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Arianrhod: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 16.11.2015 23:52
von Arianrhod
1)Unter Neuroleptika 2005 - 2011

Von anfang an war die Medikation bei mir ein Teil des Problems, nicht der Lösung. Ich war lethargisch, sehr dick, hatte Denkstörungen , war stark verlangsamt, also all das, was man sich unter "psychisch behindert" vorstellt. Trotzdem habe ich es zwei Jahre lang mit 800mg Amisulprid ausgehalten und dann leider viel zu schnell abgesetzt.
Was soll ich sagen? Dieser Entzug wart fürchterlich. Stundenlange Angst- und Panikattacken. Derealisationserleben. Optische Halluzinationen. Übelkeit und unstillbares Erbrechen und eine Gewichtsabnahme von 30 kg in 2 Monaten.
Diesen Zustand habe ich fast vier Monate ertragen, dann habe ich mich doch zu einem neuen Neuroleptikum "überreden" lassen.( In der Psychiatrie, mit Beschluss).
Auf diese Weise ging das Leben weiter.
Ich versuchte noch ein paarmal abzusetzen. Vermutlich zu schnell, auf jeden Fall kam es bei jedem Versuch zu psychotischen Symptomen. Dann wurden neue Medikamente gegeben. Eines davon , Risperidon, verursachte bei mir als Nebenwirkung starke Ängste.
Ich bekam eine Menge niedrigpotenter Neuroleptika gegen die Ängste, doch nix half. Besser wurde es erst, als ich darauf bestand, Risperidon gegen Paliperidon. auszutauschen .
Ich war Drehtürpatientin in der Geschlossenen und unfähig, auch nur alleine vor die Tür zu gehen.
Ich war suizidal und verzweifelt.
In diesem Moment bekam ich den Rentenbescheid und die Prognose einer schweren chronischen Psychose ( Das Gutachten habe ich noch.)
Mein letztes Medikament, das ich nahm, nachdem mir Haldol eine Akathisie (Bewegungsunruhe) beschert hatte, war dann die Dosis von 800mg Quetiapin retard (Seroquel prolong)

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.11.2015 00:12
von Arianrhod
2. Die Suche 2012
Irgendetwas trieb mich an, nicht aufzugeben. Ich hatte mal ein Leben: Familie, ein Studium, einen interessanten Beruf, längere Zeit im Ausland
. Ich konnte mich nicht damit abfinden, dass das alles vorbei sein sollte.
Ich versuchte Hilfe zu bekommen.
Zwei Fachleute, deren Schriften mich sehr beeinflusst haben, waren Peter Lehmann und Dr. Volker Aderhold. Von dem ADFD wußte ich leider nichts.

Ich hatte zwar schon mehrere Absetzversuchge hinter mir, die gescheitert waren, aber Scheitern ist auch Erfahrungen sammeln. Ich kannte beispielsweise meine "Absetzsymptome". Auf "Das ist ein neuer Krankheitsschub!" würde ich nichts mehr geben.

ich beherzigte besonders diese beiden Artikel:

Reduktions~ und Absetzversuche therapeutisch begleiten.

Ein unterstützendes soziales Netzwerk ist sehr hilfreich.
Zunächst sollte ein Krisenplan aufgestellt werden, Ängste und Gefahren sollten benannt und überprüft werden.
Der gesamte Verlauf sollte protokolliert werden.
Die Reduktion muss in kleinen Schritten erfolgen und kann mehr als zwei Jahre dauern.
Auf jeder Reduktionsstufe sollte vor weiteren Schritten Stabilität erreicht werden.
Wesentlich sind gesunde Ernährung, Obst, Wasser, körperliche Bewegung, Ruhe und viel Schlaf. Alkohol, Drogen, ggf. Kaffee sind kontraindiziert.
Es ist mit stärkeren emotionalen Reaktionen zu rechnen, geeignete Verarbeitungshandlungen (kreativer Ausdruck, Sport, …) kann man sich gut im Vorfeld überlegen.
Werden Entzugssymptome zu ausgeprägt, war der Reduktionsschritt zu groß und sollte rückgängig gemacht werden. Dann wieder Stabilität erlangen, der nächste Reduktionsschritt sollte kleiner ausfallen.
Kurzfristig auftretende psychotische Symptome müssen nicht zwangsläufig zur Dosiserhöhung führen. Andere geeignete Behandlungsformen sind z.B. Entspannungstechniken, Grundsätze des Recovery, Coping-Techniken bei Stimmenhören, Einzeltherapie, Familientherapie und traditionelle chinesische Kräutermedizin.
Auch Reduktion ist erstmal ein Erfolg. Nach therapeutischer Begleitung sind weitere Versuche sinnvoll. .


http://www.pinel-online.de/index.php?id=573

und

Um Absetzsymptome so gering wie möglich zu halten, sollte man nach der
10%-Regel vorgehen, d.h. die Dosis jeweils um 10% reduzieren. Bei späteren
Reduktionsschritten sind oft sogar noch kleinere Dosis-Stufen sinnvoll.

Die Reduktion sollte erst dann weiter fortgesetzt werden, wenn für einige Wo-
chen eine Stabilität mit dieser Dosis erreicht wurde. Je nach Dauer der voraus-
gegangenen Einnahme wird eine Wartezeit von 3 bis 6 Wochen vorgeschlagen,
bevor weiter reduziert wird. Sollten sich Absetzsymptome wie Schlafstörungen
oder Unruhe einstellen, sollte vor dem Abklingen der Symptome nicht weiter
reduziert werden.

Mögliche psychische oder körperliche Absetzsymptome stellen sich schnell ein
und verändern sich. Sind sie zu ausgeprägt, war der Reduktionsschritt zu groß.
Dann ist die Rückkehr auf die letzte Dosis – eventuell für einige Tage sogar
etwas höher dosiert – richtig. Vor einem erneuten und auf jeden Fall kleineren
Reduktionsschritt sollten 2–4 Wochen abgewartet werden


http://www.dgsp-ev.de/fileadmin/dgsp/pd ... 14_web.pdf

ich würde mit diesen beiden Texten sozusagen arbeiten.

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.11.2015 00:26
von Arianrhod
Vorgehen 2012 - 2014


Ich begann eine Psychotherapie, um herauszufinden, warum ich auf Stress und Angst eigentlich mit seelischen Krisen reagiere. Kindheit und Jugend, sich abgrenzen können, Nein sagen lernen, Recht auf Pausen, das waren so meine Themen.

Ich suchte mir einen neuen Psychiater. Dieser war zwar gegen völliges Absetzen, aber er war pro Reduzieren. Er war sofort damit einverstanden, die 800 mg auf 400 mg zu reduzieren.

ich hatte es geschafft, in dem ich zu mehreren Ärzten bin ( Hausarzt, Neurologe, Psychiater), so ziemlich alle Tabletten da zu haben: 400er, 300er, 200er, (100er gibt es nicht bei Sero prolong) 50 er.

ich fing bei 800 mg an-. (
1 - 6 Woche 600 mg. ( ging gut)
6- 12 Woche 400 mg ( Hier wollte mein Psychiater eigentlich, dass ich aufhöre. Aber ich wollte nicht aufhören. Ich fing allmählich an, mich besser zu fühlen und nicht mehr 16 - 20 Stunden täglich zu schlafen. )


12 - 18 Woche 300 mg
18- 24. Woche 200 mg . ( dann bekam ich leichte Angstgefühle.)
ich wieder auf 250 mg hoch. Nochmals 6 Wochen gewartet, bis ich wieder okay war.)

30. - 36. Woche 200 mg
36. - 42. Woche 150 mg
42. - 48. Woche 100 mg (Es wird schwieriger je näher an der 0. Daher ließ ich mir jetzt noch mehr Zeit .)
48.- 52. Woche immer noch 100 mg

jetzt war ein Jahr rum und ich war immer noch am Ausschleichen!

1 - 8. Woche: 50 mg ( eigentlich ging es mir gut. Überlegte, ob ich es dabei lasse. )
Jetzt stand ich außerdem vor einem Problem. Die kleinste Dosis von Quetiapin retard sind 50 mg. 25 er gibt es nur in unretardierter Form,. Nur - wie komme ich da dran?

Beim nächsten Psychiatertermin sagte ich meinem Psychiater, dass ich Einschlafschwierigkeiten hätte und ob er mir nicht unretardiertes Sero verschreiben könnte.
Ich fühlte mich richtig mies. :( Ich bin normalerweise ein grundehrlicher Mensch und trickse überhaupt nicht gerne.
Ich bin nach wie vor der Meinung, man sollte mit seinem Arzt verhandeln können. Dass ich keinem Psychiater mehr wirklich vertraute, ist vielleicht erklär- aber nicht entschuldbar.

9. - 16. Woche 25 mg unretardiertes Sero.
16. - 20. Woche 12, 5 mg ( Tablettenschneider)
20. - 24. Woche ( immer noch - ich trau mich nicht).

Ab der 24. Woche wurde geviertelt, wieder mit dem Tablettenschneider. Also 6,25 mg Seroquel zur Nacht. So langsam eine homöopathische Dosis.

30. Woche ich gehe raus. Ein Jahr und fast 8 Monate hatte ich gebraucht.
Und vor 9 Jahren hatte ich das erste Mal Neuroleptika genommen

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.11.2015 00:33
von Arianrhod
Die Zeit danach 2014 - heute

Es dauerte noch zwei Monate, bis ich meiner Psychotherapeutin "gestand", angesetzt zu haben.
Sie sprach freundlicherweise mit meinem Psychiater. Er reagierte gottseidank weder beleidigt noch gekränkt, sondern sehr professionell.
"Versprechen Sie mir, dass Sie zu mir kommen, wenn Sie eine Veränderung bemerken. "

Ja - und bis heute?
ich habe mich geändert. Ich bin mitfühlender, freundlicher, geduldiger geworden. Ich bin oft traurig, weil ich Teile der Kindheit meiner Kinder nicht mitbekommen habe ( habe ja nur geschlafen). Meine Ehe hat gottseidank überlebt.
Was geblieben ist, ist, dass ich nicht so genau weiß, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ein Knacks. Eione gewisse Ziellosigkeit, eine Ahnung davon, dass es Dinge gibt, die sich andere nicht vorstellen können. Wenn die Sprache auf den Job, auf Urlaubsteisen, etc. kommt, kann ich nicht mitreden. Ich tu so vieles nicht, was Erwachsene in meinem Alter normalerweise tun.

Bitte, wer Fragen hat, fragt nach. Danke , wenn ihr bis hierhin gelesen habt, der Text ist sehr lange.

liebe Grüße Arianrhod

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.11.2015 10:12
von Lisamarie
Hallo Arianrhod, danke für deinen Erfahrungsbericht, das ist ja genau der Weg den wir hier ja auch gehen, langsam und kontinuierlich runter im Einklang mit seinem Körper soweit es möglich ist. Schön das du es geschafft hast , du kannst stolz auf dich sein.
lg Petra

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.11.2015 10:54
von Murmeline
Liebe Arianrhod,

auch von mir vielen Dank für Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Wir empfehlen hier grundsätzlich einen sehr konservativen Ansatz, der das Absetzen als "Jahresprojekt" ansieht, nach individueller Geschichte oder Verlauf kann es auch länger dauern.

Wir haben hier Informationen gesammelt, wer ein langsames Auscchleichen auch empfiehlt: http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?f=19&t=10199, Peter Lehmann oder die DGSP-Broschüre gehören da auch dazu.

Mich würde noch interessieren, ob und welche körperlichen/psychischen/kognitiven Symptome es bei den Schritten gab. Ob diese sich dann mit der Zeit gebessert hatten, so dass Du wusstest: ok, nach dem Reduktionsschritt passiert vermutlich wieder das und das oder irgendwas, aber wenn ich das einige Zeit durchstehe, dann pendelt es sich wieder ein.

Deine Geschichte macht Mut, ich freue mich sehr, dass Du sie mit uns teilst.

Grüße, Murmeline

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.11.2015 19:14
von Arianrhod
Danke Lisamarie und Murmeline,
Murmeline hat geschrieben: Mich würde noch interessieren, ob und welche körperlichen/psychischen/kognitiven Symptome es bei den Schritten gab. Ob diese sich dann mit der Zeit gebessert hatten, so dass Du wusstest: ok, nach dem Reduktionsschritt passiert vermutlich wieder das und das oder irgendwas, aber wenn ich das einige Zeit durchstehe, dann pendelt es sich wieder ein.
Am meisten Sorgen machte ich mir bei dem "Sprung auf 0". Das war nämlich der Punkt, an dem die anderen Versuche gescheitert waren.
Normalerweise war es so: Nach dem totalen Absetzen fühlte ich mich so super, jemand sprach mal von "Absetz- Flitterwochen". Zwei bis drei Wochen später beginnen dann die Absetzsymptome. Man hat ja noch eine Weile NL im Körper.

Körperlich war der Entzug erstmal durch eine ziemliche Gewichtsabnahme gekennzeichnet, 30 kg, am meisten am Anfang.
Ich wiege aber immer noch 20 kg mehr als vor der Neuroleptikaeinnahme.
Was ich sehr begrüßte: Ich schlief viel weniger. Von 16- 20 Stunden plötzlich auf 8-10. Ich hatte plötzlich viel mehr Zeit am Tag.

Meine Denkfähigkeit verbesserte sich enorm.
Ich konnte ganz lange keine Seite in einem Buch lesen, keine Filme sehen, aus dem Grund, weil ich das Vorhergehende gleich wieder vergaß.
Personen konnte ich mir auch nicht merken. Bei Tests waren meine kognitiven Fähigkeiten ganz unten,
Das war ein großer Schlag gewesen, weil ich mich immer auf meinen Verstand verlassen hatte. Ab 100mg Quetiapin verbesserte sich die kognitive Leistung schlagartig und ab da kontinuierlich.

Meine Gefühle überrannten mich erstmal.
Ich war lange Jahre lang apathisch gewesen. Nichts hatte mich wirklich im Inneren berührt.
Ungefähr ab 200 mg kamen die Gefühle wieder zurück - aber hallo. Ich wurde zur Heulsuse, war am Wasser gebaut, erlebte das, was mir andere Menschen erzählten, hautnah. Die Tagesnachrichten konnte ich nicht mehr gucken vor Weinen.
Ich fand das so anstrengend, dass ich um ein Haar wieder NL genommen hätte.Als hätte ich keine Haut mehr.
Gottseidank hatte ich meine sehr gute, freundliche Psychotherapeutin, die mir da half.
Auch was die inneren Gefühlswallungen angeht.
Sie übte mit mir: Abgrenzen, Nein sagen, Pausen machen, all das, was man nicht gut kann, wenn man plötzlich sehr sensibel und offen ist ( und was ich früher, nebenbei bemerkt, auch schon nicht gut gekonnt habe).

Im Moment hat sich alles eingependelt. Ich freue mich, dass ich mitfühlen kann, dass ich denken kann, dass ich mich freuen und auch, dass ich traurig sein kann.

liebe Grüße Arianrhod

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 12.06.2016 20:22
von falbala
hallo , ich hab deinen Absetzbericht gelesen , du hast tatsächlich von 50 mg Seroquel retard auf 25 mg unretardiert runter dosiert ?
Hab ich das richtig gelesen ?
LG falbala

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 13.06.2016 21:01
von Arianrhod
ich habe zunächst von einmal täglich 50 mg Seroquel retardiert zur Nacht auf zweimal täglich 25 mg Seroquel unretardiert morgens und abends umgestellt, stimmt, das kommt in meinem Bereicht nicht raus, weil ich vergessen habe, die Einnahmehäufigkeit dazu zuschreiben, entschuldigung.

liebe Grüße Arianrhod

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 14.06.2016 15:14
von falbala
Hallo , und dann ? Wie hast du es weiter reduziert ? Auf 25mg abends ? Und morgens einfach weg gelassen ?
Das hab ich nicht richtig verstanden , Sorry.

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.06.2016 14:35
von Arianrhod
falbala hat geschrieben:Hallo , und dann ? Wie hast du es weiter reduziert ? Auf 25mg abends ? Und morgens einfach weg gelassen ?
Das hab ich nicht richtig verstanden , Sorry.
Nein, ich habe nix "einfach weggelassen" :wink:
Die 25er haben den Vorteil: Die kann ich teilen. Mit meinem extra dafür angeschafften Tablettenschneider.
Also habe ich erstmal geteilt.

12.5 mg - 0 - 25 mg ( vier Wochen lang so gelassen. Der nächste Schritt durfte erst erfolgen, wenn ich mich stabil und sicher fühlte. Wenn komische Angstgefühle auftauchen - NICHT weiter runter, das ist das sichere Zeichen, dass dein Gehirn gerade mit Enzugssymptomen kämpft.....)
dann
12.5 mg - 0 - 12.5 mg / dito)
8.3 mg ( gedrittelt!) - 0 - 12.5 mg
8.3 mg - 0 - 8.3 mg
4.15 mg - 0 - 8.3 mg

etc. (Meine Regel: Je näher zur 0, desto KLEINER müssen die Schritte werden. Zwischen 800 und 400 mg Sero habe ich keinen Unterschied gespürt, zwischen 25 und 12mg, holla die Waldfee.....)

Zum Ende hin war es ein ziemliches Gewurstel mit den Krümeln....aber es hat sich für mich gelohnt, ich habe wirklich absetrzen können.

liebe Grüße Arianrhod

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 17.06.2016 23:06
von falbala
Hallo ,jetzt hab ich verstanden . Ein ganz schön langer Weg ,aber du hast es geschafft . Ich war ja auch mal bis auf 12,5 mg runter . Das ging mit den 25mg Tabletten ja auch super . Aber wie hast du dann die kleinst Dosen geschafft ? Geschätzt oder gewogen ?
wäre ich mal gut erst garnicht auf Prolong gegangen . Aber nu ist das Kind in den Brunnen gefallen .
Mal schauen wie ich das machen werde . 25 mg morgens .......ich weiß nicht ob man damit arbeiten kann .

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 19.06.2016 15:06
von kugayama
Hallo Arianrhod,
beeindruckender Bericht. Ich hoffe, es geht dir jetzt etwas besser.
Kannst du mir etwas zu diesen Ängsten erzählen, und zu dieser dünneren Haut, die du bekommen hast?
Wovor hattest du Angst? Hattest du in diesen Phasen auch schon mal etwas Unbedachtes getan, was du später bereut hast?
Mein Ex hatte mich Knall auf Fall verlassen, nachdem Seroquel verringert wurde. Er fühlte sich unter Druck gesetzt von mir und beendete es unvermittelt, ohne auch nur den geringsten Versuch zu starten, Dinge zu klären oder Kompromisse zu finden.
Grüße, Kugayama.

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 25.06.2016 18:18
von Arianrhod
Hallo kugayama,

die ängste sind eher so, dass sie mich von allem Unbedachten ABHALTEN. Was du beschreibst, hatte ich eher in hypomanischen Phasen.
Ich war zuvor ein recht mutiger Mensch. Ich habe jahrelang in Südamerika gelebt und gearbeitet und war im Dschungel. Ich habe echt schon gefährliche Situationen überstanden. Aber jetzt- ich bin ein Hühnchen. Ich habe Angst, dass ich den Schlüssel verliere und nicht zur Tür reinkomme. Angst vor dem Busfahren, vor Hunden, vor steilen Treppen - ääääääh, diese neue Arianrhod gefällt mir nicht, ich finde sie nervig. Es ist so eine Grundanspannung, eine Grundängstlichkeit. Meine Psychotherapeutin hält das für eine Hirnschädigung durch Neuroleptika. Ich hoffe sehr, dass es vorbei geht....
Komische Reaktion von deinem Ex. War er nicht froh darüber, dass du wieder lebendiger, zugänglicher, wacher, intelligenter wurdest? Oder war es ihm im Grunde Recht, dass er eine lethargische Frau hatte, die zu allem Ja und Amen sagt? Manchmal findet sich so ein Partner in die Rolle als Krankenpfleger und Helfer - dann passt es ihm nicht, wenn die Partnerin gesünder wird. Das ist schade, aber auf der anderen Seite würde so ein Mann dich immer ausbremsen ...
liebe Grüße Arianrhod

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 05.07.2017 20:57
von Reena
Vielen Dank Arian, für deinen Erfahrungesbericht!!!
Da hast du ja auch ganz schön was durchmachen müssen und schlussendlich, wie sicherlich viele von hier, den Weg irgendwie alleine finden müssen! Ich bin immer und immer wieder schockiert, auch wenn ich es ja inzwischen weiß, wie stark diese Medikamente unsere ganzen Persönlichkeit verändern und wie wir dadurch gar nicht mehr wissen, welche Gefühle und Körperwahrnehmungen nun eigentlich wirklich von uns kommen und was durch das Medikament verursacht ist...
Wie schön, dass du es geschafft hast, es dir wieder besser geht und du jetzt wieder viel mehr du selbst bist! Sind denn die Ängste, von denen du geschrieben hast in der Zwischenzeit auch wieder besser geworden?
Du bist ja doch um einiges schneller runter gegangen bei den Absetzschritten, als die 10% Regel, du hast relativ oft halbiert, oder? Das ist toll, dass du da dann doch so "schnell" raus gekommen bist! Ich wünsch dir weiterhin alles Gute!

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 27.11.2017 18:01
von Maria12
Hallo Arian,
vielen Dank für Deinen Absetzbericht. Der macht Mut.
Mir geht es ähnlich, nein sagen, sich abgrenzen, Pausen gönnen ... das waren noch nie meine Stärken.
Und vielleicht schau ich mir das mit den dritteln/vierteln von Dir ab ... ;)

Viele Grüße und immer beste Gesundheit

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 28.11.2017 14:38
von Arianrhod
Reena hat geschrieben:Du bist ja doch um einiges schneller runter gegangen bei den Absetzschritten, als die 10% Regel, du hast relativ oft halbiert, oder? Das ist toll, dass du da dann doch so "schnell" raus gekommen bist! Ich wünsch dir weiterhin alles Gute!
Gerade bei hohen Anfangs- Dosen ist es am Anfang oft möglich, große Schritte zu machen und sogar die Dosis zu halbieren.
Der Grund ist, dass die Andockstellen für die Neurotransmitter alle schon 100% besetzt sind , und mehr als 100% geht nicht! Die hohe Dosis ist eigentlich eine Überdosis , die auch außer Nebenwirkungen nichts mehr bringt.
800 mg Quetiapin ist defintiv über dem Sättigungswert.
Irgendwann kommt man aber beim Absetzen in den wirksamen Bereich, und das ZNS bemerkt, dass da eine Substanz entzogen wird. Daher: Je mehr Richtung 0 , desto kleiner müssen die Schritte werden.
Wenn ein Arzt sagt: " Jetzt nehmen Sie sooo wenig, da können Sie es gleich weglassen!", liegt er leider falsch....

liebe Grüße Arian

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 28.11.2017 15:50
von Kimeta
Liebe Arian,

ich habe in einem anderen Forum :wink: von Deinen Kopfschmerzproblemen gelesen, deshalb wollte ich Dir gerne einen solidarischen Gruß schicken und gute Besserung wünschen! Hoffentlich hat man dort noch Tipps für Dich, die Dir weiterhelfen.

Viele Grüße
Kimeta

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 28.11.2017 16:39
von Arianrhod
Hallo liebe Kimeta,
hoffe dass du mir dort schreibst. :)

liebe Grüße Arian

Re: Mein Erfahrungsbericht: Absetzen von Quetiapin

Verfasst: 06.12.2017 16:28
von Flummi
Hallo arian,
dein Bericht macht wirklich Mut. Ich war eine Zeitlang auch mal drehtürpatientin, letztlich, weil niemand einem sagt, wie absetzen wirklich geht. So hat man dann stärkere psychosen als je zuvor, das ganze Umfeld ist erschrocken und schiebt es bis heute auf die Krankheit. Ich bin immer noch bei 3 mg bis zum Ende des Jahres, aber mit scheint, dass sich das langsame absetzen wirklich lohnt. Ich bin gespannt. Vielen dank!
Herzlichst,
Claudia