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 ! Nachricht von: Oliver

Dieses Forum ist im Ruhezustand.

Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Trevilor: Dosis einstellen?

Hier lassen sich auch viele Erfahrungsberichte über das Absetzen von Antidepressiva und Benzodiazepinen finden.
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Löblein
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Trevilor: Dosis einstellen?

Beitrag von Löblein »

Hallo liebes Forum,

Ich bin neu hier. Gestern habe ich schon viel in alten Beiträgen geschmökert, aber fand keine Antwort auf meine Fragen.

Ich (36, M) nehme seit 4 Wochen Trevilor und bin sehr froh darüber. Ich bin zum ersten Mal seit ca. 5 Jahren wieder einfach entspannt und normal. Davor war ich chronisch depressiv und hatte vor allem Angst. Mit der Wirkung von Trevilor bin ich zufrieden, ich bin ich, aber so wie ich mich von früher kenne.

Allerdings habe ich Probleme mit den Nebenwirkungen. Ich habe mich nach ärtztlicher Anweisung von 1 Kapsel 75mg Retard innerhalb von 1 Woche auf 3 mal täglich gesteigert. Das war hart! In den ersten zwei Tagen, nur von 1 Tablette, war mir die ganze Zeit schwindlig, schlecht, konfus, erschöpft... ihr kennt es wohl. Die Nebenwirkunge wurden schwächer, gingen aber nicht ganz weg. Ich hatte dann vor allem verspannte Kiefermuskeln, kribbeln im Bauch, Appetitlosigkeit, etc. welche konstant blieben.

In der 2. Woche hatte ich dann eine Folgesitzung und der Artzt meinte das die Nebenwirkungen nach dieser Zeit zu stark seien und das ich auf 2 Tabletten reduzieren sollte. Die Nebenwirkungen wurden schwächer, aber immer noch spürbar. Mit den seltsamen Gefühlen kann ich leben, aber was wirklich stört ist das ich seit Wochen keinen Appetit mehr habe, nur noch auf Obst oder andere "neutrale" Lebensmittel. Ich habe etwas Gewicht verloren und fühle mich auch sonst allgemein etwas schwach.

Die Nebenwirkungen, mit Nervosität und Magenproblemen und Anspannung, kommen in Wellen. Mal geht es mir gut, dann kommt wieder ein Schub. Interessanterweise kommen sie meist am am Ende einer Einnahmeperiode, also kurz vor der nächsten Pille. Nachdem ich hier über die Absetzerscheinungen gelesen habe kam mir der Gedanke das ich am Ende einer langen Periode zwischen der Einnahme vielleicht schon diese Absetzsymptome bekomme.

Manchmal dauert es nähmlich eine Weile, z.b. wenn ich Abends (20:00) eine Tablette nehme, aber aufgrund einer Schlafstörung bis morgens (6:00) wachbleibe und dann 8 Stunden schlafe bis 14:00, dann sind das ja 18 Stunden Pause! Dazu kommt das ich mich dannach schlecht fühle und wenig esse und die neue Tablette bei leerem Magen schneller reinhaut und vielleicht auch schneller absorbiert wird. Ausserdem glaube ich das ich aufgrund früherer Erfahrung mit Psychedelika, welche ja massiv in den Serotonin eingreifen, quasi eine "trainierte" Leber habe welche das Zeug schneller als Normal abbaut.

Ich glaube also das ich gar keine Nebenwirkungen mehr habe, sondern durch meinen von der Depression verkorksten Lebenswandel im Essen und Schlafen, ein ständiges Auf und Ab der Wirkstoffkonzentration in meinem Blut erlebe und gegen Ende einer Periode schon in den Entzug falle.

Andererseits sind es doch Retardkapseln und es wird sogar empfohlen die Tagesdosis auf Einmal zu nehmen, also alle 24 Stunden.

Was haltet ihr von meiner Theorie ? Kommt das hin ?
Ich würde gerne wissen was ich jetzt machen soll um das Medikament richtig einzustellen ?

Ich habe mir einerseits überlegt die Dosis auf 3 Teile aufzuteilen welche ich dann alle 8 Stunden nehme (1 nach dem Aufstehen, 1 In der Tagesmitte, 1 Zu Bett).

Andererseits könnte ich die Dosis auf 1 1/2 zu reduzieren. Aber ich habe Angst das dann die Antidepressive Wirkung nachlässt. Wie ist das überhaupt, es hat am Anfang 3 Wochen gedauert bis es wirkte, dauert es dann auch 3 Wochen bis sich eine Änderungen der Dosis im antidepressiven Effekt niederschlägt ? (Egal ob Trevilor oder ein anderer SNRI oder SSRI)

Oder gibt es eine Faustregel wie man Nebenwirkung und Absetzwirkung auseinanderhält ?

Wenn ihr damit Erfahrung gemacht habt beantwortet mir doch bitte soviele meiner Fragen wie möglich. Es würde mir sehr helfen besser mit diesem Medikament zu leben welches mir bisher sehr geholfen hat. Selbst wenn mir davon die Haare ausfallen würden oder ich Keuchhusten bekommen würde, immer noch besser als Depression!

DANKE !
Trevilor Retard 2x75mg
alyans
Beiträge: 30
Registriert: 03.07.2005 16:21

Beitrag von alyans »

Hi Löblein,

wenn du sowieso schon Schlafstörungen hast, wieso nimmst du noch abends eine Dosis ein? Trevilor wirkt normalerweise antriebssteigernd, kein Wunder dass du bis 6.00 Uhr wachbleibst! Hat das der Arzt so angeordnet? Ich würde morgens und mittags eine Dosis einnehmen, so weit ich weiss, steht im Beipackzettel, dass man das Medikament nicht nach 16.00 Uhr nehmen soll, und nicht auf leeren Magen!

Trevilor kann am Anfang Magenprobleme wie Übelkeit und Appetitlosigkeit machen, was sich später wieder legen sollte. Gewichtsabnahme oder keine Gewichtsveränderung ist für Trevilor auch bekannt.

Ich kann mir kaum vorstellen, das du während der Einnahme Entzugserscheinungen hast, ich nehme an, das sind vielmehr Symptome von der Depression. Ich würde nicht mehr als 150mg täglich einnehmen, da Trevilor sehr schnell seine Wirkung verliert, je mehr du reinhaust, desto schneller gewöhnt sich der Körper daran, ich hatte auch mit 150mg angefangen, bei 300mg angekommen und nach einem Jahr hat es nicht mehr gewirkt. Ich kenne aber Leute, bei denen es jahrelang weiterhin wirkt. Bei mir hat das wahrscheinlich mit der jahrelangen AD-Einnahme zutun. Schliesslich sind neue Medikamente auch dafür bekannt: weniger Nebenwirkungen, dafür verliert das Medikament schneller an Wirkung, damit meine ich nicht die Wirkung über den Tag, sondern über die ganze Einnahmeperiode.

Wovor ich dich aber noch warnen möchte, inzwischen habe ich das Trevilor schon abgesetzt und kann ein Lied von Absetzsymptomen singen. Am Anfang scheinen alle AD einen mehr oder weniger "glücklicher" zu machen, aber man sollte diese Medikamente vor allem in der Wirkung nicht überschätzen, und in den Nebenwirkungen nicht unterschätzen.!

Was meinst du eigentlich mit seltsamen Gefühlen? Ich hoffe, ich habe dir wenigstens etwas geholfen.

Alles Gute

alyans
Symptome: keine Lebensfreude,Zurückgezogenheit,Schwermut,ständige Niedergeschlagenheit,generalisierte Angst, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Einschlafprobleme, somatisierte Beschwerden
Diagnose: Chronifizierte Depression, Angsterkrankung
Medikation: Doxepin 5 Jahre,Mirtazapin 2 Jahre,Sulpirid 1 Jahr,Venlafaxin und Zyprexa 1 Jahr,Citalopram 80mg und Mirtazapin 15mg (und Mianserin 10mg im Wechsel)
1. Absetzversuch: Vor 1-2 Monaten Citalopram erfolgreich abgesetzt, Ab 13.07. 10mg Mianserin>>nach 2 Tagen 5mg>>nach 2 Tagen 2,5mg>>nach 2 Tagen wieder 5mg und versuche dabei zu bleiben, klappt aber doch nicht! Also wieder 10mg
Absetzsypmtome: Überempfindlichkeit,Weinerlichkeit,nehme alles zu Herzen,Aggressivität,Grübeln,Einschlafprobleme,Müdigkeit,Erschöpfung

Therapie: bis vor 2 Tagen 10mg Mianserin, jetzt versuche ich ca. jeden 2.-3. Tag 7,5mg zu nehmen, da ich mehr Nebenwirkungen verspüre als Wirkung (nach Einnahme Verstärkung der Angst, Depression, Müdigkeit, Dämpfung usw.) Seit Anfang August täglich 7,5mg, hatte ca.1-2 Monate bis Sept.-Okt. nur 5mg Mianserin genommen und mir ging es super, danach musste ich wieder auf 7,5mg erhöhen (durch private Probleme)
ab Ende November 5mg Mianserin
Löblein
Beiträge: 3
Registriert: 12.08.2005 21:59
Wohnort: Karlsruhe

Beitrag von Löblein »

Hallo alyans,

Danke für die Antwort, die hilft schonmal deutlich !

> Trevilor wirkt normalerweise antriebssteigernd, kein Wunder dass du bis >6.00 Uhr wachbleibst! Hat das der Arzt so angeordnet?

Ja, als ich noch 3 nahm meinte der Artzt ich solle 2 davon Abends nehmen, weil die eher "beruihgen", Ich hatte ihm von meinen Schlafprobleme erzählt. Schwer zu sagen ob die jetzt müde oder wach machen, angesichts des verzögerten Retard Effekt, aber ich glaube dir, denn ich hatte auch so ein Gefühl als ob. Vor allem habe ich dann nachts wilde Träume, das geht bis zu wilden farbigen Halluzinationen, auch schon wenn ich noch wach bin, kurz vor dem Einschlafen - wobei ich die eigentlich ganz gern habe :-)

Insgesammt machen sie mich eher wach, manchmal sogar hippelig, das ist ebenfalls ein Hinweis auf deine Aussage. Der Artzt wollte anfangs das ich 3 nehme, und da entfaltet sich ja die 2. Wirkstufe auf den Aoradrenalin-Spiegel, und das ist ebenfalls anregend, aber darauf kann ich gern verzichten. Meine Depression ist eher Sorgen, Angst bis Panik, ich wäre gerne etwas entspannter.

Schade eigentlich, ich dachte der Artzt kennt sich etwas besser aus. Gut zu wissen.

> Ich würde morgens und mittags eine Dosis einnehmen, so weit ich weiss,
> steht im Beipackzettel, dass man das Medikament nicht nach 16.00 Uhr
> nehmen soll, und nicht auf leeren Magen!

Das mit den 16:00 Uhr kann ich nicht finden, vielleicht auf einem anderen SSRI Beipackzettel ? Bei mir steht alle auf einmal (wäre egal, da Retard), aber möglichst zur selben Zeit. Und ja, ein voller Magen hilft, ist aber auch schwierig sich dazu zu bringen.

> Trevilor kann am Anfang Magenprobleme wie Übelkeit und Appetitlosigkeit
> machen, was sich später wieder legen sollte. Gewichtsabnahme oder
>keine Gewichtsveränderung ist für Trevilor auch bekannt.

Der Magen fühlt sich gut an, aber im Kopf habe ich weniger Appetit. Ich fühle weniger Hunger und habe auf weniger Gerichte Lust, und es kommt mir vom Gefühl her normal vor, aber ich bin nicht so ganz fit. Aber schwierig zu sagen ob das eine Nebenwirkung ist oder vom wenig Essen kommt.

> Ich kann mir kaum vorstellen, das du während der Einnahme
> Entzugserscheinungen hast, ich nehme an, das sind vielmehr Symptome
> von der Depression.

Ich glaube du meinst eher Nebenwirkungen des Trevilor, denn meine Depression hat sich nie körperlich bei mir geäussert. Ok, vielleicht hast du recht.

Wann fangen nach dem Absetzen eigentlich die Absetzerscheinungen an ? Stunden ? Tage ? Wochen ?

> Ich würde nicht mehr als 150mg täglich einnehmen, da Trevilor sehr
> schnell seine Wirkung verliert.
Danke für die Warnung. Aber was heisst schnell ? Ich habe nicht vor es ewig zu nehmen, habe ich zum Beispiel noch 6 Monate oder 1 Jahr bevor es nachlässt?

Und wie ist das eigentlich mit der Antidepressiven Wirkung, wird man mit einer normalen Dosis auf ein normales Gefühlsnieveau gehoben und mehr Medikament bringt nichts mehr als Normal oder steigert sich Normal dann zu glücklich/euphorisch ?

> Wovor ich dich aber noch warnen möchte, inzwischen habe ich das
>Trevilor schon abgesetzt und kann ein Lied von Absetzsymptomen singen.

Davor habe ich keine Angst, wie gesagt nichts war so schlimm wie die Jahre der Depression vorher. Ich mache mir einen Ausschleichplan, nehme mir genügend Zeit (so 2-3 Wochen) in einer stabilen Phase und dann versuche ich es einfach. Ich glaube das wenn ich mich wieder stabilisiert habe kann ich wieder auf einem hohen Niveau aussteigen.

Wieso ich das glaube? Ich war davor 30 Jahre ohne Depression, und ich habe ein tiefes Wissen das diese Welt gut ist und das man sich um nichts Sorgen machen muss. Dann kamen einige schwere Lektionen und heute weiss ich das etwas tief in mir drin die Depression aktiviert hat um diesen Prozessen genügend Zeit zu geben. Vorher wusste ich nicht viel darüber wie man mit Emotionen arbeitet, und ich habe Aussen viel bewegt und verändert was ich Innen nicht verarbeitet habe. Und wie schon in "Krankheit als Weg" beschrieben, suchen sich diese Prozesse ihren eigenen Weg.


> Am Anfang scheinen alle AD einen mehr oder weniger "glücklicher" zu
> machen, aber man sollte diese Medikamente vor allem in der Wirkung
> nicht überschätzen, und in den Nebenwirkungen nicht unterschätzen.!

Ich bin noch nicht glücklich, aber zumindest schon einmal entspannter, mit der Hoffnung auf mehr. Ich fühle jetzt auch einen Unterschied zwischen dem Loch in das mich die Depressionen schmeisst und dem Loch was ich mir dank der Depression mit meinen selbst gegraben habe: Schlechte Gewohnheiten, Faulheit, etc.

Ich glaube ich weiss was du mit überschätzen meinst, als ob die Droge glücklich macht und alle Probleme weg sind. Aber Probleme sind normal, hätten wir keine wären wir nicht hier. im Moment fühle ich mich manchmal down weil es noch ein weiter Weg nach oben ist, aber ohne Depression. Ich konnte viele Sachen nicht mehr machen vor denen ich Angst hatte, und jetzt wo ich wieder besser bin habe ich einen Berg von schweren Aufgaben vor mir, aber nichts unmögliches.

Aber die Nebenwirkungen? Inwiefern? Langfristige körperliche Schäden? Leberprobleme ? Oder psychische Veränderungen ? Im Moment fühle ich die Nebenwirkungen deutlich und glaube daher nicht das ich sie unterschätze.

> Was meinst du eigentlich mit seltsamen Gefühlen?
Einerseits körperliche Gefühle wie Kribbeln im Bauch, Gähnen, Kieferspannung, Nervosität. Ich weiss nicht ob man sich hier mit Psychedelika auskennt, aber es ist genau dasselbe was man 20 Minuten nach der Einnahme spürt, dieses Kribbeln kurz bevor es losgeht.

Andererseits die seltsamen Gefühle Nachts vor dem Einschlafen wenn man gerade völlig entspannt ist. Da habe ich oft Wachträume mit farbigen Visionen und tiefen mystischen Gefühlen welche sich bis hin zu ausgeprägten spirituellen Reisen entwickeln. Ich hatte bereits vorher oft mit psycholytischer Therapie gearbeitet und kann diese Phasen daher wunderbar einsetzen um zu verstehen was gerade mit mir geschieht. Die Erkenntnisse daraus haben mir fast ebensoviel geholfen wie die biochemische Wirkung.

> Ich hoffe, ich habe dir wenigstens etwas geholfen.
Sehr. Danke !
Trevilor Retard 2x75mg
Oliver
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Beitrag von Oliver »

Moin.

Ich möchte noch mal alle Teilnehmer höflichst an Folgendes erinnern:
Auszug aus 'Was dieses Forum ist und was es nicht ist' - www.adfd.org/austausch/viewtopic.php?t=1811 hat geschrieben:
  • Und jetzt noch wofür dieses Forum nicht gedacht ist:
  • Um Medikamentenempfehlungen auszutauschen
  • Um sich über das Leben mit Antidepressiva auszutauschen - also z.B. Diskussionen darüber, wie man am besten mit den zahlreichen Nebenwirkungen "moderner" Antidepressiva klarkommt, ob man die Dosis steigern, ein zusätzliches Medikament oder ein anderes Medikament ausprobieren oder wie man am besten von einem Antidepressivum auf ein anderes umstellt.
  • Leuten ihre Angst zu nehmen, denen ein Antidepressivum verschrieben wurde. Wir können hier niemandem guten Gewissens zur Einnahme eines modernen Antidepressivums raten ... es sei denn er oder sie hat vorher wirklich alles andere ausprobiert, um Besserung der Symptome zu erfahren (und das ist wirklich eine ganze Menge - siehe z.B: Alternativen zu Antidepressiva).
@Löblein: Wenn Du mit Deinem Antidepressivum happy bist und meinst, die Einnahme einer potenten psychotropen Substanz macht in Anbetracht Deiner Geschichte mit Psychedelika Sinn, liegt das in Deiner und der Verantwortung Deines Arztes. Es ist dann auch die Aufgabe Deines Arztes Deine Dosis "einzustellen" und nicht Deine oder die der Teilnehmer dieses Forums. Beim Absetzen müssen wir das leider selber übernehmen, da die meisten Ärzte das langsame Ausschleichen immer noch für neumodischen Kram halten.
Löblein hat geschrieben:Wieso ich das glaube? Ich war davor 30 Jahre ohne Depression, und ich habe ein tiefes Wissen das diese Welt gut ist und das man sich um nichts Sorgen machen muss. Dann kamen einige schwere Lektionen und heute weiss ich das etwas tief in mir drin die Depression aktiviert hat um diesen Prozessen genügend Zeit zu geben. Vorher wusste ich nicht viel darüber wie man mit Emotionen arbeitet, und ich habe Aussen viel bewegt und verändert was ich Innen nicht verarbeitet habe. Und wie schon in "Krankheit als Weg" beschrieben, suchen sich diese Prozesse ihren eigenen Weg.
Wenn Du das so siehst, verstehe ich beim besten Willen nicht, warum Du Trevilor nimmst ...
Löblein hat geschrieben:Einerseits körperliche Gefühle wie Kribbeln im Bauch, Gähnen, Kieferspannung, Nervosität. Ich weiss nicht ob man sich hier mit Psychedelika auskennt, aber es ist genau dasselbe was man 20 Minuten nach der Einnahme spürt, dieses Kribbeln kurz bevor es losgeht.
Das liegt daran, dass Trevilor genau wie z.B. Ecstacy auf den Serotoninhaushalt Einfluss nimmt ... Ich halte die Einnahme von Psychopharmaka aufgrund Deiner Erfahrungen mit Psychedelika schon mal ganz allein deshalb für eine sehr schlechte Idee. Deine Reaktionen oder "Nebenwirkungen" zeigen ja auch, dass Du sehr empfänglich für die psychedelischen Aspekte der Wirkung von Trevilor bist. Vieleicht interessiert Dich ja auch Phils Artikel zur Ähnlichkeit von Trevilor mit Amphetaminen oder auch diese Diskussion.

Ich habe selbst Erfahrungen mit verschiedenen psychedelischen Drogen gemacht und habe ähnlich wie Du auf Paroxetin reagiert (z.B. Hallus wie auf LSD). Ich bin unter anderem aus diesem Grund für mich zum Schluss gekommen, dass Psychopharmaka mir nicht helfen können.

Alles Gute
Oliver
Löblein
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Beitrag von Löblein »

Hi Oliver,

aber das Forum heisst doch nun mal "Nebenwirkungen und Absetzsymptome". Und mir geht es darum, meine Nebenwirkungen aufzuklären, und vielleicht hat es ja auch schon was mit den Absetzsymptomen zu tun.

OK,OK, Vielleicht deckt sich das alles nicht 100% mit der Ausrichtung des Forums, aber genau hier gibt es die Experten die ich jetzt brauche. Nicht die "Offiziellen", die Docs und die Pharmas, die noch nie ihre eigenen Tabletten geschluckt haben, sondern die Leute hier, die Probleme damit haben, und durch Trial and Error Basiswissen aufbauen. Nicht mal die "Normalen" Depressiven, denen das Zeug einfach nur hilft können mir helfen, denn die machen einfach mit ihrem Leben weiter und drehen sich nicht mehr um wenn sie die Depression einmal hinter sich gelassen haben. Die sammeln sich nicht in einem Forum.

Ich will auch keine Werbung machen, aber mir gehts seit weniger als 3-4 Tagen zum ersten Mal seit 5-6 Jahren wieder gut. Da ist es schwierig sich zu bändigen.

Ich hoffe du lässt den guten Menschen die Gelegenheit auf meine Fragen zu antworten, denn die Doktoren wissen da auch nicht viel drauf. Und ich fand es hier bisher recht hilfreich.


> Wenn Du das so siehst, verstehe ich beim besten Willen nicht, warum Du
> Trevilor nimmst ...

Weil man sich manchmal ein Loch gräbt aus dem man nicht mehr hinauskommt. Nicht alles was man macht um sich zu schützen ist auch immer hilfreich. Und vielleicht wäre ich ja mal selbst rausgekommen, aber nach 5 Jahren habe ich die Notbremse gezogen. Ausserdem habe ich schon meine Freundin "angesteckt" (Depression deprimiert) und es macht meine Arbeit und meine Freundschaften kaputt.

> Ich halte die Einnahme von Psychopharmaka aufgrund Deiner Erfahrungen
> mit Psychedelika schon mal ganz allein deshalb für eine sehr schlechte
> Idee.

Wie meinst du das? Weil ich die Psychopharmaka dann nicht mehr vertrage? Oder in psychologischer Hinsicht ? Das würde mich wirklich interessieren.
Im Moment finde ich die Kombination ganz gut, denn meine vorherigen Erfahrungen haben mich ganz gut vorbereitet, da schocken mich die Nebenwirkungen nicht mehr so und ich finde ich habe mehr Kontrolle darüber.


> Deine Reaktionen oder "Nebenwirkungen" zeigen ja auch, dass Du sehr
> empfänglich für die psychedelischen Aspekte der Wirkung von Trevilor
> bist

Ich glaube jeder ist ein bisschen empfänglich, aber wenn man sowieso schon depressiv ist dann wird das nur zu einem bunten Apltraum. Und die meisten werden das nicht kennen und ignorieren, dann verfliegt es sofort wenn man da nicht hin will. Ich habe lange gebraucht bis ich meine Reisen steuern konnte und jetzt kann ich das einsetzen auch aus dieser Wirkung noch etwas angenehmes herauszuholen.

> Das liegt daran, dass Trevilor genau wie z.B. Ecstacy auf den
> Serotoninhaushalt Einfluss nimmt ...
Jaja, die kochen auch alle nur mit Serototonin ;-)


> Vieleicht interessiert Dich ja auch Phils Artikel zur Ähnlichkeit von
> Trevilor mit Amphetaminen oder auch diese Diskussion.

Uh! Ja! Link ?

> Ich habe selbst Erfahrungen mit verschiedenen psychedelischen Drogen
> gemacht und habe ähnlich wie Du auf Paroxetin reagiert (z.B. Hallus wie
> auf LSD). Ich bin unter anderem aus diesem Grund für mich zum Schluss
> gekommen, dass Psychopharmaka mir nicht helfen können.

Genau andersherum bei mir. Nachdem ich diese Seite der Psychopharmaka gesehen habe war es als ob ich einen Alten Bekannten treffe, das hat schon einmal viel Vertrauen geschaffen. Ich hoffe du willst damit nicht sagen das du mit Psychedelika schlechte Erfahrung hattest, das täte mir sehr leid. Diese Mittel sind so potent, da kann auch sehr viel falsch laufen und man kann sich damit ernsthaft Schaden zufügen.

Grüsse!
Trevilor Retard 2x75mg
alyans
Beiträge: 30
Registriert: 03.07.2005 16:21

Verzeihung!

Beitrag von alyans »

Hi Oliver,

sorry, wollte Löblein eigentlich wegen der AD-Einnahme nicht bestärken, da ich ja auch wegen den Absetzsymptomen gewarnt habe. Anscheinend habe ich das Ziel aus den Augen verloren, während ich meine Erfahrungen mit Trevilor erzählt habe. :?

Liebe Grüsse

alyans
Symptome: keine Lebensfreude,Zurückgezogenheit,Schwermut,ständige Niedergeschlagenheit,generalisierte Angst, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Einschlafprobleme, somatisierte Beschwerden
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Medikation: Doxepin 5 Jahre,Mirtazapin 2 Jahre,Sulpirid 1 Jahr,Venlafaxin und Zyprexa 1 Jahr,Citalopram 80mg und Mirtazapin 15mg (und Mianserin 10mg im Wechsel)
1. Absetzversuch: Vor 1-2 Monaten Citalopram erfolgreich abgesetzt, Ab 13.07. 10mg Mianserin>>nach 2 Tagen 5mg>>nach 2 Tagen 2,5mg>>nach 2 Tagen wieder 5mg und versuche dabei zu bleiben, klappt aber doch nicht! Also wieder 10mg
Absetzsypmtome: Überempfindlichkeit,Weinerlichkeit,nehme alles zu Herzen,Aggressivität,Grübeln,Einschlafprobleme,Müdigkeit,Erschöpfung

Therapie: bis vor 2 Tagen 10mg Mianserin, jetzt versuche ich ca. jeden 2.-3. Tag 7,5mg zu nehmen, da ich mehr Nebenwirkungen verspüre als Wirkung (nach Einnahme Verstärkung der Angst, Depression, Müdigkeit, Dämpfung usw.) Seit Anfang August täglich 7,5mg, hatte ca.1-2 Monate bis Sept.-Okt. nur 5mg Mianserin genommen und mir ging es super, danach musste ich wieder auf 7,5mg erhöhen (durch private Probleme)
ab Ende November 5mg Mianserin
Oliver
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Beitrag von Oliver »

Hallo Alyans.

Ich habe nicht Dich direkt gemeint, sondern habe das eher als allgemeinen Hinweis, wegen der Art der Anfrage von Löblein hier reingesetzt :)

Alles Gute
Oliver
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Beitrag von Oliver »

Hallö Löblein.
Löblein hat geschrieben:Uh! Ja! Link ?
Die fettgedruckten roten Textstellen sind anklickbare Links zu den Threads. Wenn Du oben auf das Fragezeichen klickst, kommst du zu einer Anleitung und weiteren Infos über die technischen Aspekte des Forums.
Löblein hat geschrieben:Interessanterweise kommen sie meist am am Ende einer Einnahmeperiode, also kurz vor der nächsten Pille. Nachdem ich hier über die Absetzerscheinungen gelesen habe kam mir der Gedanke das ich am Ende einer langen Periode zwischen der Einnahme vielleicht schon diese Absetzsymptome bekomme.
Das ist gut möglich, da Trevilor von allen modernen Antidepressiva die kürzeste Halbwertszeit hat (5 Stunden).
Löblein hat geschrieben:Ausserdem glaube ich das ich aufgrund früherer Erfahrung mit Psychedelika, welche ja massiv in den Serotonin eingreifen, quasi eine "trainierte" Leber habe welche das Zeug schneller als Normal abbaut.
Ich würde eher sagen, dass Du ein trainiertes bzw. konditioniertes Z.N.S. hast ...
Löblein hat geschrieben:Oder gibt es eine Faustregel wie man Nebenwirkung und Absetzwirkung auseinanderhält ?
Die gibt's zwar nicht, aber bei Trevilor gilt wohl, dass Nebenwirkungen und Entzugserscheinungne sich wegen der kurzen Halbwertszeit sogar während der Einnahme schon vermischen können. Schau Dir mal www.antidepressiva-absetzen.de an, da haben wir eine Checkliste der Absetzsymptome.

Löblein hat geschrieben:Ich will auch keine Werbung machen, aber mir gehts seit weniger als 3-4 Tagen zum ersten Mal seit 5-6 Jahren wieder gut. Da ist es schwierig sich zu bändigen.
Bisschen kurz, um die Qualität einer auf Monate bis Jahre hin ausgelegten medikamentösen Behandlung zu beurteilen, oder? Bei den ganzen Effekten die Du hast klingt es für mich auch ganz bestimmt nicht nach Werbung - keine Sorge ;)
Löblein hat geschrieben:Ich (36, M) nehme seit 4 Wochen Trevilor und bin sehr froh darüber. [...] Mit der Wirkung von Trevilor bin ich zufrieden, ich bin ich, aber so wie ich mich von früher kenne. [...] Wenn ihr damit Erfahrung gemacht habt beantwortet mir doch bitte soviele meiner Fragen wie möglich. Es würde mir sehr helfen besser mit diesem Medikament zu leben welches mir bisher sehr geholfen hat. Selbst wenn mir davon die Haare ausfallen würden oder ich Keuchhusten bekommen würde, immer noch besser als Depression!
Es ist Dein gutes Recht so zu denken und auch dementsprechend zu handeln, aber oben auf jeder Seite gibt's einen Link der heißt "Wir über uns" und da steht drin, warum und wofür es das ADFD gibt. Und zum Austausch im Stile von "Schöner Leben mit Antidepressiva" ist es halt nicht gedacht. Im Kompetenznetz Depression bist Du da besser aufgehoben ...
Löblein hat geschrieben:OK,OK, Vielleicht deckt sich das alles nicht 100% mit der Ausrichtung des Forums, aber genau hier gibt es die Experten die ich jetzt brauche.
Ich dachte Ärzte (klick mich - ich bin ein Link)wären die Experten? Ich dachte Diese Leute (mich auch klicken, bitte ...) wären die Experten?
Sorry, es bleibt dabei: Du bist glücklich mit Deinem Medikament? Geh zu den Experten, welche es nötig gemacht haben das ADFD ins Leben zu rufen. Wenn Du Trevilor irgendwann absetzen willst kannst Du gerne den Rat unserer unfreiwilligen Experten in Anspruch nehmen.
Löblein hat geschrieben:
Oliver hat geschrieben:Ich halte die Einnahme von Psychopharmaka aufgrund Deiner Erfahrungen mit Psychedelika schon mal ganz allein deshalb für eine sehr schlechte Idee.
Wie meinst du das? Weil ich die Psychopharmaka dann nicht mehr vertrage? Oder in psychologischer Hinsicht ? Das würde mich wirklich interessieren.
Ich meine es in psychologischer Hinsicht ... Ich bin mittlerweile nicht mehr der Meinung, dass man sein Seelenleben mithilfe bewusstseinsverändernder Substanzen steuern sollte. Ich bin nicht prinzipiell gegen den Konsum solcher Substanzen, aber ich habe mittlerweile sehr großen Respekt davor. Wenn sowas in den Alltag integriert wird läuft irgendwas falsch.

Alles Gute
Oliver
Ich sag jetzt auch einfach mal in meiner Signatur Hallo und Tschüss :)

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