Guten Abend
Ich wollte mich wieder einmal melden.
Folgendes kann ich berichten.
Seitdem ich als austherapiert gelte, versuche ich, mich mit dem Gesichtsschmerz und dem Trigeminusnerv-Problem zu arrangieren.
Es geht auch einigermaßen.
Ich habe einen Dauerschmerz, mit dem ich leben kann, wenn er nicht über 5 (5 von 10 auf der Schmerzskala) geht - sonst ist das (nur leidlich helfende) Morphin dran.
Der Trigeminus hat sich Gott sei Dank beruhigt; ich muss aber alle Trigger vermeiden (zB etwas Hartes auf der linken Seite kauen, links unbequem liegen usw.)
Meine Galle ist nach wie vor kaputt und die OP Anfang April musste ich absagen, weil ich einen grippalen Infekt nach dem anderen habe. So darf ich aber nicht operiert werden.
Der letzte Infekt war begleitet von einer doppelseitigen Gehörgangsentzündung, was wirklich fies bis unerträglich ist, aber ich will nicht jammern.
Zwischenzeitlich stand ich unter Quarantäne und musste einen Coronatest abwarten, er fiel negativ aus.
Mein Körper ist geschwächt und ich bin sehr erschöpft. Diese andauernden Schmerzen machen mich fertig, mürbe.
Sehr ungünstig entwickelt hat sich ganz generell die Schmerzproblematik.
Ich gehöre zu den Patienten, bei denen sich der Schmerz verselbständigt hat in dem Sinne, dass er anfängt ohne Auslöser und lokal ungebunden aufzutauchen.
Mein behandelnder Schmerzarzt benutzte den Begriff des "frei galoppierenden" Schmerzes, was ich zutreffend finde.
Für mich selber habe ich Attribute wie willkürlich, wahllos, unberechenbar.
So passiert es mir, dass von einer Sekunde auf die andere, ohne erkennbaren Anlass, irgendwo in meinem Körper einen Nervenschmerz losbricht / einschießt, ohne dass ich erkennen könnte, wieso überhaupt.
Und wir reden nicht von etwas Aua, sondern einem solch heftig brennenden, heißen, feuernden Nervenschmerz, dass ich denke, ich stehe in Flammen.
Ich sitze dann beispielsweise nachts senkrecht im Bett, weil es zB in meinem Zeh so losfeuert, als wäre er gerade am Absterben. Und der Zeh ist nur ein Beispiel.
Ich habe das auch schon im Rücken, in den Fingerspitzen, im Bein, im Handgelenk ..... und sonstwo gehabt.
Ich gucke dann verstört auf das betroffene Körperteil und analysiere, was los ist.
Habe ich mich verletzt und es nicht bemerkt? Ist vielleicht was spontan entzündet? Habe ich mich am Tag zuvor an dieser Stelle überlastet? Und so weiter.
Die Antwort ist in 99% der Fälle Nein. Ein erschütternd banales Nein.
Der Schmerz kommt, bringt mich und mein Nervensystem und mein Herz zum Rasen, gleichzeitig treten meine PTBS / Traumasymptome auf (Panik, Horror, Ausgeliefertsein, Herzrasen, Durchfall, Würgen...) und dann ist es Aus.
Es ist klar erkennbar, dass der Schmerz seine eigentliche Funktion, nämlich zu warnen, völlig verloren hat.
Und hier muss man ganz klar feststellen, dass in meinem Oberstübchen wirklich einiges nicht mehr so arbeitet, wie es soll.
Die ganzen Neuronen scheinen mir falsch verknüpft zu sein, das Gehirn / ZNS und generell der Körper ist außer Rand und Band, unkontrollierbar und macht, was er will.
Aus dem Gehirn werden grund- und anlasslos massive Schmerzimpulse losgefeuert und das Einzige, was ich dann noch tun kann, ist versuchen, nicht überzuschnappen und / oder panisch zu werden, was aber nicht immer gelingt.
Sobald ein bestimmtes Schmerzlevel oder andauernde Zeit überschritten ist, wird mein Traumaprogramm aktiv und dann ist es aus.
Dann muss das wirklich starke Zeug her (Opiate) und auch die wirken nicht richtig, was die Verzweiflung nur weiter steigert.
Letzte Woche hatte ich über viele Stunden in der Nacht einen so schlimmen Nervenschmerzzustand in meinem Oberschenkel (als ob man ihn angezündet hätte), dass ich mir gesagt habe, ich bettele mir Geld von Familie und Freunden zusammen und reise in die Schweiz aus, um mir einen assistierten Suizid / Sterbehilfe zu leisten.
Ja, so weit bin ich manchmal mit meinen Gedanken.
Es muss enden. Denn so kann ich nicht leben.
Ich kann mit solchen schlimmen Schmerzen nicht leben!
Mein nächster Schritt ist, dass ich nach einer guten psychosomatischen Klinik mit anthroposophischen Ansatz Ausschau halten werde, denn ambulant ist hier alles ausgereizt und Ärzte und ich sind hilf- und ratlos.
Nach Medikamenten will ich nicht mehr groß schauen, es gibt nichts Hilfreiches, eher nach meiner Psyche.
Ich bin massiv erschöpft und ausgelaugt, zermürbt und schwach.
Mein Schlaf ist eine Katastrophe und es fehlt die Kraft fürs Leben.
Aber aufgeben werde ich nicht.
Es grüßt lieb
Jamie