal, mit wenig Symptomen.
Das nennen wir Fenster (weil endlich etwas Licht (Hoffnung) reinstrahlt).
Das Wellen-Fenster-Muster ist typisch für das Ausschleichen von Psychopharmaka, weil auch das ZNS in Wellen heilt und nicht linear.
Auch, dass die Symptome morgens andere sind als mittags oder abends ist normal.
Es ist wie, als wenn der Körper jeden Tag aufs Neue alle seine leicht aus der Balance geratenen Funktionen neu kalibriert und antestet und das gibt dann einen schönen „Symptom-Blumenstrauß“. Wenn du mehr wissen willst, suche nach Absetzsymptomliste.


17. Kann man einen Entzug deckeln?
Eher nein. Das Gehirn geiert nach dem Stoff, das es kennt - das ist das lang eingenommene AD, NL oder Benzo. AD und NL machen körperlich über einen Prozess namens Neuroadaption abhängig, Benzos haben zudem noch Suchtpotential (psychische Abhängigkeit zusätzlich zur körperlichen Abhängigkeit).
Deswegen ist es wichtig, mit der Substanz zu operieren, die den Entzug auslöste.
Ersatzmedikamente sind heikel. Sie reizen oft das gebeutelte ZNS nur weiter, haben Nebenwirkungen und können den Entzug wie oben erklärt nicht richtig abfangen.
Wir empfehlen das nicht, es kann aber begründete Einzelfälle geben, wo so etwas sinnvoll sein kann.

Ergänzend kann man schauen, ob man seinen Körper / Psyche unterstützen möchte mit Omega 3 Fettsäuren (Fischölkapseln) und ausbalancieren möchte mit Passionsblume, Baldrian, Melisse, Hopfen, Lavendel oder homöopathischen Komplexpräparaten wie Neurexan.
Johanniskraut ist tabu. Es wirkt selbst wie ein SSRI und darf nicht mit AD kombiniert werden wegen der Gefahr eines Serotoninsyndroms. Das gilt auch für L-Tryptophan / 5-HTP.


18. Ich fühle mich besonders morgens elend und nervös. Gegen Nachmittag / Abend wird es meist besser. Wieso?
Das hängt mit der morgendlichen Cortisolausschüttung zusammen. Etwa ab 4h im Morgengrauen fängt der Körper an besonders viel Cortisol auszuschütten. Das ist normal und circadian bedingt. Das Cortisol soll den Körper eigentlich langsam wach und aktiv machen. Im Entzug wird dieser Cortisolausstoß aber oft schlecht vertragen, weil das ZNS eh schon so gereizt ist. Man kann probieren, sich ans Bett einen Müsliriegel oder Schokoriegel zu legen und sofort zu knabbern, wenn man wach wird und die Unruhe spürt. Oder man trinkt bereit gestellten süßen Tee.
Durch das Zuckrige (kein Süßstoff verwenden!!!) wird Insulin ausgeschüttet, welches der natürliche Gegenspieler zum Cortisol ist. Einigen Betroffenen im Forum hilft das.


19. Ich nehme mehrere Psychopharmaka und bin es leid. Kann ich sie alle gleichzeitig ausschleichen?
Nein, das ist ein äußerst ungünstiges Vorgehen. Ein Entzug alleine strapaziert den Körper schon auf´s Äußerste, Mehrfachentzüge hauen eigentlich jeden um.
Wir empfehlen mit dem Medikament zu beginnen, das man am schlechtesten verträgt und / oder von dem man meint, dass es am schlechtesten wirkt.
Wenn man Medikamente, die man nimmt, alle gleich gut oder schlecht findet, wäre ein weiteres Kriterium, zuerst das abzusetzen, das eher aktivierend wirkt und das beizubehalten, das eher beruhigt.
Oft ist es ja so, dass man morgens was zum Pushen nimmt (oft ein SSRI) und abends dann ein sedierendes AD / NL zum Müde-machen. Wenn keine individuellen Gründe dagegen sprechen, würden wir hier eher tendenziell empfehlen, lieber das beruhigende Mittel erst mal beizubehalten und stattdessen mit dem aktivierenden anzufangen.


20. Gibt es Dinge, auf die wir beim Ausschleichen besonders achten sollten?
Ja, sehr viele, aber wir beschränken uns hier auf die zwei wichtigsten.
- Die Medikamente müssen jeden Tag in etwa zur gleichen Zeit, also regelmäßig, kontinuierlich und gewissenhaft, eingenommen werden.
Der "Tipp" von Ärzten, Dosen tageweise auszulassen und zB nur jeden zweiten Tag eine Tablette zu nehmen, ist ein großer Absetzfehler, da das ZNS jeden Tag andere Informationen übermittelt bekommt und nicht weiß, worauf es sich einstellen soll. Das produziert Symptome und richtet Chaos in Euren Gehirnen an.
- Ferner ist es extrem wichtig, die Dosis ganz genau zu halten. Es reizt das ZNS sehr, wenn man da nicht genau ist und einen Tag zB 2,1mg nimmt, den nächsten Tag 2,0mg, den Tag drauf 1,9mg etc. Schwankungen sind tabu! Arbeitet bitte gewissenhaft mit der Kügelchenmethode (beim Venlafaxin), mit der Wasserlösemethode und mit der Feinwaage.


21. Was ist der größte Fehler, den man machen kann?
In Panik geraten und kopflos überstürzt irgendwelche Dinge (mit Medikamenten) machen oder lassen.
Ein schlecht laufender Entzug ist eine Qual; für manche ein echter Horrortrip, der sie völlig überwältigt, weil sie nicht mit solch krassen Symptomen und Zuständen gerechnet haben.
Aber er ist in 99,9% nicht gefährlich und darum muss man auch nicht in 2 Stunden sofort irgendwelche Dinge unüberlegt ändern und machen, die man später wohl bereuen wird.

Schaut Euch mal einen Tag lang in Ruhe hier im Forum um, lest die Infotexte, lest bei den Betroffenen rein - Ihr werdet sehen, es wiederholen sich die immer gleichen Dinge, Probleme und Fragen und Ihr werdet merken, ihr seid nicht alleine!
Nehmt Euch Zeit in Ruhe zu überlegen, wo Euer Problem liegt und wie man Abhilfe schaffen kann - alles wirklich Wichtige steht in Kurzform in diesem Artikel und in Langform überall auffindbar in diesem Forum


22. Gebt uns mehr! Mehr Infos, mehr Input!

Gerne doch:

Absetzsymptomliste: viewtopic.php?f=18&t=12534
Triggerliste: viewtopic.php?f=19&t=6442&p=249277
Infoartikel AD reduzieren und absetzen: viewtopic.php?f=18&t=15490
Erste Hilfe AD absetzen: viewtopic.php?f=18&t=12880
Erste Hilfe Benzos absetzen: viewtopic.php?f=16&t=12883
Erste Hilfe NL absetzen: viewtopic.php?f=32&t=12884
Neuroleptika Paper der DGSP: viewtopic.php?f=32&t=8997
Neuroemotionen beim Absetzen: viewtopic.php?f=50&t=9778
Was passiert bei AD Einnahme und Entzug?: viewtopic.php?f=6&t=8621
Kügelchenmethode: viewtopic.php?f=19&t=18475
Feinwaage: viewtopic.php?f=19&t=18469
Wasserlösemethode: viewtopic.php?f=19&t=18481
Wasserlösemethode Video: viewtopic.php?f=19&t=14698
gereiztes ZNS / Funktionsstörung: viewtopic.php?f=19&t=9910
Wiedereindosierung kleiner Mengen: viewtopic.php?f=18&t=13205
Die 3 Ks: Keep it...: https://www.adfd.org/austausch/viewtopi ... 50&t=11497
Absetzsymptome oder ist die Grunderkrankung zurück?: viewtopic.php?f=19&t=9345
wichtige Gesundheitsthemen: https://www.adfd.org/austausch/viewtopi ... 57&t=15560
Was tun bei Angst und Panik?: https://www.adfd.org/austausch/viewtopi ... 50&t=11591
Sammlung lindernder Maßnahmen im Entzug:
viewtopic.php?f=50&t=7663
Ashton Manual (Benzos): viewtopic.php?f=16&t=11790
Umrechnungstabelle Äquivalenzen Benzodiazepine (etwas nach unten scrollen)
https://www.adfd.org/austausch/viewtopic.php?t=2207
Serotonintransporter-Graphik: viewtopic.php?f=19&t=8829
Mythen über Psychopharmaka: viewtopic.php?f=6&t=10055
13 Gründe psychopharmakakritisch zu sein: viewtopic.php?f=6&t=8507
wichtige Absetztipps im pdf: viewtopic.php?f=18&t=16084
Zuletzt geändert von Jamie am 31.03.2019 14:32, insgesamt 2-mal geändert.
Gesperrt