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Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


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Wichtige Infos über Antidepressiva

Eine Sammlung von Artikeln, die über wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Hintergründe der Behandlung von seelischen Leiden mit Psychopharmaka berichten.
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edgar
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Wichtige Infos über Antidepressiva

Beitrag von edgar »

Liebe Adfd-Neulinge,

nachfolgend ein wichtiger Text von Peter Lehmann über Antidepressiva. Zu finden auch über den folgenden Link.

http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... essiva.htm

Und hier ein Link zu seiner Person:

http://www.peter-lehmann.de/index.htm

Vieles von dem, was er schreibt (und noch so einiges mehr) , findet sich auch hier bei uns im Forum bzw. in unserem Wissensbereich. Auf seiner Internetseite empfiehlt er übrigens auch das adfd. :)

Aber nun zu seinem Text:


Antidepressiva

Antidepressiva, auch »Thymoleptika« genannt, sind Wirkstoffe, die Depressionen lindern oder das Empfindungsvermögen dämpfen, eine niedergedrückte Stimmung, innere Erregung oder Ängste wahrzunehmen. So gelten sie als aktivierende Stimmungsaufheller. In der Medizin, Psychiatrie inklusive, setzt man seit Mitte der 1950er Jahre synthetische Antidepressiva ein.

Standardkriterien für die Zuordnung einzelner Psychopharmaka zu speziellen Wirkstoffgruppen gibt es nicht. In manchen Ländern werden spezielle Wirkstoffe den Antidepressiva zugeordnet, in anderen Ländern den Neuroleptika. Die Klassifikation kann sich auf die pharmakologische Struktur der Substanz beziehen, ihren biochemischen Wirkmechanismus, ihre Auswirkungen oder die subjektive Intention des Verabreichers.

Entsprechend ihren chemischen Strukturgemeinsamkeiten teilt man Antidepressiva in Gruppen auf, hierzu zählen trizyklische Antidepressiva (wie z.B. Amitryptylin, Saroten, Aponal, Insidon), tetrazyklische Antidepressiva (wie z.B. Tolvin, Ludiomil), MAO-Hemmer (wie z.B. Jatrosom, Parnate) oder Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (wie z.B. Cipralex, Prozac, Trevilor).

Antidepressiva wirken primär auf den Hirnstoffwechsel. Haupteffekt ist ein künstliches Überangebot an Transmittern bzw. die Hemmung ihres Abbaus nach verrichteter Übermittlung von Nervenreizen, so dass es zu einem funktionellen Transmitterüberschuss und dadurch zu einer vorübergehenden flachen Euphorie oder ungesteuerten Aufstachelung der Gefühlslage kommt (»Stimmungsaufhellung«).

Antidepressiva werden eingesetzt bei Diagnosen wie reaktive, neurotische oder hirnorganische Depression, Angst- oder Zwangssyndrom, Nachtangst, Panikattacken, Phobien (z.B. Schulangst bei Kindern), chronischer Schmerzzustand, Bettnässen, vorzeitige Ejakulation, Teilnahmslosigkeit, Schlaflosigkeit, psychosomatische Störung, funktionelle Organbeschwerden, Neurose, Schizophrenie, Entzugssymptom bei Medikamenten-, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Manie.

Der Münchner Arzt und Psychotherapeut Josef Zehentbauer warnt: Antidepressiva vermehren oft die innere Unruhe, was dann als sehr quälend empfunden werde. Antriebssteigerung und Aktivierung können einen depressiven Menschen zur Selbsttötung bringen oder dazu treiben, in ihrer Verzweiflung gegen andere gewalttätig zu werden.

Informieren Sie sich gründlich, bevor Sie sich zur Einnahme überreden lassen. Insbesondere die Gefahr der Chronifizierung von Depressionen sollte beachtet werden, wenn man sich entschließt, Antidepressiva längerfristig einzunehmen. Wer Klarheit über die Risiken will, muss sich mit deren Wirkungsweise und Auswirkungen auseinandersetzen, erst recht, wenn ärztlicherseits das Interesse an einer umfassenden Aufklärung zu wünschen übrig lässt.

Antidepressiva können zu bleibenden Rezeptorenveränderungen im Nervensystem führen, zur Toleranzbildung und körperlichen Abhängigkeit, über die allerdings von der herrschenden Medizin nicht aufgeklärt wird. Längerfristig eingenommene Antidepressiva erhöhen das Abhängigkeitsrisiko, da sich das Nervensystem an künstlich veränderte Transmitterspiegel gewöhnt, mit zum Teil erheblichen Entzugserscheinungen (Magen-Darm-Störungen, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Appetit- und Schlaflosigkeit, panikartige Angstzustände, Schlafstörungen, Aggressivität oder Verschlechterung der zugrunde liegenden Depression) reagiert und eine Weiterverabreichung der Antidepressiva erzwingt – nicht wegen bestehender Depressionen, sondern wegen der Entzugssymptome.

Aufgrund von möglichen Entzugsproblemen sollte nicht nur die Einnahme, sondern auch der Entschluss zum Absetzen und dessen Prozess gut durchdacht sein. Hilfe beim selbstbestimmten Absetzen von Antidepressiva wird in aller Regel nicht gewährt.


Viele Grüße

edgar
Angehöriger, Dipl.-Sozialpädagoge (FH), seit 2008 Mitarbeiter im ambulanten Betreuten Wohnen für Menschen mit psychischer Erkrankung (u.a. auch Beratung und Unterstützung beim Absetzen von Medikamenten), davor 2 Jahre Mitarbeiter in einer Tagesstätte und 1 Jahr lang in einem Wohnheim (stationäres Wohnen) für Menschen mit psychischer Erkrankung. Seit 2013 Mitglied des Fachausschusses Psychopharmaka der DGSP.
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Re: Wichtige Infos über Antidepressiva

Beitrag von edgar »

Liebe ADFD-Neulinge,

hier ein Link zu einem Artikel im Arznei-Telegramm über körperliche Abhängigkeit von Antidepressiva bereits aus dem Jahr 1998.

http://www.arznei-telegramm.de/html/199 ... 14_01.html

Leider wurde das in der breiten Öffentlichkeit unter den Teppich gekehrt (nach wie vor bis heute), wie so oft bei unbequemen Themen.

LG
edgar
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Re: Wichtige Infos über Antidepressiva

Beitrag von edgar »

Liebe neue Mitglieder des ADFD,

hier noch ein Link zum wohl nie endenden Thema der körperlichen Abhängigkeit (ja oder nein).

http://www.adfd.org/austausch/viewtopic ... 922#p68922

Liebe Grüße
edgar
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Re: Wichtige Infos über Antidepressiva

Beitrag von edgar »

Liebe Foren-Mitglieder,

ein Insider - Dr. Roger Lane, einst Wissenschaftler beim Pharma-Konzern Pfizer - berichtet über das körperliche Abhängigkeits-Potenzial beim Einnehmen von SSRI-Antidepressiva, welches der Öffentlichkeit vorenthalten wurde, aber Pfizer wusste von Anfang an davon:

http://www.antidepressantadversereactio ... drawal.php

Grüße
edgar
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Re: Wichtige Infos über Antidepressiva

Beitrag von edgar »

Tardive Dysphorie (durch Antidepressiva herbeigeführte chronische Depression)

Hallo Leute,

der nachstehende Link führt zu einem Artikel, der ausführlich erläutert, wie die Einnahme von Antidepressiva sich zu einer chronischen Depression entwickelt, die Tardive Dysphorie genannt wird. Die Antidepressiva bewirken -mindestens langfristig - also genau das, was sie eigentlich vorgeben, zu lindern.

Es zeigt sich damit, dass dieser künstliche, unnatürliche Eingriff in ein sehr sensibles Gleichgewicht im Neurotransmittersystem
einen sehr hohen Preis hat, den Patienten mit einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustands bezahlen müssen und wie wir wissen, kann dieser sich über viele Jahre hinziehen und zu traumatischen Erfahrungen führen, die man sein Leben lang nicht vergessen wird.

http://www.psychologytoday.com/print/68229

Ich werde den Text demnächst auch ins Deutsche übersetzen.

Liebe Grüße und alles Gute an alle ! :hug:

edgar
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Re: Wichtige Infos über Antidepressiva

Beitrag von edgar »

Liebe Forengemeinde,

ein weiterer, sehr gut zusammengefasster Text (im Auszug, Volltext siehe Link am Ende) von Peter Lehmann über Antidepressiva und weitere Psychopharmaka:

Psychiatrische Psychopharmaka: Anlass zu großer Sorge

Als krank definierte Gefühle und damit verbundene Handlungsweisen lassen sich leicht mit Antidepressiva und Neuroleptika (sogenannten antipsychotischen Medikamenten) unterdrücken. Doch diese synthetischen Substanzen bergen erhebliche Gesundheitsrisiken. Ob unter psychopharmakologischem Einfluss eine vernünftige, konfliktaufdeckende und -verarbeitende Therapie möglich ist, scheint zudem mehr als fraglich.

Sofern sie überhaupt wie gewünscht eintritt, zieht die kurzfristige Pharmawirkung mittel- und langfristig häufig eine Chronifizierung der ursprünglichen Probleme nach sich, ganz zu schweigen von den vielfältigen schädigenden Wirkungen auf das zentrale Nervensystem, das Vegetativum und den Muskelapparat sowie Tendenzen zur Abhängigkeit und damit verbundene Entzugsprobleme. Oder es entstehen neue störende Gefühle, die, basierend auf Veränderungen im Nervenreizleitungssystem, kaum noch mit lebensgeschichtlichen Konfliktverarbeitungsversuchen zu tun haben und zu ihrer jeweils momentanen Neutralisierung neue, noch tiefer eingreifende Maßnahmen mit noch größeren Risiken und Folgeschäden nach sich ziehen, zum Beispiel Elektroschocks. Auch die neuen Psychopharmaka, ob antidepressive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer à la Fluctin oder atypische Neuroleptika à la Leponex, Risperdal und Zyprexa, können gravierende Auswirkungen haben, basierend auf tiefen Eingriffen ins Transmittersystem.

Die Gefühle der Behandelten mögen zwar gebessert erscheinen und Unwohlsein, Ratlosigkeit, Angst und Verzweiflung durch die angewendeten Maßnahmen unterdrückt werden: Die Chemobehandlung bewirkt, dass nur noch die Betroffenen selbst von ihren Gefühlen gestört werden, sofern sie diese überhaupt noch spüren. Entäußern können sie diese Gefühle jedoch nicht mehr, sie sind quasi chemisch geknebelt.

Antidepressiva

Antidepressiva wirken sich im psychischen Bereich tendenziell in der Weise aus, dass ein Teil der Behandelten ruhiggestellt wird, passiv, stumpf, emotionslos; andere reagieren mit Unruhe, Verwirrtheit, Aggressivität. Die Persönlichkeit ändert sich, das Suizidrisiko steigt. Alle diese Störungen treten unter sogenannten therapeutischen sowie unter moderaten und niedrigen Dosierungen auf, unabhängig vom Anlass der Verabreichung und auch bei als normal geltenden Versuchspersonen. Unter der Hand werden Bedenken geäußert, Antidepressiva könnten Depressionen chronifizieren. Schon Mitte der 60er Jahre zeigte sich, dass depressive Phasen bei sogenannten endogen Depressiven in zunehmendem Ausmaß nicht mehr richtig aufhörten, sondern es notwendig erschien, die Antidepressiva immer weiter zu verabreichen. Frühere Phasen der gleichen Patienten hatten ohne Antidepressiva wesentlich kürzer gedauert. So kam der Verdacht auf, diese ungewöhnliche Verlängerung von Phasen sei das Ergebnis der Antidepressiva selbst.

Auch die neuen Antidepressiva, die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), verändern das Transmittersystem; im synaptischen Spalt steigt die Konzentration von Serotonin. Der Organismus reagiert jedoch mit einer Abnahme der Rezeptoren: Folge der Down-Regulation, des Kompensationsversuchs des Körpers auf von außen kommende Eingriffe. Auf die Dauer kommt es zu einer verminderten Serotoninwirkung. Marc Rufer, Arzt und Psychotherapeut in Zürich, warnte denn auch: "Wenn die Serotoninmangel-Hypothese der Depression richtig wäre, müssten die SSRI schwerste Depressionen bewirken."


http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... anlass.htm

LG
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