von Jamie » Donnerstag, 09.05.19, 23:59
Hallo,
ich kann nicht glauben, dass ich Ende Februar hier das letzte Mal geschrieben habe.
Natürlich habe ich es nicht geschafft, mich zu melden.

Es ist zu viel los und ich bin stark erschöpft.
Diese heftige Urogenitalinfektion mit den vielen AB und der darauf folgenden Darmentzündung haben mich noch bis Ende März beschäftigt und hängen mir auch heute noch nach.
Momentan warte ich wieder auf das Ergebnis einer weiteren Stuhlprobe, da ich seit fast 3 Wochen unerklärlichen Durchfall habe. Es könnte immer noch eine Antibiotika - Assoziierte Diarrhö (AAD) sein.
Meiner Schwester geht es gar nicht gut, aber darauf möchte ich heute nicht eingehen, Gleiches für meinen Vater, mit dem wir großen Kummer in den letzten Wochen hatten.
Er muss mittlerweile über 30 Medikamente am Tag nehmen! Ja, ihr lest richtig.
Alleine 6 Sorten Augentropfen für sein Glaukom.
Die Interaktionen sind mittlerweile komplett unüberschaubar.
Spreche ich die Ärztin auf Nebenwirkungen an, ob das oder jenes davon kommen könnte, heißt es immer nein.
Das ist aber nicht wahr. Und das wissen wir doch alle!
Ich komme mir vor wie ihr aus dem Forum und ich damals, als ich noch auf PP war - "nein, kann alles nicht sein. So Nebenwirkungen gibt es nicht, Ihr Vater hat halt einen progredienten Verlauf, das kommt von seiner Grunderkankung" blabla .........
Man denkt immer, sowas passiert uns nicht, wir sind ja vom Fach, meine Schwester und ich und haben ein Auge drauf.
Aber genau das passiert uns. Die Ärzte setzen ohne Rücksprache mit uns ständig neue Medikamente an und per Salamischeibchen Taktik erfährt man dann ganz zufällig, dass jetzt das noch verordnet wurde oder jenes. Mein Vater ist so abgeschossen, der kriegt das gar nicht mit und nickt anscheinend auch nur noch resigniert ab. Und da er aufgrund des Tracheostamas nicht reden kann, ist es auch noch ungemein schwierig, an Infos von ihm zu kommen, zumal das, was er dann aufschnappt, auch oft nicht stimmt.
Es ist frustrierend.
Ich selber knappse wie gesagt immer noch an der Infekt herum und an hundert anderen Baustellen am Körper.
Meine Gehörgänge sind immer noch feucht und jucken und entzünden sich immer wieder; ein neuer HNO Arzt meinte, es könnte evtl. Neurodermitis im Gehörgang sein. Das würde passen, denn parallel dazu habe ich endlose Neurodermitis Schübe am Körper und die Schübe gehen mittlerweile nahtlos ineinander über; früher hatte ich Pause dazwischen.
Meine Blase ist nach wie vor nicht ausgeheilt; eine konsultierte Urologin war zwar nett und kooperativ und verschrieb auch ein etwas teureres blasenentspannendes Medikament (Spasmex), aber eine Drittel Tablette hat meine Blase so entspannt, dass ich sie danach nicht mehr benutzen konnte.
Sprich die Muskeln waren wie gelähmt und ich konnte nicht urinieren. Lol, das hat´s ja voll gebracht, ich hatte einen halben Harnverhalt als UAW.
Mit meiner Wirbelsäule im Lumbal -und Sakralbereich stimmt auch etwas nicht.
Ich habe einen brennend schmerzenden rechten kleinen Fußzeh und einen tauben linken Außenrist am Fuß. Mir scheint, da sind Nervenfasern im Rückenmark an den o.g. WS Bereichen komprimiert. Interessanterweise hab ich keine Rückenschmerzen dort.
Zudem pocht immer mal wieder, gerne im Kombination mit einem Aufflammen von Entzündungszeichen an der Ohrspeicheldrüse, mein Zahn, den die damals in der Uniklinik verpfuscht haben. Dann klinkt sich auch noch der Trigeminusnrtv zu einem kakophoben Dreiklang mit ein und ich bin der Panik nahe.
Meine Nächte sind anstrengend und zerfahren. Ich bin viel wach, schlafe oft spät ein und träume belastendes oder konfuses Zeug. Immer wieder liege ich wach und lese dann ZON oder Spon auf meinem Smartphone und hoffe, wieder wegzudämmern.
Morgens fehlt mir eine Stunde Schlaf, nachdem ich heimlich still und leise meinen letzten Tropfen Amitriptylin abgesetzt habe. Den Preis zahle ich bewusst; ich wusste, dass das so kommen würde. Größeren Entzug spüre ich nicht, aber eben, dass mir morgens die so doll herbei gesehnte Stunde mehr Schlaf fehlt.
Ich nehme jetzt nur noch 20mg Esomeprazol und mein L-Thyroxin.
Die Pille habe ich auch abgesetzt und finde es schrecklich, mit Ende dreißig wieder eine Haut voller Pickel und Pusteln am Decolletee und Rücken zu haben. Die Hormone spinnen wirklich völlig und es ist ein große Anstrengung, das ordentlich therapiert zu bekommen
Interessanterweise hat sich mein Zyklus superschnell und verlässlich etabliert und ich spüre wieder mehr, wie es ist, Frau zu sein. Ein sehr gutes Gefühl; ein Gefühl der Selbstermächtigung.
Darüber ärgere ich mich im Nachhinein sehr, dass ich nicht viel früher die Pille abgesetzt habe, denn ich fühle mich über Jahre meiner Lust und meiner Sexualität beraubt.
Unter der Pille hatte ich kaum Lust auf Intimität und Sex, aber ohne sie spüre ich viel stärker meinen Zyklus und damit auch Schwingungen und Bedürfnisse.
So, für heute Abend war das Teil 1. TEIL 2 folgt morgen oder übermorgen
Fühlt euch umarmt, Jamie
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Ich habe versprochen noch einen zweiten Teil zu schreiben.
Eine Ergänzung noch: Nach Absetzen der Pille, um das noch einmal aufzugreifen, ist meine seit 4 Jahren bestehende Migräne in die ewigen Jagdgründe eingegangen.
Ich hatte auch die Intuition, dass die Pille evtl. daran schuld sein könnte und sie hat mich nicht getäuscht; ferner finde ich auch, dass man mit Ende 30 keine Hormone mehr nehmen braucht; ich werde auch nicht jünger und man kennt ja die NW der Antibaby Pille.
Mein Alltag besteht nach wie vor aus viel ausruhen, wenn möglich, und Wunden lecken (gesundheitlich sehr unfit) und mich eben um meinen schwerstpflegebedürftigen Vater kümmern und meine Schwester, die mir sehr am Herzen liegt.
Meine Mutter will auch bespaßt werden und so versucht man also alle Bedürfnisse unter einen Hut zu kriegen, wobei da muss man sich nichts vormachen - einem Teil der Menschen ist es nie genug, was man tut und macht und man könnte deren Ansicht nach immer noch mehr für diejenige Person da sein ... - aber da sage ich mir auch: Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um die Kompensation der Leere im Leben meiner Mutter und meines Vaters zu sein!

Es ist so oder so schon mehr als überlastend für mich.
Meine Hochsensibilität schreitet voran, was mich ebenfalls anstrengt und auslaugt.
Samstags mit meiner Mutter in einem Discounter einkaufen zu gehen ist grausam; ich versuche es zu vermeiden so gut es geht, denn die Reize sind unerträglich.
Ich habe keinen akuten Entzug und mache auch keinen dafür verantwortlich; für mich ist das glasklar in meinem hochsensitiven und stark überreizten ZNS begründet.
Gleiches gilt für Menschen, die ihr unausgeglichenes Gefühlsleben zu sehr nach außen tragen und wo mich dann Wellen an Frust und Negativität anschwappen.
In dem Moment ist es wie, als würde mir jemand alle Lebensenergie aus dem Zellen abziehen und es ist umso schlimmer, je näher mir diese Personen stehen (aber ich denke, einige von euch kennen das auch sehr gut, was ich gerade schildere

).
Um nicht total mit meiner Schlaflosigkeit und Erschöpfung zu versanden und komplett isoliert zu sein, gehe ich donnerstags abends in eine Chorprobe (Gospelchor) und freitags abends in einen Spanischkurs (Fortgeschrittene). Beides mache ich gerne und ich komme unter Menschen, aber die späte Uhrzeit macht mir zu schaffen. Ich bin danach oft aufgedreht und komme für Stunden nicht zur Ruhe, sodass ich erst spät in der Nacht oder im Morgengrauen in einen unruhigen, fragmentierten Schlaf finde.
Jetzt bin ich angefragt worden, ob ich ehrenamtlich bei einem Projekt mithelfen würde, wo einmal die Woche für 2 Stunden ein Arzt in eine Praxis kommt und man Obdachlose und Menschen ohne Krankenversischerung kostenlos behandelt.
Die Idee finde ich großartig und unterstützenswert und ich habe auch zugesagt.
Es ist so, dass sich genug freiwillige Ärzte dafür gefunden haben, aber es fehlt an medizinischem Personal, die dem Arzt Handreichungen machen können und da kann ich eine Lücke füllen, auch wenn ich eher aus dem pharamazeutischen Bereich komme.
So lange ich da nicht jede Woche hin muss (das wäre mir zu viel)(und danach sieht es glücklicherweise auch nicht aus), würde ich mich sehr freuen mich da nützlich zu machen und ich habe letzten Mittwoch bereits mal reingeschnuppert und es war nett und interessant.
Es ist mir wichtig, nicht nur virtuell zu interagieren.
Das ADFD Forum ist großartig

, aber das reale Leben spielt sich eben woanders ab und die Interaktion von Mensch zu Mensch ist unersetzlich; insofern ist auch das eine Gelegenheit für mich, mal wieder meine Nase ins Leben reinzuhalten und mit anderen in Kontakt zu kommen.
Zuletzt möchte ich erwähnen, jetzt für eine Woche nicht oder nur selten online zu sein.
Ich fahre zu einer Bekannten in den Bayerischen Wald und mache einen kleinen Urlaub - Seele und Kraftspeicher auftanken (hoffentlich!) in den Wäldern zwischen den Bäumen.
Es wird auch ein shinrin - yoku Workshop angeboten; japanisch für Wald(luft)baden - ich bin gespannt und freue mich.
War ewig nicht mehr weg; es ist ja nie Geld da für sowas und das habe ich jetzt viele Monate angespart und freue mich auf den Tapetenwechsel.
So häuslich ich bin - manchmal sehnt sich die Seele auch nach neuen Eindrücken und für mich Stadtkind ist diese wilde, urtümliche Gegend toll - ich liebe Bäume und Wälder, wirklich!
Es ist so abgelegen dort, dass es da nur selten Handyempfang gibt... also... ich hab mehr oder weniger Forenabstinenz
Seid herzlich gegrüßt, passt gut auf euch auf und versucht euer Leben anzunehmen, auch wenn es gerade hart ist, denn dagegen in den Widerstand zu gehen wäre verrückt.
Schlimme Dinge zu ertragen ist ohne Frage schrecklich; sie aber mit einer gewissen Langmut und Demut zu ertragen macht es auf jeden Fall ein klein wenig erträglicher als in einen aussichtslosen inneren Kampf und Hadern einzusteigen Dinge ändern zu wollen, die man aber aktuell nicht änder kann, aber das wisst ihr ja...
Ich werde die Zeit im Wald nutzen auch zu meditieren und zu beten - seid euch gewiss, dass ich das Forum in meine Bitten ans Universum mit einschließen werde.
Alles Liebe
Jamie