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Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Sammlung von Erfahrungsberichten mit Psychopharmaka.
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hafflpaff
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Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von hafflpaff »

hallo

ich bin eine weibliche 27jährige, und dank der informationen dieses forums seit anfang august "clean".

zu meiner geschichte: nach einem durch völlige emotionale überlastung ausgelösten nervenzusammenbruch, der sich in panikattacken (hatte ich früher schon mal aber allein ohne medis sehr gut in den griff gekriegt) und denkstörungen bzw. krassen konzentrationsstörungen und schlafproblemen äußerte, verschrieb ein psychiater mir im januar 2008 citalopram. im nachhinein heißt es dies sei damals aufgrund meines depressions-scores absolut angezeigt gewesen. ich bin überhaupt nicht dieser meinung! ich war damals höchstens leicht depressiv, gab mir aber die verantwortung mich dieser emotionalen belastung ausgesetzt und mich selbst nicht hinreichend geschützt zu haben. natürlich kreuzt man dann "ja" an wenn man gefragt wird, ob man sich selbst vorwürfe macht...

wie auch immer, das citalopram zeigte schon nach wenigen tagen wirkung, und zwar derart, dass ich regelrecht manische zustände hatte. ich erlag zb. einem kaufrausch, bei dem ich (als alg-II-empfänger!!) für 50 euro accessoires kaufte. und das, obwohl mich sowas vorher nie groß interessiert hat, ich bin nicht der typ der schmuck trägt! nach ca. zwei wochen fühlte ich mich dann plötzlich merkwürdig gedämpft. ich fühlte weder negative noch positive gefühle richtig. hinzu kamen körperliche nebenwirkungen wie ständige magen-darm-probleme. ich konnte keine orgasmen mehr haben, und konnte mich auch nicht mehr verlieben! während der kompletten zeit die ich antidepressiva nahm, war mein gefühlsleben auf eis gelegt. die panikattacken haben sich übrigens dadurch kaum gebessert, die bekam ich nur mit tavor wirklich in den griff. ich war krankheitsbedingt vor dem nervenzusammenbruch sehr abgemagert gewesen, und schaffte es nicht wieder gewicht zuzulegen. lediglich auf die schlafstörungen und die konzentrationsstörungen hat sich citalopram recht positiv ausgewirkt. allerdings habe ich mittlerweile durch therapeutische maßnahmen nachvollzogen warum es überhaupt zu diesem zusammenbruch kam, und bin der meinung, dass eine gezielte therapie mir auch ohne medikamente geholfen hätte, und mir die hölle des absetzens erspart geblieben wäre.

ich hatte einige wochen nach beginn der einnahme einen termin bei selbigem psychiater und fragte ob die dosis (20mg) vielleicht etwas zu hoch für mich sei, und ob ich sie etwas runtersetzen könne. er meinte jedoch weniger als 20mg hätten keinen therapeutischen nutzen, und sagte ich solle fortfahren wie bisher.

als ich somit im april aufgrund besagter nebenwirkungen beschloss das ad vorsichtig auszuschleichen tat ich dies auf eigene faust, da von seiten des psychiaters keine hilfe zu erwarten war. die empfehlung des beipackzettels lautete von 20mg auf 10mg, nach 2 Wochen dann auf 0mg. *großes gelächter*
ich dachte also mit der reduktion von 20 auf 15mg läge ich auf der sicheren seite. direkt in den ersten tagen fühlte ich mich emotional besser, befreiter, aber nach ca. 5 tagen brach die hölle los: übelkeit, durchfall, panikattacken wie ich vorher noch nie welche hatte, das gefühl in einem horrorfilm zu sein usw. usf. ich wäre fast aus dem fenster gesprungen! sowas kann keiner verstehen, der es nicht selbst erlebt hat! nachdem ich es geschafft hatte zu realisieren was da überhaupt gerade mit mir passiert, warf ich mir eine kräftige dosis tavor ein, die zum glück recht schnell etwas linderung brachte. ich setzte mich an den pc, googlete nach "antidepressiva absetzen" und stieß auf dieses forum. nach ausgiebiger lektüre war mir die sache klar. ich setzte die dosis bei der nächsten einnahme wieder auf 20mg hoch, und einen halben tag später schon waren sämtliche symptome verschwunden! dafür bekam ich einen erneuten manischen kaufrausch, bei dem ich für 100 euro heimtextilien kaufte! (die ikea-familiy-kreditkarte machts möglich) es war faszinierend: ich beobachtete mich selbst bei dem was ich da tat, mir war auch völlig bewusst, dass ich mir das alles gar nicht leisten konnte und auch nicht unbedingt brauchte, aber es war ein so geiles gefühl diese sachen zu kaufen, dass ich einfach nicht aufhören konnte!

entsprechend den empfehlungen die ich gelesen hatte wandte ich mich an meinen hausarzt (um einen termin bei einem psychiater zu bekommen muss man hier monatelang warten!). der war recht ungläubig, meinte er hätte schon des öfteren ad verschrieben und nie hätte jemand solche probleme gehabt. *nochmal großes gelächter* aber er half mir, indem er mir fluoxetin verschrieb. der wechsel von citalopram auf fluoxetin klappte ohne probleme, und schon einige tage später konnte ich mit dem absetzen beginnen. zunächst ging ich dabei so vor, dass ich einmal pro woche die dosis um 0,2ml verringern wollte (ausgangsdosis 5ml = 20mg). das habe ich 3-4 wochen so gemacht, hatte allerdings immer genau 8 tage nach der reduzierung merkwürdige symptome. diese waren oft emotionaler natur, manchmal aber auch regelrecht wie auf irgendwelchen drogen sein. ich erinnere mich an einen frühlingstag, wo ich plötzlich jedes einzelne blatt der mich umgebenden bäume gleichzeitig in seiner vollen intensität wahr nahm. das überforderte mein gehirn völlig, und erforderte mal wieder tavor um damit klarzukommen.
ich fand dann aber heraus, dass es viel besser funktionierte wenn ich jeden tag die dosis um 0,05ml verringerte. das ging einige wochen lang relativ gut ohne nennenswerte probleme. nachdem ich einige wochen so gut wie gar keine absetzsymptome hatte, versuchte ich die reduktion auf 0,1ml pro tag zu erhöhen, was aber ein schwerer fehler war. ich bekam wieder ganz schlimme zustände, so schlimm, dass ich die dosis wieder auf den stand von anderthalb wochen vorher heraufsetzen musste. das war ein herber rückschlag für mich, denn ich wollte ja schnellstmöglich davon runter um wieder ich selber zu werden.

schließlich hatte ich es fast geschafft. eine woche vor dem tag X fing mein körper an merkwürdige dinge zu tun. das merkwürdige gefühl, als wenn irgendwie zuviel strom durch meine muskeln fließt (was ich vorher schon immer wieder gehabt hatte) wurde zeitweise immer stärker, bis ich schließlich zuckungen bekam. ich hatte seitdem bis vor wenige wochen immer diese anfallsartigen beschwerden: zunächst wurden meine emotionen merkwürdig (soll heißen ich hatte gefühlswallungen, die zur aktuellen situation gar nicht passten), dann fing ich an zu zucken, mal mit kleineren mal mit größeren abständen. dabei zuckt der ganze körper ruckartig zusammen, als hätte man einen elektrischen schlag erhalten. meist dauerte solch ein zustand ca. 3-4 stunden.

zum glück bin ich diese körperlichen symptome wie gesagt seit einige zeit im großen und ganzen los, allerdings habe ich in den letzten wochen nun das problem, dass ich depressive anfälle habe. das äußert sich so, dass es mir immer 2-4 tage gut geht (ich fühle mich fit, energetisch, ausgeglichen), und ich dann plötzlich einen tag habe, wo ich komplett durchhänge. kaum die kraft habe mir etwas zu essen zu machen, die ganze zeit nur heulen könnte etc. gefühlsmäßig unterscheidet sich diese art von depression aber sehr stark von meinen früheren problemen mit depression. ich weiß genau, wie depression sich bei mir normalerweise anfühlt. dieses ist anders. nichtsdestotrotz bin ich momentan ziemlich neben der spur, und weiß mir keinen rat mehr. gestern nacht saß ich stundenlang heulend im bett, während mein armer freund mich getröstet und mit mir zusammen überlegt hat wo ich mir hilfe holen könnte. wenn es mir so geht fühle ich mich kaum lebensfähig, kann mich kaum allein versorgen. und mein freund muss tagsüber arbeiten, er kann mir dann nicht helfen. außerdem belastet es ihn natürlich auch sehr mich so leiden zu sehen.

in meiner verzweiflung habe ich vorhin die psychiatrische institutsambulanz in ludwigsburg angerufen (es war deren psychiater dr. lukas der damals das ad verschrieben hatte), weil ich wissen wollte wo ich rasche hilfe bekomme. die frau am telefon war sehr unfreundlich! warum ich mir damals keinen psychiater gesucht hätte? (monatelange wartezeiten, deshalb an hausarzt gewandt, danach nicht mehr das gefühl gehabt einen zu brauchen) warum ich das antidepressivum abgesetzt hätte? (weil ich damit nicht ich selbst war und das meine probleme nicht gelöst hat?!) nun würde ich ja sehen, was ich davon hätte! ich könne ja gar nicht beurteilen ob ich das brauche und ob mir das gut tut. in meinem zustand sei ich schließlich gar nicht in der lage das zu entscheiden! ich solle sofort zum hausarzt gehen und mir das wieder verschreiben lassen! GEHTS NOCH?!? ich geh doch nicht monatelang durch die hölle um von der scheiße runterzukommen, um dann wieder damit anzufangen?! außerdem bin ich ziemlich sicher, dass meine jetzige situation 1. noch immer mit den entzugserscheinungen zu tun hat 2. meine medikamentös noch nicht richtig eingestellte schilddrüsenunterfunktion (der nächste freie termin bei einem endokrinologen ist im märz! :frust: ) und 3. das gerade aktuelle bearbeiten meiner ursächlichen probleme (die, wie soll es anders sein, in meiner kindheit liegen) eine rolle bei der jetzigen problematik spielen. das schlimmste was mir gerade passieren könnte, wäre zu alldem schon wieder die charakter- und gefühlsveränderung durch ad zu erfahren! es tut mir nämlich zufällig auch wahnsinnig gut die liebe zu meinem freund erfahren zu können, wie soll es mir besser gehen wenn ein ad diese gefühle dämpft?!

ich bin gerade ziemlich ratlos! ich merke, dass ich hilfe brauche, weiß aber nicht wohin ich mich wenden kann ohne gleich wieder mit ärztlich für gut befundenen drogen vollgestopft zu werden.
tavor nehme ich noch ganz gelegentlich (die panikattacken bin ich noch nicht vollständig los), aber das versuche ich wirklich so selten wie möglich zu nehmen. schließlich hat es auch nebenwirkungen, vor allem bei langzeiteinnahme.

hat jemand einen rat wohin ich mich wenden kann, wo ich hilfe bekomme? nachdem ich bei dieser psychiatrischen institutsambulanz angerufen habe (was mich einiges an überwindung gekostet hatte) war ich völlig fertig.

ich hoffe ich kann mit der schilderung meiner probleme auch anderen dabei helfen herauszufinden was mit ihnen los ist. denn sämtliche von mir konsultierten ärzte haben sich was die absetzproblematik angeht als völlig unfähig erwiesen. und ich weiß ja selber wie sehr es hilft, wenn man sieht man wird nicht verrückt und andere machen das auch durch.

für mich ist diese leichtfertige verschreibung von psychopharmaka fahrlässige körperverletzung!!!
Zuletzt geändert von hafflpaff am 24.05.2012 22:59, insgesamt 1-mal geändert.
Beginn Citalopram 20mg: Januar 2008
Umstellung auf Fluoxetin und Beginn mit Absetzen: April 2008
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mücke
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Re: Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von mücke »

Hallo

Willkommen bei uns und danke für deinen ausführlichen Bericht.
die frau am telefon war sehr unfreundlich! warum ich mir damals keinen psychiater gesucht hätte? (monatelange wartezeiten, deshalb an hausarzt gewandt, danach nicht mehr das gefühl gehabt einen zu brauchen) warum ich das antidepressivum abgesetzt hätte? (weil ich damit nicht ich selbst war und das meine probleme nicht gelöst hat?!) nun würde ich ja sehen, was ich davon hätte! ich könne ja gar nicht beurteilen ob ich das brauche und ob mir das gut tut. in meinem zustand sei ich schließlich gar nicht in der lage das zu entscheiden! ich solle sofort zum hausarzt gehen und mir das wieder verschreiben lassen!
Manche Menschen wissen sich nicht zu benehmen. Das ist ja wohl mehr als unverschämt.
außerdem bin ich ziemlich sicher, dass meine jetzige situation 1. noch immer mit den entzugserscheinungen zu tun hat 2. meine medikamentös noch nicht richtig eingestellte schilddrüsenunterfunktion (der nächste freie termin bei einem endokrinologen ist im märz! ) und 3. das gerade aktuelle bearbeiten meiner ursächlichen probleme (die, wie soll es anders sein, in meiner kindheit liegen) eine rolle bei der jetzigen problematik spielen.
Das ist gut möglich. Da brauchst du dich nicht zu wundern wenn noch emotionale Instabilität da ist. Das gibt sich mit der Zeit.
Wartezeit beim Endokrinologen bis März ist aber ganz schön lang. Gibt es keinen anderen in deiner Umgebung?

Gruss Mücke
hafflpaff
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Re: Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von hafflpaff »

hallo mücke

vielen dank für deine antwort!

ich warte gerade auf ein vorgespräch in der psychosomatischen klinik in bietigheim. das ist angeblich die schnellste möglichkeit hilfe zu bekommen. was ich in der zwischenzeit erlebt habe:

kurz nach meinem letzten beitrag anfang oktober habe ich mir einen termin beim psychiater/psychologen (der ist beides) geholt, mit der bitte um therapie. der war dann endlich vor zwei wochen. bis es endlich so weit war ging ich förmlich auf dem zahnfleisch. nur der gedanke, dass ich bald diesen termin habe und mir dann endlich geholfen wird, hat mich noch über wasser gehalten. dann komm ich da an und erfahre, dass er erst in einem jahr wieder einen therapieplatz frei hat. :frust: deswegen auch die empfehlung der klinik in bietigheim. habe mich außerdem in einer psychotherapeutischen klinik in stuttgart "beworben", aber noch immer keine rückmeldung bekommen.

am tag bevor ich den termin hatte (vor zwei wochen) ging es mir besonders schlecht, aber ich glaube, dass ich da zum kernpunkt meiner probleme vorgestoßen bin. seitdem geht es mir psychisch wesentlich besser! aufgrund meiner erfahrungen glaube ich mittlerweile, dass es notwendig ist durch diese gefühle von schmerz, verlassenheit, angst etc. hindurch zu gehen. erst dadurch, dass ich das alles in voller intensität gespürt habe, hatte ich die möglichkeit zu ergründen woher es kommt. weil mir in diesem starken schmerz nach und nach dinge eingefallen sind, die ich seit ewigkeiten verdrängt hatte. nach diesem aha-erlebnis hatte ich noch einige tage "nachwehen" (es war unglaublich anstrengend, hat meine letzten kraftreserven aufgezehrt), doch dann ging es mir auf einmal plötzlich wesentlich besser.
was mir dabei geholfen hat: die erkenntnis, dass die hohe selbstmordrate in diesem land nicht weiter verwunderlich ist... hier bekommt man nämlich keine hilfe! o-ton psychiater: "ja normalerweise gibt man den leuten halt antidepressiva bis ein therapieplatz frei wird" :frust: :evil: :frust:
ich kaufte mir ein buch über autogenes training (autogenes training von dr. med. hannes lindemann), und das hat erstaunliches bewirkt! durch meine ganze krankheitsgeschichte, die schlimmen absetzsymptome die in mir die angst ausgelöst hatten wirklich verrückt zu werden, hatte ich jegliches vertrauen in meine selbstheilungskräfte verloren. hier musste ich nun aber nicht an mich selbst glauben, sondern an das autogene training als methode. dank der konkreten schilderungen von dr. lindemann, der mithilfe des autogenen trainings eine fahrt über den atlantik in einem faltboot überstanden hat (2 monate komplett allein mitten auf dem oft rauhen meer), war es kaum möglich an das funktionieren nicht zu glauben. ich hatte schon nach nur 2 übungstagen erstaunliche erfolge, und über diese wurde mir wieder bewusst, über welche mentale stärke ich überhaupt verfüge!
ich fühle mich wie ausgewechselt, habe wieder richtig lebensfreude.

was mir aber noch immer arg zu schaffen macht ist meine körperliche symptomatik. mein energielevel ist sehr niedrig, ich schlafe jeden tag 10-12 stunden. außerdem hatte ich das pech vom zahnarzt novalgin verschriebenen zu bekommen (das ist ne andere dramatische geschichte über ärztepfusch!) gegen die schmerzen, weil ich einen sehr empfindlichen magen habe. leider löste dies nach der dritten einnahme einen starken, sehr beängstigenden blutdruckabfall aus. und dabei hatte ich nur die hälfte der empfohlenen dosis genommen! ich nehme nun seit wochen korodin (ein pflanzliches kreislaufmittel), habe aber trotzdem noch immer probleme mit niedrigem blutdruck.
vergangene woche habe ich thyronajod nochmal eine chance gegeben (medi gegen schilddrüsenunterfunktion), diesmal in einer winzigen dosierung von einer zwölftel tablette. innerhalb kürzester zeit fühlte ich mich topfit und energetisch, habe eine woche lang das leben endlich mal wieder so richtig genießen können (mit freunden treffen, auf eine party gehen). doch leider konnte ich nicht mehr einschlafen, schlief viel kürzer und wurde jeden tag müder. das war samstag dann so extrem, dass mir vor müdigkeit regelrecht übel war. auch hatte ich immer wieder herzklopfen und einen sehr schnellen puls. vermutlich durch die schlafprobleme wurde mein körper dann auch nicht mehr mit den immer noch vorhandenen bakterien an meinen zahnwurzeln fertig (lasst euch niemals zähne für kronen abschleifen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist!), die lymphknoten schwollen brutal an und ich hatte schmerzen beim mundöffnen. nehme jetzt nochmal antibiotika (hatte ich nach einer durch ein schleiftrauma notwendigen wurzelbehandlung verschrieben bekommen, mit dem hinweis es einfach so lange zu nehmen wie mein magen es zulässt). fühle mich heute deutlich besser, und auch einigermaßen fit obwohl sonntag dann kein thyronajod mehr bekommen habe.

langer rede kurzer sinn: ich kränkele vor mich hin, schlage mich mit nebenwirkungen herum, und weiß doch im prinzip immer noch nicht wirklich was die ursache ist. deswegen hab ich den termin in der psychosomatischen trotz verbessertem psychischem befinden natürlich nicht abgesagt.

ach ja, was ganz nettes hab ich noch vergessen: war vor ca. 8 wochen bei einem neuen hausarzt (der vorherige hatte behauptet zur schilddrüsen-diagnostik würde ein bluttest reichen, was definitiv nicht stimmt und einen arztwechsel erforderlich machte :frust: ). ich wollte u.a. endlich auch von tavor ganz runter und hatte gelesen, dass bei panikattacken nur mit körperlicher symptomatik betablocker besser wären. der arzt: "ja ähm, da würde ich ihnen lieber xy verschreiben." ich: "äh, und was ist das?" arzt: "das, ähm, ist ein antidepressivum" und das, nachdem ich ihm gerade erzählt hatte wie schwierig es war von ad runter zu kommen, er aber ansonsten noch nichtmal eine gescheite anamnese oder sonstwas erstellt hat!!!!!!!!! :censored:
also mein vertrauen in ärzte ist hin! man sollte die zwingen die scheiße selber zu fressen, und dann mal gucken wie ihnen das gefällt!!!

deswegen seh ich dem termin in der klinik auch mit sehr gemischten gefühlen entgegen. ich befürchte, dass man mich wieder drangsalieren wird, weil ich böswilligerweise die tollen guten psychopharmaka nicht nehmen mag. die schuldmedizin kotzt mich inzwischen nur noch an...

gibts eigentlich in deutschland keinen arzt, der sich mit dieser ganzen problematik auskennt und einem WIRKLICH helfen kann?

sorry fürs lange texten, aber vielleicht findet sich ja der ein oder andere im hier geschriebenen wieder und fühlt sich dadurch weniger allein. :hug:

übrigens: ich habe nun schon seit ca. 3-4 wochen kein tavor mehr gebraucht (hab sogar die letzten zahnarztbesuche ohne geschafft, und meine zahnbehandlungsphobie war ursprünglich mal der grund warum ich tavor überhaupt bekam). durch das autogene training kann ich nun viel besser auf meinen körper einwirken, und mich binnen kürzester zeit sehr gut entspannen. das funktioniert mal eben auf die schnelle in der s-bahn oder auch im zahnarzt-wartezimmer. ich bin den körperlichen symptomen der panikattacke nun nicht mehr hilflos ausgeliefert sondern kann aktiv etwas dagegen tun. das ist ein tolles gefühl!! :)
Beginn Citalopram 20mg: Januar 2008
Umstellung auf Fluoxetin und Beginn mit Absetzen: April 2008
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Zwischen August bis Dezember 2008 heftige Absetzsymptomatik. Seit Frühjahr 2009 nach und nach wieder lebensfähig und seither ohne AD.
pajes
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Re: Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von pajes »

Hallo hafflpaff
Ich kann zu deiner Thematik nicht viel schreiben, da ich Benzodiazepine absetze - aber in einer Zeit, in der ich besonders viel abgesetzt habe, hatte ich ebenfalls einen Kaufrausch, der sich gewaschen hat!
Keine Ahnung, welches Pferd da mit mir durchging, aber da bist du nicht die erste und einzige :)

Alles Gute, pajes
Seit 2009 Entzug von 2,0mg Rivotril (Clonazepam), seit dem 9.12.16 auf Null.
2008: ca. 13 Tropfen Atosil zum Einschlafen, ausgeschlichen 2014
Opipramol
Mai 2011: Einschleichen von 150mg Opipramol (beruflicher Streß)
April 2012, schneller Absetzversuch auf 75mg, gescheitert.
24.4. 125 mg, Entzug: anschließend 4 Wochen erkältet
10.05. 100mg
24.05. 75mg, Entzug: 3 Wochen Zyklusstörung, massive Hassgefühle, Depression. Behandlung durch Homöopathie, abwarten
19.07. auf ca. 88,5mg Opipramol
2014: 67,47 mg Opipramol, 59 mg Opipramol
5/2015 Wechsel auf flüssiges Opipramol: Insidon. Wechsel war katastrophal da offizielle Umrechnungsmenge für mich zu niedrig war - also höher dosiert auf 65mg Insidon.
2016 58,24mg Insidon
2017 54,49mg Insidon
Entzugssymtome Rivotril: Ängstlichkeit, Unruhe
Entzugssymptome Opipramol: heftige Muskelschmerzen, Übelkeit, Durchblutungsstörung, Zyklusstörung, neuralgische Schmerzen, Mundentzündungen (alles vorher nie gehabt)
Angst, Unruhe, Depression, Aggressivität, emotionale Taubheit bis ca. 75mg, übermässiges Denken (alles vorher nie in dem Ausmass gehabt)
hafflpaff
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Wie es mir heute geht

Beitrag von hafflpaff »

hallo ihr lieben

nun ist es über ein jahr her, dass ich die vorangehenden beiträge verfasst habe. nach dem letzten beitrag ging es mir nach und nach immer besser. zwar gab es auch regelmäßige rückschläge, aber insgesamt ging die kurve nach oben.

ich habe dank hypnotherapie meine angststörung zu 99% überwunden.

die diversen körperlichen symptome, mit denen ich mich herumschlug und teilweise noch heute herumschlage, haben mir keine ruhe gelassen, zum glück, denn durch meine kontinuierlichen nachforschungen stellte sich schließlich folgendes heraus:

ich leider unter einer stoffwechselstörung namens kryptopyrrolurie, kurz KPU. wer genaueres darüber erfahren möchte googlet bitte. fakt ist, dass diese stoffwechselstörung mit vielerlei psychischen auffälligkeiten in verbindung gebracht wird, was hauptsächlich auf den durch kpu verursachten b6-mangel zurückzuführen ist. seit der diagnose unterziehe ich mich einer nährstofftherapie, dank der mein körperliches und seelisches befinden sich binnen weniger monate rapide gebessert hat! ich bin wieder lebensfähig, ich hab wieder spaß am leben, und ich stehe im berufsleben und in der ausbildung meine frau!

da ich inzwischen mit beruf und ausbildung wieder voll im leben stehe habe ich leider keine zeit hier ausführlich darüber zu schreiben. deshalb nur mein rat an alle menschen mit psychischen problemen: informiert euch über kpu, und wenn es zu euren symptomen passt lasst euch darauf testen! hierzu kann ich zum beispiel meinen arzt dr. strienz aus stuttgart sehr empfehlen http://www.dr-strienz.de. er nimmt sich wirklich zeit! er urteilt nicht vorschnell! und vor allem hat er echt was auf dem kasten was diese problematiken und zusammenhänge angeht!

an alle die noch am absetzen sind: haltet durch! es dauert lang und es gibt immer wieder tiefschläge, aber es WIRD euch besser gehen!
Zuletzt geändert von hafflpaff am 24.05.2012 23:02, insgesamt 1-mal geändert.
Beginn Citalopram 20mg: Januar 2008
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Quirk
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Re: Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von Quirk »

Vielen Dank für Dein Posting. Das hat mir gerade wieder Mut gemacht :)
Es ist immer schön zu hören, wenn jemand über positive Erfahrungen berichtet, mögen sie auch noch so lange dauern!

Deine Erfahrungen bezüglich des B6 Mangels haben mich aufhorchen lassen, da ich mal einen Test machen lassen wollte, ob vielleicht auch bei meinem Stoffwechsel etwas im Argen liegt. Vielleicht können ja Mittel wie ADs und Benzos soetwas hervorrufen? Kennt sich jemand zufällig hiermit aus:

http://www.diagnostisches-centrum.de/

Es kostet zwar einiges, aber wenn es denn etwas bringen würde und es keine reine Abzocke ist, würde ich da gerne mal einen Test machen lassen.

Ein Bekannter meiner Großeltern hatte vor Jahrzehnten auch immense psychische Probleme und kam mit dem Leben nicht mehr klar. Bei ihm wurde dann auch ein Mangel im Stoffwechsel festgestellt, was ewig gedauert hat.
2008: 2-3 Monate Mirtazapin, unorthodox ausgeschlichen, keine Probleme
Ende August 2009: 4 Tage je 10mg Cipralex, gestoppt aufgrund starker Magen/Darm Probleme
2 Wochen später starke Absetzsymptome, dann Wellen und Fenster, aktuer "Entzug" hielt ca. 3 Jahre an, danach wurde es immer besser, noch nicht 100% genesen, aber normales Leben ist wieder möglich
Ulrich

Re: Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von Ulrich »

Hallo Quirk!

Eine Userin in einem anderen Forum schrieb am 29.01.2007!

Zitat:Ich habe in diesem Labor angerufen.

Dieses DCMS Profil für die Nerven kostet 412.68 Euro. Das ist eine Menge Geld
Das Profil wird ausgewertet und es folgen Therapieempfehlungen.

Heute wird der Preis bei ca. 500 Euro liegen, den bezahlt aber keine Krankenkasse.
Natürlich wäre schön wenn man mal die ganzen Werte wüßte, und was man zuführen könnte.
Nur man muß zb. auch wissen, wenn andere Systeme im menschlichen Körper nicht richtig arbeiten zb. Magen Darm Trakt, Verstoffwechslung usw. müsste wieder ein anderes Profil angelegt werden.
Wer von uns könnte das denn bezahlen. Mir ist schon bewusst, wenn man brutale Symptome hatt greift man auch zum letzten Strohhalm. Auch kann es in manchen Fällen helfen!
Nur und das ist meine Meinung, wenn es um Absetzsymptome irgend eines Medikaments geht
ist diese Hilfe sehr beschränkt, der Profit der Firmen aber riesengroß!
Nur es muß natürlich jeder selbst entscheiden ist ganz klar!

Lg Uli
Marsupilami

Re: Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von Marsupilami »

Zu orthomolekularer Medizin gibt es hier schon einen längeren Thread. Ich habe auch diverse solcher Untersuchungen hinter mehr, komplett für die Katz! Ein umstrittenes Thema, mit dem sicher viel Geld verdient wird von den Anbietern, das ist sicher, eine Wirkung generell leider nicht gesichert.

Gruß,

Marsu
mücke
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Re: Seit zwei Monaten ohne, aber immer noch total neben der Spur

Beitrag von mücke »

Hallo
ich habe dank hypnotherapie meine angststörung zu 99% überwunden.
Das interessiert mich.
Wen du magst berichte doch mal wie so eine Sitzung abläuft.
ich leider unter einer stoffwechselstörung namens kryptopyrrolurie, kurz KPU. wer genaueres darüber erfahren möchte googlet bitte. fakt ist, dass diese stoffwechselstörung mit vielerlei psychischen auffälligkeiten in verbindung gebracht wird, was hauptsächlich auf den durch kpu verursachten b6-mangel zurückzuführen ist. seit der diagnose unterziehe ich mich einer nährstofftherapie, dank der mein körperliches und seelisches befinden sich binnen weniger monate rapide gebessert hat! ich bin wieder lebensfähig, ich hab wieder spaß am leben, und ich stehe im berufsleben und in der ausbildung meine frau!
Ich freue mich immer wenn ich positives lese.
Gut ist, daß deine Stoffwechselerkrankung erkannt wurde und somit behandelt werden kann.
Allerdings glaube ich nicht daß diese Erkrankung so häufig vorkommt.
Aber trotzdem "danke" für den Hinweis.
Damit jeder gleich weiß worum es geht, ein link.
http://www.symptome.ch/wiki/Kryptopyrrolurie
ich will im herbst endlich die prüfung zum heilpraktiker für psychotherapie ablegen und dann als hypnotherapeutin selbstständig
machen
Auch wenn es noch etwas dauert, wünsche ich dir alles Gute für deine Prüfung und einen guten Start in die Selbstständigkeit.

Gruss Mücke
Antworten