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Studie: Patientenberichte über SSRI-induzierte anhaltende Entzugssyndrome (Angst und Stimmungsschwankungen)

Eine Sammlung von Artikeln, die über wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Hintergründe der Behandlung von seelischen Leiden mit Psychopharmaka berichten.
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Murmeline
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Studie: Patientenberichte über SSRI-induzierte anhaltende Entzugssyndrome (Angst und Stimmungsschwankungen)

Beitrag von Murmeline »

Psychother Psychosom. 2012;81(6):386-8. doi: 10.1159/000341178. Epub 2012 Sep 6.
Patient online report of selective serotonin reuptake inhibitor-induced persistent postwithdrawal anxiety and mood disorders.
Belaise C, Gatti A, Chouinard VA, Chouinard G.

In dieser Studie analysieren wir im Internet veröffentlichte Selbstbeschreibungen von Betroffenen, die ihre SSRI-Antidepressiva abgesetzt haben und in Internetforen von siginifikanten akuten Entzugssymptomen und auch von Langzeitentzugsymptomen berichten.

SSRI-Entzugssyndrome können wie alle ZNS-aktiven Substanzen (Alkohol, Benzodiazepine, Barbiturate, Neuroleptika, andere Antidepressiva) Entzugssymptome auslösen. Diese lassen sich in zwei Phasen unterscheiden: sofort einsetztende Entzugsphase mit neuen und Rebound-Symptomen bis 6 Wochen nach dem Absetzen (je nach Halbwertszeit der Substanz) und die Phase des Langzeitentzuges mit einer tardiven Rezeptorensensibilitätsstörung ab 6 Wochen nach dem Absetzen.

http://www.karger.com/Article/FullText/341178
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Re: Studie: Patientenberichte über SSRI-induzierte anhaltende Entzugssyndrome (Angst und Stimmungsschwankungen)

Beitrag von Murmeline »

Ein alarmierender Artikel zu Berichten auf Patienten-Webseiten über persistente (anhaltende) Nebenwirkungen von Antidepressiva wurde in einer der letzten Ausgabe der Psychotherapy and Psychosomatics von Wissenschaftlern der Universität Bologna und Nordamerika veröffentlicht.

In der vorliegenden Studie analysiert eine Gruppe von Forschern auf verschiedenen Websites Online-Berichte von Patienten, die selektive Serotonin- Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Antidepressiva abgesetzt hatten und spontan in diesen Internet-Foren signifikante Entzugserscheinungen und postakute Psychopathologie berichteten, welche sie auf das Absetzen der SSRI-Antidepressiva zurückführen.

SSRI-Entzug muss in zwei Phasen aufgeteilt werden (wie es auch bei anderen Klassen von ZNS-aktiven Substanzen gehandhabt wird: Alkohol, Benzodiazepine, Barbiturate, Narkotika, Antipsychotika, Antidepressiva): die sofortige Entzugsphase, bestehend aus neuen Symptomen und Rebound-Symptome, die bis zu 6 Wochen nach dem Absetzen, abhängig von der Halbwertszeit des Arzneimittels, auftreten und der postakuten Phase, die aus tardiven Rezeptor-Supersensitivitätsstörungen besteht, die nach 6 Wochen des Arzneimittelentzuges auftreten.

Zwischen Februar 2010 und September 2010 wurden qualitative Google-Recherchen von 8 Websites (einschließlich Paxilprogress.org, ehealthforum.com, depressionforums.org, about.com, medhelp.org, drugLib.com, topix.com und survivingantidepressants.org) in englischer Sprache unter Verwendung von Stichwörtern wie "SSRIs-Entzugssyndrom", "Paxil-Entzug", "SSRI-Foren" durchgeführt. Weiterführende Links von den oben genannten Websites / Foren und anderes verwandten Material wurden auch genutzt.

Die Forscher führen im Artikel ausgewählte Online-Patientenberichte zu physiologischen und psychiatrischen Entzugserscheinungen für jedes der 6 SSRIs auf, von denen sie dachten, dass diese am besten Online-Patientenberichte über SSRI Entzugssymptome zeigen: Paroxetin (n = 3), Sertralin (n = 2), Citalopram (n = 2), Fluoxetin (n = 1), Fluvoxamin (n = 1) und Escitalopram (n = 3).

Aus den verfügbaren Online-Informationen ist das Geschlecht für 4 Patienten (2 Männer und 2 Frauen) bekannt, die mittlere Dauer der SSRI-Behandlung (n = 9) betrug 5,13 Jahre, (Einnahmedauer lag zwischen 0,25-15 Jahre), Median 4,5 und die mittlere Dauer der Entzugserscheinungen (N = 7) betrug 2,5 Jahre, Bereich 0,125-6 Jahre, Median 2,1 Jahre. 58% der Patienten (7 von 12) berichteten über anhaltende Nachwirkungen: 3 von 3 Paroxetinpatienten, 2 von 2 Citalopram, 1 von 1 Fluvoxamin, 1 von 3 Escitalopram und keinem der beiden Sertralin- und Fluoxetinpatienten. Persistierende postakute Störungen, die nach 6 Wochen des Entzuges auftreten, verschwinden selten spontan und sind ausreichend schwerwiegend und einschränkend, so dass Patienten die Medikation wieder aufnehmen. Wenn die medikamentöse Behandlung nicht wieder aufgenommen wird, können postakute Störungen mehrere Monate bis Jahre an dauern.

Signifikante anhaltende postaktute Symptome bestanden aus Angststörungen, einschließlich generalisierte Angststörungen und Panikattacken, verspätet einsetzende Schlaflosigkeit und depressive Störungen einschließlich schweren Depression und bipolaren Erkrankungen. Angst, veränderte Stimmung, Depression, Stimmungsschwankungen, emotionale Instabilität, anhaltende Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, mangelnde Stresstoleranz, beeinträchtigte Konzentration und Gedächtnis sind die häufigsten andauernden Symptome. Im Einklang mit Daten aus kontrollierten Studien zeigen Online-Berichte, dass Paroxetin am ehesten mit Entzugserscheinungen assoziiert wird, Fluoxetin am wenigsten. Online-Foren zeigen auch einen Zusammenhang zwischen Citalopram-Entzug und einer Vielzahl von persistenten postakuten Symptome, die länger als 4 Monate anhalten. Fluvoxamin scheint weniger verschrieben zu werden, aber immer noch werden online postakute Panikstörungen als Folge beschrieben; kontrollierte Studien haben Fluvoxamin auch mit einer hohen Häufigkeit von Entzugserscheinungen assoziiert.

Bei leichteren SSRI-Entzugssymptomen ist bekannt, dass sie nach dem Absetzen des Medikaments mit einer variablen Häufigkeit und Dauer auftreten, von einigen Stunden bis zu 6 Wochen, je nach SSRI.
Häufigkeit und Schweregrad variieren hauptsächlich nach dem verwendeten SSRI. Diese Online-Studie bestätigt die Symptome, die in der Literatur als diejenigen geführt werden, die am häufigsten auftreten: Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schwindel, Desorientierung, Konzentrationsstörungen, Tinnitus und Gangstörungen. Somit gibt es eine Übereinstimmung zwischen der neuen SSRI-Entzugs-Symptomatologie (Lehre von den Krankheitszeichen), die in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschrieben werden, und den Online-Berichten der Patienten.
Wie bereits erwähnt, sind immer wieder von den Patienten online beschriebe Entzugssymptome "Gehirnzappen", "Elektroschockempfindungen", "Schocks und Zaps", 5 Patienten litten unter diese neuen Entzugserscheinungen. Auch nach einer sehr allmählichen Reduzieren des Arzneimittels und unter sorgfältiger Psychiaterüberwachung treten nach den meisten Studien noch neue Entzugserscheinungen auf, was auch in dieser Online-Patienten-Selbstbefragungsstudie bestätigt wird.

Diese Forschung fand eine signifikant große Anzahl von Patienten nach dem Absetzen von SSRI, welche die gleichen Cluster von Entzugserscheinungen für eine längere Zeit als erwartet beschreiben. Paroxetin-Entzug und postakute Symptome wie in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben wurden bestätigt, sowie die häufigsten kleinere neue Symptome, wie sie in kontrollierten klinischen Studien berichtet werden.

Eine Neubewertung von tardiven, also verspätet einsetzenden anhaltenden Entzugssstörungen kann auch zu einem besseren Verständnis von Rebound, Wiederauftreten und Rückfall während der Langzeit-Antidepressiva-Therapie beitragen. Die führende Forscherin der Studie, Carlotta Belaise, Ph.D, kommentiert: "Was mich bei der Erforschung dieser Websites beeindruckte, war, dass diese Patienten sich von der offiziellen Psychiatrie alleingelassen fühlen. Neue Forschung, wie diese Symptome zu interpretieren sind und deren Symptomatologie zu beschreiben ist dringend erforderlich ".

Quelle: Alarming report on persistent side effects of antidepressant drugs published online, News Medical, Published on March 21, 2013
http://www.news-medical.net/news/201303 ... nline.aspx
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
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gioia
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Re: Studie: Patientenberichte über SSRI-induzierte anhaltende Entzugssyndrome (Angst und Stimmungsschwankungen)

Beitrag von gioia »

Liebe Murmeline

Murmeline hat geschrieben: 15.12.2016 15:06 Was mich bei der Erforschung dieser Websites beeindruckte, war, dass diese Patienten sich von der offiziellen Psychiatrie alleingelassen fühlen.
Hahaha sehr gut!! Ja sehr beeindruckend!

MUUUUTTTERRSEEEELENALLEINEEEE!!!!!!!!

Man ist von der Psychiatrie nicht nur völlig alleine gelassen, sondern ab einem bestimmten Stadium, wenn das Nervensystem schon total überfordert ist und schon alles spinnt im Körper durch dieses Zeug, auch BEDROHT! von der Psychiatrie, die ja dann munter weiter Medikamente draufsetzen würde!

liebe Grüße
Gioia
Schlafstörung/Burnout Sommer 2016
2 Monate Einnahme Escitalopram und MIrtazapin: bettlägrig, stromempfindungen, zittern, extreme Schwäche, Hitze im Körper, Ängste wie nie zuvor im Leben
Auch nach absetzen, über Monate zittrig und schwach
12/2016: Pregabalin, nach 3 Monaten Einnahme: wieder bettlägrig, massives inneres und äußeres Zittern, extreme Schwäche, Gangstörungen, kaum mehr Morgenharn, Wasseransammlung im Gewebe, Krampfanfall, Atemnot , massiv verstärkte Ängste, massive Anspannung
Schnelles absetzen, (08.03.2017)massive Symptome über Monate, stromartige Spannung jeden Tag, Ängste, die ich vorher nie hatte, zittern wie bei Parkinson
04/2017: Deanxit aus Verzweiflung, Spannung hört langsam auf, kann Benzo absetzen, jedoch fühle ich mich nicht wie früher oder gesund, viel viel ängstlicher als ich je war
10/2017: Absetzen deanxit über einige Wochen, danach bricht Stromspannung mit aller Gewalt wieder los, wie im März zuvor
Muss wieder praxiten nehmen, da unaushaltbare Zustände
Benzo (praxiten/Halcion) konnte ich problemlos reduzieren, auch nach langer Einnahmedauer kaum Toleranz, Benzo für mich Lebensretter
2018: war in meinem ganzen Leben noch nie so krank wie durch dieses Dreckszeug, SSRI, SNRI, Pregabalin,
03/2018: starkes Vergiftungsgefühl, Blasenprobleme
ab 06/2018: massiver Haarausfall, netzartige Flecken auf Armen und Bauch
10/2018: Atemprobleme kommen verstärkt dazu
03/2019: je mehr Folterspannung zurückgeht, desto weniger Praxiten brauch ich, Atmungsprobleme bessern sich langsam, Haare wieder normal, totale Erschöpfung
04/2019: an guten Tagen kurz spazieren gehen, total erschöpft, Spannung ab Mitte April langsam besser, Nervenschmerzen, Nervenbrennen, immer wieder starkes Ziehen in den Armen , bei Zyklus wie in andere Galaxie geschossen, Schlaf immer noch gestört, werde immer noch nicht normal müde wie früher vor diesem Tablettenalptraum
Beine zittern vor Erschöpfung, kein Einkaufen , kein Autofahren möglich
07/2019: kurze Autofahrt möglich, hin und wieder einkaufen , Spannung im Körper immer noch
08/2019: Mitte August Verletzung am Finger, zuerst Verdacht auf Nagelbettentzündung, Behandlung mit Jodsalbe, Zugsalbe, Ende August Hautarzt-> starke Kortisonsalbe
09/2019: ab 2.09. wie wenn Bombe im Körper einschlägt, alle Symptome wieder da, inneres Zittern, kann kaum sprechen, starke Brustenge mit Atemnot, schrecklicher Druck im Körper , Schlaf wieder stark gestört
Mitte September: Neurologin: Verdacht auf Morbus Sudeck
10/2019: Ende Oktober leichte Besserung der Symptome
11/2019: ab 30.10. schwere Magen Darm Grippe mit Fieber, über drei Wochen nur im Bett, massive Erschöpfung, Zittern beim Stehen, kann nur ca. 15-20 Minuten stehen, Übungen zuhause um Beweglichkeit des Fingers zu verbessern, auch Ringfinger und kleiner Finger betroffen
01/2020: teilweise noch starker Kopfdruck, bremseliges Gefühl Kopfmitte, enorme Schwäche, kann nur kurze Strecke gehen, kein Autofahren oder Einkaufen möglich, Bandagen an Fingern helfen gegen Schmerzen
05. 2020 -07. 2020: das Lähmumgs - Spannungsgefühl im Körper kehrt immer wieder, von Kopfmitte ausgehend ein pulsierender ziehender Schmerz in den Körper ausstrahlend, besonders die Beine betroffen. Dort immer wieder auftauchendes Nervenbrennen. Extreme Schwäche
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