Im Jahr 2007 erlebte er nach nach einigen Schicksalsschlägen (Tod des Vaters, Jobverlust, finazielle Sorgen, Eheprobleme) eine Krise, eine schwere Depression ("sein Gehirn verlor seinen Weg"). Er hatte kognitive Probleme (eingeschränkte Denkfähigkeit oder Gedankenkreisen um ein Thema) sowie Agressionen, Entscheidungsunfähigkeit und massive Unruhezustände. Er fühlte sich in einem schwarzen Loch und hoffnungslos. Er bat einen Psychiater um Hilfe.
Der erste Versuch mit Prozac (Fluoxetine) endete nach wenigen Tagen wegen schlimmen, halluzinationsähnlichen Albträumen. Es erfolgte ein Wechsel auf Venlafaxin mit dem Versprechen, das Medikament würde in wenigen Wochen bei einer langsamen Dosissteigerung wirken. Bruce hatte keine Nebenwirkungen.
Gleichzeitig hat er sich mit dem Psychiater wöchentlich getroffen, und seine Depressionen auseinandergenommen. Welche Punkte in seinem Leben stressten ihn und wie ging er damit um? Bruce hat realisisert, dass er lange vieles weggeschoben und nicht verarbeitet hatte bzw. dass er immer mehr die Erwatungen in den Rollen als Sohn, Vater, Ehemann, Liebhaber und Freund erfüllt hat, und ganz verloren hatte zu schauen, was er selbst möchte.
Nach einigen Wochen Therapie ging es ihm besser, aber erst nach drei Jahren Therapie hatte er die Angst verloren, Sachen auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und anzugehen und zu akzeptieren, dass Veränderung eben auch Unsicherheit mit sich bringt. Die Panik verschwand und er fühlte sich älter, reifer und fähiger.
Die Therapie endete, ohne dass darüber gesprochen wurde, wie es mit den Medikamenten weitergeht. Also nahm Bruce weiterhin täglich 150mg Venlafaxin ein. Zwischendurch stellte er sich schon die Frage, ob er das Medikament weiter bräuchte, aber da er Minientzüge beim Vergessen einer Dosis bereits kannte beschloß er, zunächst ein größeres verufliches Projekt fertigzustellen und dann das Venlafaxin abzusetzen. Hinzu kam, dass er zunehmend Libidoverlust spürte.
Das Gespräch mit dem inzwischen verschreibenden Hausarzt verlief typisch: Warum wollen Sie den absetzen? Geht Ihnen doch gut damit? Es gibt andere Medikamente, die weniger auf die Libido gehen. Meiner Erfahrung nach kommen nach dem Absetzen die Depressionen wieder durch und das Medikament muss wieder eingenommen werden. Bleiben Sie lieber gleich dabei.
Erfahrungen im Freundeskreis liefen auf das selbe hinaus: Viele haben Absetzversuche hinter sich und sind kurz zeit später wegen unangenehmen Zuständen wieder zur Einnahme zurückgekehrt.
Bruce erklärt:
Statt 150mg nahm Bruce nur noch 75mg ein. Am dritten Tag begannen Probleme: er konnte schlechter sehen, kaum noch still sitzen. er wurde agitiert, ruhelos und sehr geräuschempfindlich. Er konnte sich schlecht konzentrieren und gelesenes behalten. Letztendlich nahm er eine 37,5mg-Tablette dazu und es ging ihm für den Tag besser. Er versuchte es die nächsten Tage weiter mit 75mg, nahm aber nachts doch meist eine 37,5mg dazu, weil er mit Schwindel, desorientiert, seekrank und völlig durchgeschwitzt aufwachte.All of them questioned my decision to go off. Didn’t I understand that depression was caused by a chemical imbalance? It was a disease, they insisted, like diabetes, and antidepressants were like insulin. But a diabetic knows what will happen if he goes off his insulin. I was in a psychopharmacological Catch-22: the only way to know whether my depression would return if I went off of my antidepressant was to go off my antidepressant and risk depression.
In der zweiten Woche versuchte er es mit 75mg, aber die körperlichen Symptome wurden immer schlimmer. Kalte Schweißausbrücke, Muskelzuckungen, BrainZaps, Übelkeit. Die Symptome tauchten völlig zusammenhangslos auf und verschwanden wieder. Es wurde immer schwieriger für ihn, mit den Symptomen umzugehen, und es kostete ihn all seine Kraft. Er wurde immer unkonzentierter, agitierter, ängstlich und schlafloser.One night, awake and not eager to go back to lying restlessly in bed, I went online, typed in “Effexor withdrawal” and found bulletin boards full of pained, plaintive and sometimes angry posters who had quit taking their medication and were suffering a broad but surprisingly consistent range of symptoms: dry mouth, muscle twitching, sleeplessness, fatigue, dizziness, stomach cramps, nightmares, blurred vision, tinnitus, anxiety and, weirdest of all, what were referred to as “brain zaps” or “brain shivers.” While there were those who went off with few or no symptoms at all, others reported taking months to feel physically readjusted. In the face of those symptoms, many despaired, gave up and returned to the drugs.
Er fragte sich:
In der dritten Woche ging es ihm weiter schlechter. Er wurde immer gereizter, die Bainzaps nahmen zu, Kleinigkeiten brachten ihn zur Verzweiflung oder in Aggressionen.Was my depression returning, or could getting off this drug actually cause so many and various symptoms? I spoke with neuroscientists, research psychiatrists and practicing therapists. All of them knew of the difficulties some people had in getting off not only Effexor but other antidepressants as well.
Bruce entschied sich fürs Joggen, statt wieder eine höhere Dosis einzunehmen. Und innerhalb einer Woche ging es ihm durch das regelmäßige Joggen besser. Alles, was zu einem natürlichen Stressabbau beiträgt, brachte ihm Erleichterung.Ron Duman, a researcher at the Yale University School of Medicine in the psychiatry department, told me recently that there was no specific mechanism that would explain my symptoms, but that my system was trying to readapt. “Your neurons,” he said, “are literally sensing the lack of serotonin.” That was the bad news. The good news: “That the brain is able to adapt to stress, to environmental impact or pharmacological stimuli and change over time is really a key concept of how the brain works.”
Daher entscheid er sich nach der vierten Woche, auf 37,5mg zu reduzieren. neue Symptome: Gerüche und Geräusche wurden intensiver. Kleinigkeiten führten zu Tränenausbrüchen. Die BainZaps verstärkten sich wieder. Dennoch blieb er dabei und nach einem weiteren Monate ging er ganz auf Null.
In den Monaten nach dem Absetzen erlebte er den üblichen Lebensstress und ein paar extreme Situationen, er fühlte sich gut, schlecht, traurig, unglücklich, glücklich, hoffnungslos und hilflos. Aber die chronischen, schmerzvollen und perspektivlosen Zustände wie vor Beginn der Einnahme kamen nicht zurück.
Bruce fragt sich, was ihn insgesamt nach der Depression in Leben zurück brachte. Medikamente, Therapie oder beides? War es einfach die Zeit? Er glaubt schon, dass in der Zeit der Depression auch seine Gehirnchemie durcheinander war, denn die Fähigkeiten zu denken und zu fühlen stünden ja im Zusammenhang mit der Gehirnchemie. Aber brauchte er die Medikamente wirklich, um wieder "Ordnung" reinzubringen? Was, wenn der Psychiater gesagt hätte: das schaffen Sie auch ohne Medikamente? Wenn er über den anstrengenden, schweren Entzug vorher aufgeklärt worden wäre, hätte er dann überhaupt Medikamente genommen?
Alle Ärzte, mit denen er gesprochen hat, haben selbst zugegeben, die Theorie eines chemischen Ungleichgewichts (v.a. Serotoninmangel) sei zu einfach. Bruce meint, für einige menschen sind die Medikamente lebensrettend, für andere sei die Einnahme vielleicht eher Bequemlichkeit statt Heilung, so dass man einfach in schwierigen Umständen weitermacht, ohne notwendige Veränderungen anzustoßen? Und wenn man mal mit Medikamente angefangen hat, wie kommt man dann durch den Entzug und wieder davon los? Was, wenn die Abhängigkeit von den Medikamenten einen davon abhält, die Ursachen des Stresses zu lösen?
Der Entzug war schwierig, aber Bruce hat niemals daran gedacht, die Medikamente wieder einzunehmen. Er genießt den wiedergewonnen Blick auf seine Emotionen und seinen Körper. Er stellt sich den Schwierigkeiten des Lebens ohne Angst zu haben, in eine Depression zurückzufallen. Er hängt nicht an der Illusion fest, dass er all seine Schwierigkeiten für immer gelöst habe oder dass alles, was er erlebt hat, nicht auch weiter Auswirkungen haben wird. Das Leben, wie das Gehirn, habe zu viele miteinander verbundene Schaltkreise. Aber es sei eben auch immer im Wandel.
Vielleicht habe der Umgang mit den Ängsten des Lebens seine eigene Chemie, erklärt Bruce. Er weiß, dass er jede Sekunde seiner Depressionen gehasst hat. Er weiß nicht, ob die Medikamente wirklich geholfen haben. Aber er weiß, dass er sehr froh ist, dass er diese wieder abgesetzt hat.
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