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Abhängigkeiten von Medikamenten

Verfasst: 03.08.2017 16:51
von Arianrhod
Ich habe ärztlicherseits schon gehört: "Wenn diese Medikamente süchtig machen würde, gäbe es doch einen schwarzen Markt dafür....."
Nun, den gibt es, für wesentlich mehr Medikamente, als man denkt; uns hier interessieren besonders Psychopharmaka:
Quetiapin (z. B. Seroquel®) gilt in oralen Einmaldosen von 800 bis 1200 mg als sedierend und angstlösend [12], aber auch intranasale und intravenöse Applikationen werden beschrieben, um den First-pass-Abbau des Arzneistoffs zu umgehen und eine Wirkverstärkung zu erzielen. Ähnliche Effekte wurden mit Olanzapin (z. B. Zyprexa®) in Dosen von 40 bis 50 mg/Tag beschrieben [13]. Auch die Kombination mit Alkohol oder Benzodiazepinen erzeugt euphorisierende Symptome.
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Trizyklische Antidepressiva (TZA), insbesondere solche mit anticholinergen Effekten wie Amitriptylin (z. B. Saroten®) können in hohen Dosen zur Erzeugung von Euphorie und Zufriedenheitsgefühlen missbraucht werden.....

Benzodiazepine
Prinzipiell wirken Benzodiazepine wie Lorazepam (z. B. Tavor®), Diazepam (z. B. Diazepam ratiopharm®), Oxazepam (z. B. Praxiten®) oder Alprazolam (z. B. Tafil®) sedativ und hypnotisch, anxiolytisch, muskelrelaxierend sowie antikonvulsiv. Allein bei therapeutischen Dosierungen kann sich eine Abhängigkeit bereits nach zwei bis vier Monaten der Dauereinnahme entwickeln, bei höherer Dosierung reicht schon eine vierwöchige Medikation aus [11]. Dabei soll eine hohe Rezeptoraffinität wie bei Flunitrazepam(z. B. ­Rohypnol®) auch mit einem höheren Suchtpotenzial einhergehen.....
Zolpidem (z. B. Bikalm®) und Zopiclon (z. B. Ximovan®) binden, ähnlich wie Benzodiazepine, am GABA-A-Rezeptorkomplex, jedoch wurde das Missbrauchs- und Abhängigkeitsrisiko lange Zeit als geringer eingestuft. Mittlerweile jedoch wurden die Benzodiazepin-Analoga hinsichtlich ihres Abhängigkeitspotenzials mit denen von Benzodiazepinen gleichgestellt.
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Während ein oraler Missbrauch von Bupropion (z. B. Elontril®) als unwahrscheinlich angesehen wird, kommt der nasalen Applikation besondere Bedeutung zu [17]. Der hierbei erzeugte Effekt wird als Kokain-ähnlich beschrieben und mit der Umgehung des First-pass-Effekts begründet, wodurch erhöhte Plasma-Konzentrationen erzielt werden. Bupropion ähnelt strukturell den Amphetaminen und endogenen Monoaminen und inhibiert die Wiederaufnahme von Dopamin und Norepinephrin bzw. potenziert die dopaminerge Neurotransmission. Der selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Fluoxetin (z. B. Fluxet®) besitzt in nicht-therapeutischen Dosierungen von über 80 mg/Tag stimulierende Effekte [18], wobei eine Kombination mit 3,4-Methylendioxy-methamphetamin (MDMA, Ecstasy) eine Wirkverlängerung der Partydroge vermittelt. Auch für Venlafaxin (z. B. Trevilor®) werden in Dosen von bis zu 3750 mg/Tag Amphetamin-ähnliche Effekte beschrieben [19]......

Das Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin (z. B. Lyrica®) ist bereits seit längerer Zeit bekannt. Vor allem Heroinabhängige und Substitutionspatienten nehmen die Substanz missbräuchlich ein, um bei der zwei- bis zehnfachen Dosis ein Gefühl der Euphorie zu erhalten.....
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