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Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

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Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)- NEU

padma
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Fluvoxamin

Handelsnamen
Fevarin, Flox-Ex, Floxyfral, Lucky

Wirkstoffkategorie
Antidepressiva

Unterkategorie
SSRI

pharmakologische Wirkung
besetzt die Serotonintransporter und hemmt so die Wiederaufnahme von Serotonin in die Präsynapse

Halbwertszeit
15 Stunden

Darreichungsformen
Filmtablette zu 50 mg, 100 mg

Übliche Dosierung
100 mg, kann bis auf 300 mg erhöht werden, sollte ab 150 mg in zwei oder drei Tagesdosen aufgeteilt werden

Enzymatischer Abbau
CYP1A2, CYP2C, CYP3A4

Bioverfügbarkeit
53 %

Wichtige Wechselwirkungen
MAO-Hemmer, andere serotonerg wirksamen Präparate (SSRI, Triptane, Buspiron, Trizyklische Antidepressiva) auch die Vorstufe L- Tryptophan,

Fluvoxamin erhöht das Risiko für Magen-Darm Blutungen und Hirnblutungen und sollte daher nicht zusammen mit oralen Antikoagulantien (z.B. Warfarin) oder NSAR (nichtseroidale Antirheumatika wie z.B. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen) eingenommen werden.

Häufige Nebenwirkungen
Erregung, Angst, Benommenheit, Schlaflosigkeit, Tremor, Somnolenz, Nervosität, Herzklopfen, Tachykardie, QT Zeit Verlängerung, Abdominaler Schmerz, Anorexie, Verstopfung, Diarrhö, Mundtrockenheit, Dyspepsie (Oberbauchbeschwerden), Schwitzen, Asthenie (Schwäche), Kopfschmerzen, Unwohlsein

Hinweise zum Absetzen
Feinwaage

häufige Absetzerscheinungen sind Parästhesien, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schlafstörungen, Angst


Weitere Anmerkungen

wird hauptsächlich zur Behandlung von Zwangserkrankungen eingesetzt
hat nur geringe anticholinerge und antihistaminische Eigenschaften
wird auch bei Reizdarm eingesetzt
hemmt den Abbau von Koffein, daher Koffeinkonsum einschränken

Links
*Fluvoxamin - Gelbe Liste
*Fluvoxamin - arznei-news.de
*Fluvoxamin Fachinformation PDF
*Infoartikel Antidepressiva
padma
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

Beitrag von padma »

Wirkstoffname

Haloperidol

Handelsnamen
Haldol, Haloper, Sigaperidol

Wirkstoffkategorie
Neuroleptika

Unterkategorie
typische / hochpotente Neuroleptika

pharmakologische Wirkung
besetzt Rezeptoren für den Neurotransmitter Dopamin (D1-4) und blockiert so dessen Wirkung.

Halbwertszeit
nach oraler Einnahme (Tabletten, Lösung): 24 Stunden; nach intramuskulärer Injektion 21 Stunden;
nach intramuskulärer Injektion von Haloperidol-Decanoat (Depot) durchschnittlich 3 Wochen

Steady State: ist bei oraler Einnahme innerhalb einer Woche, bei intramuskuläre Depotinjektion nach 2 - 4 Monaten erreicht

Darreichungsformen
Tabletten 1 mg, 2 mg, 4 mg, 5 mg, 10 mg 12 mg, 20 mg; Lösung 2 mg/ml;
Injektionslösung 1 ml, 3 ml, 5 ml;
Decanoat Depot 50 mg/ml Injektionslösung 1 ml, 3 ml; Decanoat 50 mg/ml Ampulle, 100 mg/ml Ampulle, 500 mg/10 ml Durchstechflasche

Übliche Dosierung
nach Herstellerangaben:
- oral je nach Indikation: Erwachsene: 2 - 10 mg/ Tag, Tageshöchstdosis 10 - 20 mg (Dosierungen über 10 mg haben keine bessere Wirkung);
Tageshöchstdosis je nach Indikation Kinder 3 - 5 mg, ältere Menschen 5 mg
- Depotinjektionslösung: monatliche Dosis, die dem 10- bis 15-fachen der oralen Haloperidol-Tagesdosis entspricht, übliche Dosis alle 4 Wochen: zwischen 50 und 200 mg; Höchstdosis 300 mg; bei älteren Menschen 75 mg
- Die niedrigste notwendige Erhaltungsdosis ist anzustreben. Über die Notwendigkeit einer Fortdauer der Behandlung ist laufend kritisch zu entscheiden.

Niedrigdosierung nach Aderhold: Ersterkrankung 1 - 2 mg/Tag, ansonsten 2 - 6 mg/Tag

Enzymatischer Abbau
CYP3A4 und CYP2D6

Bioverfügbarkeit
nach oraler Einnahme 60 - 70 %,

Wichtige Wechselwirkungen
- Kontraindikation in Kombination mit Arzneimitteln, die die QT-Zeit verlängern, z.B. manche Antiarrhythmika , AD, Antibiotka, Neuroleptika, u.a;
- Arzneimittel, die zu einem Anstieg der Haloperidol-Plasmakonzentration führen können, wie CYP3A4-Hemmer und CYP2D6-Hemmer (u.a. Alprazolam, Fluvoxamin, Bupropion, Chlorpromazin, Duloxetin, Paroxetin, Promethazin, Sertralin, Venlafaxin, Fluoxetin, Ritonavir)
- Arzneimittel, die zu einem Abfall der Haloperidol-Plasmakonzentration führen können, wie CYP3A4-Induktoren (u.a. Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskraut)
- Haloperidol kann die Wirkung von ZNS-dämpfenden Arzneimitteln (einschließlich Hypnotika, Sedativa, starke Analgetika) verstärken.

Häufige Nebenwirkungen
Frühdyskinesien, Spätdyskinesien Parkinson-Syndrom, Akathisie, Unruhegefühle, Erregung, Müdigkeit, Benommenheit, depressive Stimmungslage, Lethargie, psychotische Störung, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Tremor, Verstopfung, Erbrechen, Übelkeit, anomaler Leberfunktionstest, Hautausschlag, erektile Dysfunktion, Harnverhalt, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme

Gelegentlich zerebrale Krampfanfanfälle; potentiell lebensbedrohliches malignes Neuroleptika-Syndrom, QT Zeit Verlängerung, delirante Syndrome sind möglich

Hinweise zum Absetzen
Wasserlösmethode, Feinwaage, Lösung

Abrupte starke Dosisänderungen erhöhen das Nebenwirkungsrisiko. Nach einer längerfristigen Therapie muss der Abbau der Dosis in sehr kleinen Schritten über einen großen Zeitraum hinweg erfolgen.
Häufigste Entzugserscheinungen: Kopfschmerzen, Erschöpfung, Gehirnnebel, Depression, Niedergeschlagenheit, Übelkeit, Unruhe, Herzschmerzen, Kurzatmigkeit, Schwäche, Neuroemotionen, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Schwindel
Alle Neuroleptika bergen bei zu schnellem oder abruptem Absetzen das Risiko einer Absetzspsychose, das Risiko steigt bei Psychosen in der persönlichen Vorgeschichte.

Weitere Anmerkungen
- die EMA (europäische Arzneimittelbehörde) hat mit einem Roten Hand Brief die Indikationen für Haloperidol eingeschränkt und die Tageshöchstdosen reduziert.
- Neuere Studien zeigen, dass die langfristige Einnahme von NL zu einer Verminderung der grauen Hirnsubstanz führt.

- Schwangerschaft: nicht anwenden (evtl. fruchtschädigend, erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen wie extrapyramidale Symptome und/oder Entzugssymptome für Neugeborene)
- Stillzeit: geht in die Muttermilch über, nicht stillen

- Kinder und Jugendliche: Sicherheit und Wirksamkeit ist nicht erwiesen, Hinweise auf ein Risiko für extrapyramidale Symptome, einschließlich tardive Dyskinesien, und Sedierung.
Nicht zugelassen ist die orale Gabe unter 3 Jahren, die Injektionslösung und Depot-Injektionslösung nicht unter 18 Jahren.
- bei älteren Patienten mit Demenz-assoziierter Psychose besteht ein erhöhtes Sterberisiko

- Alkohol meiden; Tee, Kaffee kann die Wirkung abschwächen; Nikotin kann die Wirkung beeinflussen
- Vorsicht bei Menschen mit Lebererkrankungen

Erfahrungsberichte
----

Links
Haloperidol - Gelbe Liste
Haloperidol - arznei-news.de
Haloperidol - Fachinformation
Haldol - Rote Hand Brief - PZ
padma
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Hydroxyzin

Handelsnamen
Atarax, AH 3, Elroquil, Vetaraxoid, Vistaril

Wirkstoffkategorie
Antihistaminikum, Tranquilizer

Unterkategorie
unselektives Antihistaminikum der 1. Generation

pharmakologische Wirkung
Blockiert hauptsächlich H1-Histaminrezeptoren, geringe Bindung an muskarinische Acetylcholinrezeptoren. Als klinisch wirksamer Antagonist beeinflusst es außerdem die Botenstoffsysteme Serotonin 5-HT2, Dopamin D1/D2 und die α1-Adrenozeptoren im Gehirn und im übrigen Körper.

Halbwertszeit
Mittlere Halbwertszeit 14 Stunden
Steady State

Darreichungsformen
Filmtabletten 25 mg

Übliche Dosierung
Symptomatische Behandlung von Angst- und Spannungszuständen: 37,5 bis 75 mg/Tag, aufgeteilt auf 2-3 Gaben
Behandlung bei psychogen bedingten Schlafstörungen (Erwachsene und Kinder über 10 Jahre): 37,5 bis 75 mg abends
Höchstdosis: Pro Tag 100 mg bei erwachsenen Patienten (50 mg bei älteren, wenn es keine Alternativen gibt) und 2 mg/kg Körpergewicht bei Kindern (40 kg oder weniger)

Enzymatischer Abbau
CYP3A4/5

Bioverfügbarkeit

bei oraler Gabe 80 %

Wichtige Wechselwirkungen
  • nicht zusammen anwenden mit: MAO-Hemmern, Adrenalin
  • in hohen Dosen Wechselwirkungen mit Medikamenten, die über CYP 2D6 abgebaut werden (z.B. Fluoxetin)
  • Wechselwirkungen bestehen außerdem u.a.: mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern und/oder Torsade de Pointes induzieren (z.B. Haloperidol, Citalopram, Escitalopram) / mit Medikamenten mit anticholinerger Wirkung (z.B. trizyklischen Antidepressiva, Atropin, Biperiden) / mit einigen Antibiotika, Pilzmitteln, Blutdhochdruckmitteln / mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln (z.B. Neuroleptika, Benzodiazepinen, Antidepressiva, Hypnotika, Schmerzmitteln, Narkosemitteln, Antiepileptika) / mit Phenytoin, Cimetidin


Häufige Nebenwirkungen
Bewusstseinsstörungen, Müdigkeit, Mattigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit;
außerdem u.a. verlängerte Reaktionszeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Zittern, Bewegungsstörungen, Sehstörungen, Gefühl einer verstopften Nase, Erhöhung des Augeninnendrucks, Obstipation und Miktionsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Appetitverlust oder -zunahme, Oberbauchschmerzen, Tachykardie (Herzrhythmusstörungen)

Paradoxe Wirkungen wie Unruhe, Erregung, Spannung, Schlaflosigkeit, Albträume, Verwirrtheit etc. sind möglich.
Gewichtszunahme ist möglich.

Hinweise zum Absetzen

kann bei regelmäßiger Anwendung zu einer körperlichen Abhängigkeit führen, sollte ausgeschlichen werden

Weitere Anmerkungen
Selbst bei einem positiven Ansprechen auf das Medikament sollte die Einnahme nur kurzzeitig erfolgen. Das Medikament besitzt keine Zulassung zur Rezidivprophylaxe (vorsorgliche Einnahme zur Verhütung eines Rückfalls).
Schwangerschaft: kontraindiziert
Stillzeit: kontraindiziert
Kinder: ab 6 Jahren
Ältere Menschen: nicht anwenden

Erfahrungsberichte
Links zu Erfahrungsberichten zum Absetzen der Substanz

Links

Hydroxyzin - DocCheck Flexikon
Atarax - Gebrauchsinformation
Atarax - Fachinformation
Hydroxyzin - deprimed.de
Hydroxyzin - Arznei - News
Verlängerung der QT-Zeit durch Hydroxyzin - Der Arzneimittelbrief
padma
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Johanniskraut ( Hypericum perforatum)

Handelsnamen
Laif

Wirkstoffkategorie
Antidepressiva

Unterkategorie
keine, es handelt sich um ein Phytho-Psychopharmakon (pflanzliche Wirkstoffe)

pharmakologische Wirkung
die wirksamen Bestandteile von Johanniskraut sind Hyperforin und Hypericin. Hyperforin kann die Blut-Hirnschranke überwinden.
Johanniskraut erhöht durch eine Wiederaufnahmehemmung der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin deren Konzentration an den Synapsen. Die Konzentration von Gamma-Aminobuttersäure (GABA), Dopamin und L-Glutamat steigt an, in der Folge vermindert sich die Anzahl der (noradrenergen) β-Rezeptoren, außerdem bewirkt es eine Herunterregulation der 5-HT2-Rezeptoren (Serotoninrezeptoren).

Halbwertszeit
Hypericin: ca. 20 Stunden

Darreichungsformen
Laif Filmtablette 900 mg (rezeptpflichtig), sowie diverse apothekenpflichtige, niederiger dosierte Präparate und freiverkäufliche Tees, Öl

Übliche Dosierung
Laif: 900 mg tgl.

Enzymatischer Abbau
------

Bioverfügbarkeit
------

Wichtige Wechselwirkungen
Die Kombination mit Antidepressiva können einen erhöhten Serotoninspiegel verursachen und zu einem potenziell tödlichen Serotonin-Syndrom führen.
Johanniskraut kann die Wirksamkeit von u.a. folgenden Medikamenten vermindern: hormonelle Verhütungsmittel (Pille), Immunsuppresiva, Blutverdünner (z.B.Warafin), HIV-Medikamenten, Cholesterin-Medikamenten, Zytostatika, TZA, Antiepileptika, Benzodiazepine

Weitere Wechselwirkungen mit Arzneimitteln, die über das Cytochrom P 450-Enzymsystem abgebaut werden, sind möglich

Häufige Nebenwirkungen
Selten: allergische Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Unruhe, Photosensibilisierung (erhöhte Empfindlichkeit der Haut gegenüber intensiver UV-Bestrahlung, es kann zu Missempfindungen und Rötung der bestrahlten Hautareale kommen).

Hinweise zum Absetzen
kann Absetzsymptome hervorrufen und sollte daher nach längerer Anwendung ausgeschlichen werden.

Weitere Anmerkungen
- Johanniskraut wirkt chemisch ähnlich wie synthetische AD und ist daher alles andere als harmlos. Es hat viele Wechselwirkung mit anderen Medikamenten und kann deren Wirksamkeit reduzieren. Bei längerer Einnahme kann es körperlich abhängig machen.
- weitere Anwendungen: Als Johnniskrautöl als Einreibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, Schmerzlinderung nach Verrenkungen und Verstauchungen, zur Wundheilung etc.

- Schwangerschaft und Stillzeit: nicht empfohlen, da keine ausreichenden Untersuchungen vorliegen.
- unter 18 Jahren: nicht empfohlen
- bei Bipolaren Störungen besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Manien

Erfahrungsberichte
* Erfahrungen Johanniskraut

Links
* Johanniskraut, medizinische Anwendung - Wikipedia
* Johanniskraut - arznei-news.de
* Fachinformation Laif
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

Beitrag von padma »

Wirkstoffname

Lamotrigin

Handelsnamen
Elmendos, Gerolamic, Lamictal, Lamotribene

Wirkstoffkategorie
Antiepileptika; wird auch bei Bipolar-I-Störung mit überwiegend depressiven Episoden eingesetzt

Unterkategorie
---

pharmakologische Wirkung
blockiert spannungsabhängige Natrium- und Calciumkanäle und verhindert so die Freisetzung von Glutamat und Aspartat. Glutamat ist der wichtigste Botenstoff für erregende Impulse, die Reizweiterleitung wird durch Lamotrigin so gehemmt.

Halbwertszeit
Mittlere Halbwertszeit: ca. 30 Stunden (15 - 60 Stunden)

Darreichungsformen
Kautabletten (auch zur Herstellung einer Suspension) zu 2 mg, 5 mg, 25 mg, 50 mg 100 mg, 200 mg; Tabletten zu 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg; Tabletten zur Herstellung einer Suspension zu 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg

Übliche Dosierung
bei bipolaren Störungen 200 mg

Enzymatischer Abbau
UDP-Glukuronyltransferasen

Bioverfügbarkeit
ca 98%

Wichtige Wechselwirkungen
Erhöhung des Lamotriginspiegel: Valproinsäure, Sertralin,
Erniedrigung des Lamotriginspiegel: Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Rifampicin, einigen Verhütungsmittel (Ethinylestradiol, Levonorgestrel)
Die Wirkung der Anti-Baby-Pille kann durch Lamotrigin beeinträchtigt werden

Häufige Nebenwirkungen
Hautreaktionen mit Ausschlägen, Fleckenbildungen und Juckreiz, Sehstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, starke Reizbarkeit und Aggressivität, Müdigkeit, Unruhe, Magen-Darm-Beschwerden, Rücken- und Gelenkschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel,Tremor (Zittern)

Blutbildveränderungen, Halluzinationen, Bewegungsstörungen, extrapyramidale Störungen, Suizidalität, Lichtempfindlichkeit (wie starke Sonnenbrand) können auftreten
Vor allem zu Beginn der Behandlung kann es zu potentiell lebensbedrohliche Hautreaktionen, wie das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), die toxisch epidermale Nekrolyse TEN) und das Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS) kommen.

Hinweise zum Absetzen
mögliche Absetzsymptome sind u.a.: Anfälle (selten), Stimmungsschwankungen, Feindseligkeit, Fokusverlust, Lethargie, Kopfschmerzen, Mißempfindungen, Kribbeln, Suizialität

Wasserlösemethode

Weitere Anmerkungen
Wegen des Risikos schwerer Hautreaktionen soll Lamotrigin zu Beginn der Behandlung nach einem Dosierungsschema über 6 Wochen langsam auf die Zieldosis hochdosiert werden. Bei Auftreten schwerer Hautreaktionen muß Lamotrigin sofort abgesetzt werden.

Schwangerschaft: erhöhtes Risiko von Fehlbildungen, Entzugssymptome des Neugeborenen sind möglich
Stillen: geht in die Muttermilch über, Nutzen und Risiken sorgfältig abwägen
Kinder und Jugendliche: Lamotrgin wird unter 18 Jahren bei Bipolaren Störungen nicht empfohlen, die Wirksamkeit ist nicht nachgewiesen, erhöhtes Risiko von Suizidalität

Lamotrigin wird auch zum Alkoholentzug und bei Chorea Huntington, Parkinson, Migräneschmerzen, Trigeminusneuralgie, eingesetzt

Erfahrungsberichte
---

Links
Lamotrigin - Gelbe Liste
Lamotrigin - MedLexi.de
Fachinformation Lamotrigin Heumann PDF
Beipackzettel von Lamotrigin-1A Pharma - Apothekenumschau
padma
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Lithium

Handelsnamen
Hypnorex, Quilonum, Quilonorm, Neurolepsin,

Wirkstoffkategorie
Phasenprophylaktika

Unterkategorie
---

pharmakologische Wirkung
Lithium zeigt u.a. eine Wirkung auf die Ionenkanäle, Neurotransmitter (u.a. Serotonin, Dopamin, Norepinephrin), Second-Messenger-Systeme. Die genaue Wirkweise ist nicht bekannt.

Halbwertszeit
durchschnittlich 24 Stunden ( bei älteren Menschen 30 bis 36 Stunden, bei Jugendlichen etwa 18 Stunden
Steady State

Darreichungsformen
Retardtabletten zu 400 mg, 450 mg (Quilonum retard und Hypnorex retard sind in 2 dosisgleiche Hälften teilbar)

Übliche Dosierung
sehr geringe therapeutische Breite von 0,5 bis 1,5 mmol/l
zur Phasenpropylaxe 0,5 bis 0,8 mmol/l

Enzymatischer Abbau
wird unverändert, v.a. über die Niere ausgeschieden

Bioverfügbarkeit
nahezu vollständig; ist jedoch bei verschiedener Lithium-haltiger Arzneimittel unterschiedlich, daher nicht austauschen

Wichtige Wechselwirkungen
Erhöhung des Lithiumsspiegel mit dem Risiko einer Lithiumvergiftung:
Metronidazol, nicht-steroidale Antiphlogistika (z. B. Indometacin) einschließlich selektiver Cyclooxygenase-II-Inhibitoren, ACE- Hemmer (z. B. Captopril, Enalapril),Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten, Diuretika (Thiazide, kaliumsparende Diuretika, Schleifendiuretika)

Die gleichzeitige Behandlung mit folgenden Substanzen kann zum Auftreten einer Neurotoxizität führen:
einige Antiepileptika (z. B. Phenytoin, Carbamazepin, Methyldopa), trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika (z.B. Haloperidol, Thioridazin), Antidepressiva, serotonerge Substanzen (MAO-Hemmer, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, 5-HT-Agonisten), Calciumkanal-Antagonisten (z. B. Diltiazem, Verapamil)

Häufige Nebenwirkungen
Zittern, Konzentrationsstörungen, vermehrte Harnproduktion, Gewichts­zunahme, Durchfälle, Übelkeit, abdominelle Beschwerden, Schilddrüsen­vergrößerung, Schilddrüsenunterfunktion, Ansteigen der weißen Blutkörperchen, Hautveränderungen, sexuelle Funktionsstörungen

Symptome einer Lithiumvergiftung:
u.a. Händezittern (Tremor), Koordinationsstörungen, Gangstörungen, Muskelzuckungen, Muskelschwäche, erhöhter Muskeltonus, übersteigerte Muskelreflexe (Hyperreflexie), Schwindel, Sprachstörungen (verwaschene Sprache), Appetitminderung, Erbrechen, Durchfall, Nierenfunktionsstörungen, Krampfanfälle, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübungen, Koma, vermehrter Durst (Polydipsie), gesteigerte Urinausscheidung (Polyurie), Herzrhythmusstörungen, QT-Intervall-Verlängerung, Kreislaufkollap,
Bei den ersten Anzeichen einer Vergiftung sollte Lithium sofort abgesetzt werden.

Hinweise zum Absetzen
so kleinschrittig wie möglich. Retardtabletten dürfen nicht zerkleinert werden, jediglich teilen an speziell dafür vorgesehene Teilkerben ist gestattet. Da die Reduktionen dann ziemlich gross sind, sollte lange (Monate) bei einer Dosis geblieben werden.
Falls man entgegen der Herstellerangaben auf eigene Verantwortung weiter teilen möchte, sollte dies mit einem Arzt abgesprochen sein, die Dosis evtl.auf mehrer Einnahmen verteilt werden und der Lithiumspiegel engmaschig überwacht werden. Gefahr einer Lithiumvergiftung.

mögliche Absetzsymptome u.a.: Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Stimmungsschwankungen, innere Unruhe, Absetzpsychose

Weitere Anmerkungen
Lithium wird angewendet zur Akutbehandlung der Manie, zur Prophylaxe manisch-depressiver und unipolar verlaufender affektiver Psychosen

Coffein-haltigen Lebensmitteln und Getränken( z.B. Cola, Kaffee, Kakao, Mate-Tee; grünem und schwarzem Tee) begrenzen
auf regelmäßige Kochsalz- und Flüssigkeitszufuhr, vor allem bei starkem Schwitzen, Fieber, Erbrechen und Durchfall achten, keine Sauna,
regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind zwingend erforderlich (u.a. Lithiumspiegel, Nierenfunktionswerte, Na, K, Ca, Serum-Kreatinin, Schilddrüsenwerte, Blutbild, EKG)

Schwangerschaft: darf nicht anwendet werden, ein erhöhtes Fehlbildungs- und Komplikationsrisiko kann nicht ausgeschlossen werden, Neugeborene sollten engmaschig überwacht werden
Stillzeit: geht in die Muttermilch über, sorgfältige Abwägung von Vorteilen und Risiken
Kinder: nicht unter 12 Jahren
ältere Menschen: geringere Dosis, noch engmaschigere Kontrolluntersuchungen

Erfahrungsberichte
Lithium absetzen
Lithium abgesetzt (Tabin)

Links
*Lithium - Gelbe Liste
*Lithium - Seele und Gesundheit
*Quilonum retard Fachinformation PDF
*Quilonum retard Tabletten Beipackzettel - Apothekenumschau
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Lorazepam

Handelsnamen
Tavor, Tavor Expidet, Tolid, Ativan, Merlit, Temesta, Temesta Expidet

Wirkstoffkategorie
Tranquilizer

Unterkategorie
Benzodiazepin

pharmakologische Wirkung
Lorazepam bindet es an eine spezifische modulatorische Stelle des GABA - Rezeptors im ZNS und verstärkt so die hemmende Wirkung des Neurotransmitters GABA

Halbwertszeit
11 - 18 Stunden

Darreichungsformen
Tabletten zu 0,5 mg (Tavor), 1 mg, 2,5 mg, Täfelchen zur sublingualen Anwendung. (Tavor Expidet) 1 mg, 2,5 mg, Tabs (Tavor) 2,0 mg

Übliche Dosierung
0,5 mg - 2,5 mg, verteilt auf zwei bis drei Einzeldosen täglich bei Bedarf, bei älteren oder geschwächten Patienten und bei Patienten mit hirnorganischen Veränderung sollte die Tagesdosis um 50 % reduziert werden
Höchstdosis 7,5 mg

Enzymatischer Abbau
Konjugation mit Glucuronsäure

Bioverfügbarkeit
ca. 94 %

Wichtige Wechselwirkungen
zentral dämpfende Arzneimittel und Alkohol, Antidepressiva ( insbes. Lithiumpräparate), Neuroleptika, Antiepileptika, PPI, Clozapin, Valporinsäure, Muskelrelaxantien, Erythromycin, orale Kontrazeptiva, Antikoagulation, Blutdrucksenker

Häufige Nebenwirkungen
Sedierung, Schläfrigkeit, Muskelschwäche, Verwirrung, Benommenheit,Depression,eingeschränktes Erinnerungsvermögen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Schwäche, Euphorie


Hinweise zum Absetzen
schrittweise Umstellung auf Benzodiazepin mit längerer Halbwertzeit (Diazepam, Clonazepam) und nach Ashton ausschleichen (s.Link)
Äquivalenz lt Ashton: 1 mg zu 10 mg Diazepam, erfahrungsgemäß kann oft etwas weniger Diazepam angesetzt werden.
Häufigste Entzugserscheinungen: Zittern, Angst, Schlaflosigkeit, Alpträume, Schwindel, Muskel- und Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen und Krämpfe, Herzrasen, Innere Unruhe., Bauchkrämpfe, Schwitzen, Wahrnehmungsstörungen
selten: Delirium, zerebrale Krampfanfälle

Weitere Anmerkungen
- Wie alle Benzodiazepine kann L. schon nach relativ kurzer regelmäßiger Einnahme ( angegeben sind zwei bis vier Wochen) physisch und psychisch abhängig machen (Sucht, incl. Toleranzentwicklung).
- Das Risiko für eine Sucht steigt bei Alkoholmissbrauch oder Medikamentenmissbrauch in persönlicher Vorgeschichte.
- Nicht anzuwenden bei Schlaf - Apnoe
- Wird oft zur Vorbereitung von operativen Eingriffen genutzt

- Schwangerschaft: nicht anwenden, evtl erhöhtes Risiko von Mißbildungen; schwere Atmungsstörungen bei dem Neugeborenen, geistige Behinderung sind möglich
- Stillzeit: geht in die Muttermilch über, nicht stillen
- ältere Menschen: Gefahr einer Sedierung und/oder Muskelschwäche, mit erhöhtem Sturzrisiko


Erfahrungsberichte
*Danielle: Das Rezept, das mein Leben veränderte (Lorazepam)

Links
*Lorazepam - arznei-news.de
*Lorazepam - Fachinformation Ratiopharm PDF
*Ashton Manual
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Milnacipran

Handelsname
Ixel, Savella, Milnaneurax

Wirkstoffkategorie
Antidepressiva

Unterkategorie
SSNRI

pharmakologische Wirkung
Milnacipran ist ein dualer Wiederaufnahmehemmer von Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt. Es belegt die Transporter und hemmt so die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die Präsynapse etwa gleich stark.

Halbwertszeit
etwa 8 Stunden

Darreichungsformen
Hartkapseln zu 25 mg und 50 mg

Übliche Dosierung
2 Mal am Tag 50 mg
Einzunehmen mit den Mahlzeiten

Enzymatischer Abbau
wird hauptsächlich über die Niere abgebaut

Bioverfügbarkeit
ca. 80 %

Wichtige Wechselwirkungen
MAO-Hemmer, Digitalis, Sumatriptan, Adrenalin (Anwendung am Zahnfleisch und subkutane Anwendung), Arzneimittel, die das Risiko von Blutungen erhöhen (Gerinnungshemmer, sowie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen
Kombination mit serotonergen Medikamenten (AD, Tryptophane, Tramadol etc.) kann zu einem Serotoninsyndrom führen

Häufige Nebenwirkungen
Übelkeit, Kopfschmerzen, Unruhe, Bluthochdruck, beschleunigter Puls, Essstörungen, Schlafstörungen, Depression, Ängstlichkeit, Suizidalität, Migräne, Schwindel, Empfindungsstörungen, Schläfrigkeit, Muskelzittern, Palpitationen (Herstopern), Hitzewallungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Mundtrockenheit, Schmerzen der Skelettmuskulatur, Juckreiz, Ausschlag, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Harndrang, Erektionsstörungen, Hodenschmerzen

Hinweise zum Absetzen
langsam ausschleichen, Wasserlösemethode (Kapseln öffnen, Pulver in Wasser lösen)

Häufigste Symptome bei Dosisreduktion:
Schwindel, Panikattacken, extreme Müdigkeit, Unruhe, Gliederschmerzen, Aussichtslosigkeit, Weinkrämpfe und Suizidgedanken

Weitere Anmerkungen
- relativ neu zugelassen (2016)
- darf nicht bei Niereninsuffizienz und vergrößerter Prostata angewandt werden
- Wirkt sich stark auf Noradrenalin aus.
- Wird oft bei Schmerzerkrankungen eingesetzt.
- Keine QT Zeit Verlängerung

- Schwangerschaft: aufgrund der Risiken für das Neugeborene ist abzuraten
- Stillen: kontraindiziert
- Kinder und Jugendliche: nicht unter 18 Jahren anwenden

Links
*Milnacipran - Gelbe Liste
*Milnacipran - psylex.de
*Milnacipran Fachinformation
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Mirtazapin


Handelsnamen

Mirtazapin, Remeron, Remergil, Mirtel

Wirkstoffkategorie
Antidepressiva

Unterkategorie
Tetrazyklische Antidepressiva, spezifisch noradrenergen serotonergen Antidepressiva (NaSSA)

pharmakologische Wirkung

Mirtazapin blockiert direkt Alpha 2 Rezeptoren (Noradrenalinrezeptoren) sowie 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren (Serotoninrezeptoren) und verstärkt so die serotonerge und noradrenerge Reizweiterleitung im ZNS.
Zudem hemmt Mirtazapin den Histamin- H1 Rezeptor

Halbwertszeit
20-40 Stunden

Darreichungsformen
Filmtabletten, Schmelztabletten: 15 mg/30 mg

Übliche Dosierung
7.5 mg, 15 mg, 30 mg, 45 mg

Enzymatischer Abbau
CYP2D6, CYP1A2 und CYP3A4

Bioverfügbarkeit

ca. 50 %

Wichtige Wechselwirkungen
MAO-Hemmer, serotonerge Substanzen, Sedativa, Alkohol und Warfarin

Häufige Nebenwirkungen
Schläfrigkeit, Dämpfung, Mundtrockenheit, gesteigerter Appetit, Gewichtszunahme, Schwindel und Erschöpfung, Restless-Leg-Syndrom

Hinweise zum Absetzen
Die Absetzerscheinungen von Mirtazapin sind, wenn sie auftreten, teilweise recht schwerwiegend. Manchmal treten die Symptome erst 1-2 Wochen nach der Dosisreduktion auf, oder verstärken sich in diesem Zeitraum.

Häufigste Symptome bei Dosisreduktion: Schlaflosigkeit, Alpträume, Übelkeit, Erschöpfung, Schwindel, Muskel- und Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen, Herzrasen, Innere Unruhe. Besonders im unteren Dosisbereich (unter ca. 10 mg) sollte mit besonderer Vorsicht und in kleinen Schritten reduziert werden.

Aufgrund der stark histaminergen Wirkung kann es beim Absetzen recht häufig zu einer (meist vorübergehenden) Histaminintoleranz kommen.

Nach dem völligen Absetzen können sich die Symptome nach 1-3 Monaten nochmal verstärken und klingen dann meist langsam ab. Ob ein besonders langsames Absetzen bei den letzten mg diese nachträgliche Symptomwelle verhindert, ist noch unklar.

Gute Techniken für die Dosisreduktion sind das Auflösen der Tabletten, die Verwendung einer Feinwaage.


Weitere Anmerkungen
- Die Einnahme von Mirtazapin kann zu einer sehr starken Sedierung führen, daher wird es teilweise auch als schlafanstoßendes Mittel eingesetzt. Der beruhigende Effekt nimmt meist oberhalb von ca. 15 mg ab und kann bei einer Dosierung von 30 mg oder 45 mg zu erhöhter innerer Unruhe führen.

- In manchen Fällen kann die Einnahme von Mirtazapin eine Verschlechterung der Stimmung verursachen bis hin zu Suizidgedanken.

- Kinder und Jugendliche: nicht unter 18 Jahren anwenden
- Bei Anwendung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Das Neugeborene sollte aufgrund möglicher Risiken nach der Geburt überwacht werden
- Stillen: Mirtazapin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Daher nur nach Nutzen/Risiko Abwägung stillen

Links
*Mirtazapin - Gelbe Liste
*Mirtazapin - psylex.de
*Fachinformation: Remergil Schmelztabletten
*Fachinformation: Mirtazapin Actavis Filmtabletten
*Infoartikel Antidepressiva
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Moclobemid

Handelsnamen
Aurorix, Amira, Clobemix, Depnil, Manerix, Moclobeta, Moclodura, Moclo A, Moclonorm

Wirkstoffkategorie
Antidepressiva

Unterkategorie
Monoaminoxidase-A-Hemmer

pharmakologische Wirkung
reversible Hemmung der Monoaminoxidase - hauptsächlich von Typ A (MAO-A). Dadurch wird der Abbau von Norepinephrin, Dopamin und Serotonin vermindert, was zu erhöhten Konzentrationen dieser Neurotransmitter im Zellzwischenraum führt.

Halbwertszeit
1 - 4 H

Darreichungsformen
Filmtabletten zu 150 mg, 300 mg

Übliche Dosierung
150 mg - 600 mg

Enzymatischer Abbau
Cytochrom-P450-Enzyme

Bioverfügbarkeit
nach Einmalgabe 60 %, nach Mehrfachgabe 80 %

Wichtige Wechselwirkungen
keine gleichzeitige Einnahme von anderen MAO-Hemmern, anderen Antidepressiva (einschließlich TZA), Selegilin, Triptanen, Pethidin, Tramadol, Bupropion, Dextromethorphan, Linezolid (Risiko eines Serotonin-Syndrom bei gleichzeitiger Verabreichung mit serotonerg wirksamen Arzneimitteln),
Vorsicht bei der gleichzeitigen Anwendung von Arzneimitteln, die über CYP2C19 metabolisiert werden (z. B. Omeprazol, Fluoxetin, Fluvoxamin),

Häufige Nebenwirkungen
Schlaflosigkeit, Unruhe, Müdigkeit, Tremor, Übelkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, orthostatische Dysregulation,
Angst, Missempfindungen, Hypotonie, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Ausschlag, Reizbarkeit

Vorsicht bei Patienten mit Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung, sowie bei gleichzeitiger Anwendung QT-verlängernder Arzneimittel
Moclobemid kann die schizophrenen Symptome von depressiven Patienten mit Schizophrenie oder
schizoaffektiven Störungen verschlimmern, Manie oder Hypomanie kann ausgelöst werden.
Risiko für Suizidgedanken oder –versuchen ist erhöht.

Hinweise zum Absetzen
Wasserlösemethode, Feinwaage
langsam ausschleichen, sehr hohes Risiko für Entzugssymptome
häufige Absetzsymptome: Schwindel, Empfindungsstörungen (Taubheit oder Kribbeln), Schlafstörungen, Durchfall, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Zittern, Schwitzen, Sehstörungen, Erregung, Angstzustände, Verwirrtheit


Weitere Anmerkungen

Schwangerschaft und Stillzeit: Sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung (es liegen keine ausreichende Daten vor)
Kinder und Jugendliche: sollte nicht angewendet werden
Da einige Menschen eine Überempfindlichkeit gegenüber Tyramin haben, sollten keine größerer Mengen tyraminreicher Lebensmittel (wie z. B. reifem Käse oder Rotwein) verzehrt werden.
Patienten mit niedrigem Blutdruck müssen während der Behandlung mit Moclobemid sorgfältig überwacht werden.
Bei einer Umstellung von einem anderen Antidepressivum sind Wartezeiten zu beachten.

Links
Fachinformation Moclobemid-ratiopharm PDF
Moclobemid - Arznei-News
Beipackzettel Moclobemid - 1 A Pharma
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Olanzapin

Handelsnamen
Zyprexa

Wirkstoffkategorie
Neuroleptika

Unterkategorie
atypische Neuroleptika

pharmakologische Wirkung
Olanzapin ist ein neuroleptischer, antimanischer und stimmungsstabilisierender Wirkstoff, der mit einer größeren Anzahl von Rezeptorsystemen reagiert. Olanzapin bindet an Serotoninrezeptoren, Dopaminrezeptoren; cholinerge Muskarinrezeptoren, a1 adrenerge und Histamin H1 -Rezeptoren.

Halbwertszeit
ca 35 h (20 - 70 h), Steady State: 7 - 10 Tage

Darreichungsformen
Tabletten 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg, 10 mg, 15 mg, 20 mg; Filmtabletten 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg, 10 mg, 15 mg, 20 mg; Schmelztabletten 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg, 10 mg, 15 mg, 20 mg; (Tropfen 5mg/ml: außer Vertrieb);
Injektionslösung (Pulver) 10 mg; Depot-Injektion-Suspension 210 mg, 300 mg, 405 mg,

Übliche Dosierung
nach Herstellerangaben 5 - 20 mg ( Patienten über 60 Jahre Anfangsdosis von 2,5-5 mg)
Niedrigdosierung nach Aderhold: Ersterkrankung: 2,5 mg tgl. ansonsten 5,1 mg tgl.

Enzymatischer Abbau
CYP1A2

Bioverfügbarkeit
ca 57 %

Wichtige Wechselwirkungen
Carbamazepin, Fluvoxamin, Direkte und indirekte Dopamin-Agonisten, Insulin, Medikamente, die die QT Zeit verlängern, Aktivkohle

Häufige Nebenwirkungen
Gewichtszunahme (zwischen 7 und 25% des Ausgangskörpergewichtes), Schläfrigkeit, erhöhter Plasmaprolaktinspiegel, bei Patienten mit Alzheimer Krankheit abnormer Gang.
Eosinophilie, Appetitzunahme, erhöhter Glucosespiegel, erhöhter Triglyceridspiegel, Schwindelgefühl, Akathisie, Parkinsonismus, Dyskinesie, orthostatische Hypotonie, leichte, vorübergehende anticholinerge Effekte einschließlich Verstopfung und Mundtrockenheit, vorübergehend asymptomatische Erhöhung von Lebertransaminasen (ALT/AST), Schwäche, Ödeme.

QT Zeit Verlängerung, Suizidalität, Malignes neuroleptisches Syndrom, Krampfanfälle, können auftreten.

Hinweise zum Absetzen
Wasserlösemethode, Feinwaage, (Tropfen: außer Vertrieb)
häufige Absetzsymptome: Schwitzen, Schlaflosigkeit, Zittern, Angst, Übelkeit oder Erbrechen

Alle Neuroleptika bergen bei zu schnellem oder abruptem Absetzen das Risiko einer Absetzspsychose, das Risiko steigt bei Psychosen in der persönlichen Vorgeschichte.

Weitere Anmerkungen
- nicht geeignet für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
- Schwangerschaft: potentielles Risiko für Fötus und Neugeborenes; nicht stillen
- bei älteren Menschen Dosisanpassung erforderlich
- nicht geeignet bei Demenz-assoziierten Psychosen und/oder Verhaltensstörungen (erhöhte Sterblichkeit, erhöhtes Risiko für Schlaganfälle)
- ab 65 Jahren erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen (metabolisches Syndrom, Nierenversagen)
- kontraindiziert bei Patienten mit erhöhtem Risiko für ein Engwinkelglaukom
- Rauchen kann den Spiegel senken

Erfahrungsberichte

Links
*Olanzapin - Gelbe Liste
*Olanzapin - psylex.de
*Olanzapin - Arzneimittet Telegramm
*Olanzapin Fachinformation PDF
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Opipramol

Handelsnamen
Insidon, Opipram

Wirkstoffkategorie
Antidepressiva

Unterkategorie
strukturell: Trizyklika; Nichtselektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer
nimmt eine Mittelstellung zwischen Antidepressiva und Neuroleptika ein

pharmakologische Wirkung
Opipramol aktiviert den Sigma 1 Rezeptor und in schwächerem Maße den Sigma 2 Rezeptor. Es blockiert mit geringer Affinität den Serotonin-Rezeptor 5-HT2A sowie den Dopamin-Rezeptor D2. Ausserdem blockiert es mit geringer Affinität Histamin-H1-Rezeptoren. Zudem hat es eine sehr gering ausgeprägte anticholinerge Wirkung

Halbwertszeit
Mittlere Halbwertszeit: ca 11 Stunden

Darreichungsformen
Filmtabletten 50 mg, 100 mg, 150 mg; Tropfen (Insidon)

Übliche Dosierung
200 - 300 mg tgl.

Enzymatischer Abbau
CYP2D6-Isoenzym

Bioverfügbarkeit

Wichtige Wechselwirkungen
Neuroleptika, Hypnotika, Tranquillizer, Anästhetika, Starke Anticholinerga, MAO-Hemmer, Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Betablocker, IC-Antiarrhythmika, trizyklische Antidepressiva, Monooxygenasen, Cimetidin,

Wirkstoffe, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern, zu einer Hypokaliämie führen oder den hepatischen Abbau von Opipramol bremsen, sind zu vermeiden oder nur unter regelmäßiger EKG-Kontrolle zusammen mit Opipramol einzunehmen.

Häufige Nebenwirkungen
Müdigkeit, Mundtrockenheit, verstopfte Nase.

Hinweise zum Absetzen
Wasserlösemethode, Feinwaage, Tropfen
Häufigste Absetzsymptome: Unruhe, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Übelkeit, Erbrechen

Weitere Anmerkungen
wirkt dämpfend, angstlösend und schwach stimmungsaufhellend
durchschnittliche Behandlungsdauer: 1 - 2 Monate
Schwangerschaft: möglichst nicht einnehmen; abstillen
für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet
ältere Menschen haben unter Opipramol ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche
Im Zusammenhang mit der Einnahme von Opipramol kam es zu Suizidversuchen
In hoher Dosierung können eventuell die NW von Neuroleptika eintreten (extrapyramidale Störungen)
Schwarzer Tee führt zu einem Wirkstoffverlust von 30 %
Alkohol sollte gemieden werden

Erfahrungsberichte

Links
*Opipramol - Gelbe Liste
*Opipramol - psylex.de
*Opipramol Fachinformation PDF
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Oxazepam

Handelsnamen
Adumbran, Anxiolit, Durazepam, Praxiten, Seresta

Wirkstoffkategorie
Tranquilizer

Unterkategorie
Benzodiazepin, Metabolit des Diazepams

pharmakologische Wirkung
Oxazepam bindet im ZNS an spezifische Benzodiazepinrezeptoren des GABA-ergen Transmittersystems und verstärkt damit deren dämpfende Wirkung. Neben seinen angst-, spannungs- und erregungsdämpfenden Eigenschaften sowie den sedierenden und hypnotischen Effekten zeigt Oxazepam in hohen Dosen auch eine dämpfende Wirkung auf den Muskeltonus und antikonvulsive Wirkungen.

Halbwertszeit
5 - 15 Stunden

Darreichungsformen
Tabletten zu 10 mg, 50 mg,

Übliche Dosierung
20 mg - 30 mg, verteilt auf 10 mg morgens und 10 - 20 mg abends, Höchstdosis 60 mg täglich, ältere PatientInnen 10 mg - 30 mg

Enzymatischer Abbau
Konjugation mit Glucuronsäure

Bioverfügbarkeit
95,5 %

Wichtige Wechselwirkungen
zentral dämpfende Arzneimittel und Alkohol, Antidepressiva ( insbes. Lithiumpräparate), Muskelrelaxantien, Antikoagulation, Blutdrucksenker Beta Blocker, Neuroleptika, Valporinsäure

Häufige Nebenwirkungen

Sedierung, Schläfrigkeit, Muskelschwäche, Verwirrung, Benommenheit, Impotenz, Kopfschmerzen, Gangstörung, Übelkeit, Schwindel, Schwäche


Hinweise zum Absetzen
evtl.schrittweise Umstellung auf Benzodiazepin mit längerer Halbwertzeit (Diazepam, Clonazepam)nach Ashton ausschleichen (s.Link)
oder direkt mit der Wasserlösmethode absetzen
Äquivalenz lt Ashton: 20 mg zu 10 mg Diazepam
Häufigste Entzugserscheinungen: Muskelzucken, Zittern, Schlafstörungen, Angst, innere Unruhe, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Reizbarkeit
zerebrale Krampfanfälle möglich

Weitere Anmerkungen
Wie alle Benzodiazepine kann O.. schon nach relativ kurzer regelmäßiger Einnahme ( angegeben sind zwei bis vier Wochen) physisch und psychisch abhängig machen (Sucht, incl. Toleranzentwicklung).
Das Risiko für eine Sucht steigt bei Alkoholmissbrauch oder Medikamentenmissbrauch in persönlicher Vorgeschichte.
Nicht anzuwenden bei Schlaf - Apnoe
Wirkung setzt langsam ein
Kinder unter 7 Jahren sollten nicht mit Oxazepam behandelt werden

Links
*Oxazepam - Gelbe Liste
*Oxazepam - psylex.de
*Oxazepam Fachinformation PDF
*Ashton Manual
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Paliperidon

Handelsnamen
Invega, Xeplion, Trevicta

Wirkstoffkategorie
Neuroleptika

Unterkategorie
atypische Neuroleptika mit hoher neuroleptischen Potenz

pharmakologische Wirkung
ist der aktive Hauptmetabolit von Risperidon
bindet stark an an serotonerge 5-HT2- und dopaminerge D2-Rezeptoren. blockiert auch Adrenorezeptoren und H1 Histaminrezeptoren

Halbwertszeit
bei Tabletten: ca 23 Stunden, Steady State nach 4 - 5 Tagen

Darreichungsformen
Retardtabletten (Invega) zu 3 mg, 6 mg, 9 mg; 1-Monats Depot-Injektionssuspension zu 25 mg, 50 mg, 75 mg, 100 mg, 150 mg; 3-Monats Depot-Injektionssuspension zu 175 mg, 263 mg, 350 mg, 525 mg,

Übliche Dosierung
monatliche Depotinjektion Erhaltungsdosis: 25 bis 150 mg
Invega: bei Schizophrenie 6 mg (Bannbreite zwischen 3 mg und 12 mg) einmal täglich

Enzymatischer Abbau
wird über die Niere ausgeschieden

Bioverfügbarkeit

orale Bioverfügbarkeit 28 %; Depotinjektion Paliperidonpalmitat 100 %

Wichtige Wechselwirkungen

mit Medikamente, die die QT Zeit verlängern (u.a. Antiarrhythmika, trizyklische AD, Mirtazapin, einige Neuroleptika, einige Antihistaminika, einige Antibiotika, Antipsychotika, Malaria-Mittel); Psychostimulanzien (z.B. Methylphenidat),
Carbamazepin, anderen zentralwirksamen Arzneimitteln(z.B. Anxiolytika, den meisten Antipsychotika, Hypnotika, Opioiden),
Levodopa und andere Dopaminagonisten,
Medikamente, die eine orthostatische Hypotonie (plötzlichen Abfall des Blutdrucks beim Aufstehen) auszulösen; Medikamente, die die Krampfschwelle herabsetzen

Häufige Nebenwirkungen

Infektion der oberen Atemwege, Harnwegsinfektion, Influenza, erhöhter Prolaktinspiegel, Hyperglykämie, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit,
Unruhe, Depression, Angst, Parkinsonismus, Akathisie, Sedierung, Benommenheit, Dystonie, Schwindel, Dyskinesie, Tremor (Zittern), Kopfschmerzen, schneller Herzschlag, Bluthochdruck, Husten, verstopfte Nase, Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall, Verdauungsstörung, Zahnschmerzen, erhöhte Leber-Transaminasen im Blut, Knochen- oder Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Aufhören der Monatsblutungen, Milchfluss, Fieber, Schwäche, Erschöpfung (Müdigkeit)

QT Zeit Verlängerung, Thromboembolien, Malignes neuroleptisches Syndrom, Krampfanfälle, können auftreten.

Hinweise zum Absetzen

Retardtabletten dürfen nicht geteilt oder aufgelöst werden, schrittweise jeweils niedriger dosierte Präparate verwenden
Depotinjektionen: nach längerer Anwendung schrittweise auf jeweils niedriger dosierte Injektion wechseln
häufige Absetzsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Schlaflosigkeit, Akathisie, Dystonie und Dyskinesie können auftreten

Alle Neuroleptika bergen bei zu schnellem oder abruptem Absetzen das Risiko einer Absetzpsychose, das Risiko steigt bei Psychosen in der persönlichen Vorgeschichte.

Weitere Anmerkungen
bei einer Depotinjektion kann der Wirkstoff bis zu 18 Monaten freigesetzt werden, solange sind Nebenwirkungen und Wechselwirkungen möglich.

Schwangerschaft: nicht anwenden, bei Neugeborenen können Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome sowie Entzugssymptome auftreten
Stillzeit: nicht anwenden
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren: Sicherheit nicht erwiesen; zugelassen zur Schizophreniebehandlung ab 15 Jahren
Ältere Menschen über 65 Jahren: Sicherheit nicht erwiesen; mit Demenz: erhöhten Risikos der Sterblichkeit und zerebrovaskulärer Nebenwirkungen (Schlaganfall), Anwendung nicht empfohlen

Erfahrungsberichte

Links
Paliperidon - Gelbe Liste
Fachinformation Trevicta PDF
Fachinformation XEPLION PDF
Invega - Fachinformation PDF
Rote-Hand-Brief von Janssen-Cilag am 9. September 2013 PDF
Rezeptorenbelegung von Paliperidon
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Paroxetin

Handelsnamen
Deroxat, ParoLich, Paroxat, Seroxat, Tagonis

Wirkstoffkategorie
Antidepressiva

Unterkategorie
SSRI

pharmakologische Wirkung
Paroxetin hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) in die Nervenzellen des Gehirn. Der Wirkstoff besitzt nur eine geringe Affinität zu muskarinartigen cholinergen, zu alpha1/alpha2- und beta-Adreno-Rezeptoren sowie zu Dopamin- und Histamin-Rezeptoren.

Halbwertszeit
24 Stunden

Darreichungsformen
Tabletten und Filmtabletten zu 10 mg, 20 mg, 30 mg, 40 mg, Tropfen 33,1 mg/ml (Hormosan), Suspension 2mg/ml

Übliche Dosierung
20 mg, kann allmählich bis 50 mg gesteigert werden

Enzymatischer Abbau
CYP2D6

Bioverfügbarkeit
40%- 70%

Wichtige Wechselwirkungen
MAO-Hemmer, andere serotonerg wirksamen Präparate (SSRI) auch die Vorstufe L- Tryptophan, Triptane, Buspiron, Trizyklische Antidepressiva), Tamoxifen, Pimozid, Thioridazin,
Cimetidin erhöht den Paroxetinspiegel

Paroxetin erhöht das Risiko für Magen-Darm Blutungen und Hirnblutungen und sollte daher nicht zusammen mit oralen Antikoagulantien (z.B. Warfarin) oder NSAR (nichtseroidale Antirheumatika wie z.B. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen) eingenommen werden.

Häufige Nebenwirkungen
verminderter Appetit, Erhöhung der Cholesterinwerte, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Agitiertheit, Unruhe, ungewöhnliche Träume, Schwindel, Tremor, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, verschwommenen Sehen, Gähnen, Übelkeit, Obstipation, Diarrhö, Erbrechen, Mundtrockenheit, Schwitzen, sexuelle Dysfunktion, Schwäche, Gewichtszunahme

Hinweise zum Absetzen
nicht wasserlöslich, Feinwaage oder Tropfen

häufige Absetzerscheinungen sind Brainzaps, Schwindel, Übelkeit, Erschöpfung, Tinnitus, Muskelkrämpfe, Suizidgedanken, Zuckungen

Weitere Anmerkungen
Kinder und Jugendliche: sollte nicht angewandt werden
ältere Menschen: niedrigere Anfangsdosis, Höchstdosis 40 mg
Schwangerschaft: erhöhtes Risiko für Fehlbildungen, sollte nur bei zwingender Indikation angewandt werden
Stillzeit: geringe Mengen gehen in die Muttermilch über

Absetzerscheinungen treten sehr häufig auf
wird auch zur Behandlung der Fibromyalgie eingesetzt, in den USA auch gegen Hitzewallungen in den Wechseljahren,
signifikant erhöhte Suizidalität,
PSSD und Priapismus können als Nebenwirkung auftreten

Erfahrungsberichte
*Aissela: Zurück ins Leben - Paroxetin abgesetzt

Links
*Paroxetin - Gelbe Liste
*Paroxetin - psylex.de
*Paroxetin - Fachinformation PDF
*Infoartikel Antidepressiva
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Wirkstoffname

Pipamperon

Handelsname
Dipiperon

Wirkstoffkategorie
Neuroleptika

Unterkategorie
niederpotente Neuroleptika (Butyrophenonen)

pharmakologische Wirkung
bindet stark an Dopamin D4-Rezeptoren und schwächer an D2; starke Bindung an serotonergen (5-HT2) Rezeptoren, bindet auch an α1-und α2-Adrenozeptoren

Halbwertszeit
17 bis 22 Stunden

Darreichungsformen
Tabletten zu 40 mg oder 120 mg; Lösung zum Einnehmen zu 4 mg/ml

Übliche Dosierung
Erwachsene: bei Schlafstörungen 40 mg Pipamperon täglich, bei chronischen Psychosen Anfangsdosis dreimal täglich 40 mg, Höchstdosis dreimal täglich 120 mg
Ältere Patienten: dreimal täglich 20-40 mg
Kinder und Jugendliche: nur reduzierte Dosen

Enzymatischer Abbau
Wird in der Leber durch oxidative N-Dealkylierung, Piperidin-Oxidation und Keton-Reduktion in seine Metaboliten abgebaut und über die Niere ausgeschieden

Bioverfügbarkeit

nicht bekannt

Wichtige Wechselwirkungen

- mit anderen zentraldämpfenden Arzneimitteln (Hypnotika/Sedativa, Analgetika, anderen Psychopharmaka, Antihistaminika) oder Alkohol: wechselseitigen Verstärkung der Wirkungen und Nebenwirkungen
- mit Barbituraten oder Opiaten: verstärkte Wirkung auf das Atemzentrum
- mit blutdrucksenkenden Mitteln: verstärkt die Blutdrucksenkung
- mit Dopamin-Agonisten (z.B. Levodopa, Bromocriptin, Lisurid): vermindert deren Wirkung
- mit Arzneimitteln, die die Krampfschwelle des Gehirns herabsetzen, oder das QT-Intervall verlängern oder zu Hypokaliämie führen können: vermeiden

Häufige Nebenwirkungen
Schläfrigkeit, Zahnradphänomen, Depression, erhöhter Muskeltonus, Sitzunruhe, Blickkrampf, krampfhafte Überstreckung des Körpers, Bewegungsstörung, beschleunigter Herzschlag, Blutdruckabfall beim Wechsel vom Liegen zum Stehen, Erbrechen, Nesselsucht, muskuläre Spastizität, Ausbleiben der Menstruation, Gangstörungen, Kraftlosigkeit

Hinweise zum Absetzen
Ausschleichen, Lösung/Saft, Feinwaage

Weitere Anmerkungen
Indikationen: Psychosen, Schlafstörungen, psychomotorische Erregungszustände
Vorsicht bei Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Hypotonie, Hypertonie, verlangsamtem Herzschlag, Kaliummangel, Magnesiummangel, QT-Verlängerung)

Schwangerschaft und Stillzeit: kontraindiziert
Kindern und Jugendliche unter 18 Jahren: nur unter besonderer Berücksichtigung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses
Ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen: erhöhte Sterblichkeit

Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt sein

Erfahrungsberichte

Links
Pipamperom - Gelbe Liste
Pipamperon Saft - 1a Pharma
Pipamperon - Deprimed
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

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Wirkstoffname

Pregabalin

Handelsnamen
Lyrica

Wirkstoffkategorie
Antiepileptika

Unterkategorie
-----

pharmakologische Wirkung
Pregabalin ist ein GABA Analogum (ähnlich), das die Erregbarkeit der Nervenzellen im ZNS senkt. Es bindet an eine Untereinheit spannungsabhängiger Calciumkanäle und hemmt so die Freisetzung von Neurotransmittern wie Glutamat, Noradrenalin und des Neuropeptids Substanz P.

Halbwertszeit
ca. 6,3 h
Steady State nach 24 bis 48 Stunden bei wiederholter Einnahme

Darreichungsformen
Hartkapseln (mit Pulver) 25 g, 50 mg, 75 mg, 100 g, 125 mg, 150 mg, 200 mg, 225 mg, 250 mg, 275 mg 300 mg; Lösung 20 mg/ml

Übliche Dosierung
Neuropathische Schmerzen und Generalisierte Angststörungen: beginnend mit 150 mg, Höchstdosis 600 mg; Dosis auf 2 - 3 Einnahmen am Tag verteilen

Enzymatischer Abbau
Der Wirkstoff wird im Körper kaum abgebaut und unverändert über die Niere ausgeschieden

Bioverfügbarkeit
geschätzt auf über 90 %

Wichtige Wechselwirkungen
Lorazepam, zentral dämpfenden Wirkstoffen, Opioide (Atemschwäche und Koma). Keinen Alkohol trinken

Häufige Nebenwirkungen
Benommenheit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, gesteigerter Appetit und anschließende Gewichtszunahme, Euphorie, Verwirrtheit, lebhafte Träume, Veränderungen der Libido (Zunahme oder Abnahme), Reizbarkeit, Ataxie (Bewegungsstörungen), Aufmerksamkeitsstörungen, Koordinationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Tremor, Sprechstörungen, Missempfindungen, Schmerzen, Schwindel, Mundtrockenheit, Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Blähungen, erektile Dysfunktion, periphere Ödeme, Trunkenheitsgefühl, abnormes Gehen, Schwäche, Stürze, Abgeschlagenheit, Entzündungen der Nase und des Rachens, erhöhte Kreatinkinase-Level.

Verdacht auf mögliche Leberschäden unter Pregabalin.

Suizidgedanken und Suizidalität kann auftreten

Hinweise zum Absetzen
- Ausschleichen mithilfe der Wasserlösemethode (Kapsel öffnen, Pulver löst sich in Wasser)
- häufige Entzugssymptome: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Angst, Durchfall, Grippesymptome, Nervosität, Depressionen, Schmerzen, Krämpfe, übermäßiges Schwitzen,
Benommenheit.

Weitere Anmerkungen
- Pregabalin hat ein Missbrauchs- und Suchtpotential
- der Nutzen ist nur bei diabetischer und postherpetischer Neuropathie geprüft, wurde jedoch in Deutschland uneingeschränkt bei peripheren neuropathischen Schmerzen zugelassen, in den USA nur für die geprüften Indikationen und nicht für Generalisierte Angststörungen zugelassen.

- Schwangerschaft: darf in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden
- Stillen: geht in die Muttermilch über, nicht stillen
- Kinder und Jugendliche: nicht unter 18 Jahren anwenden
- Ältere Menschen: aufgrund der altersgemäß eingeschränkten Nierenfunktion kann die Reduzierung der Dosis erforderlich sein

Erfahrungsberichte
* Risiken und Erfahrungen zu Pregabalin

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padma
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

Beitrag von padma »

Wirkstoffname

Promethazin

Handelsnamen
Atosil, Closin, Proneurin, Prothazin, Rhinathiol.

Wirkstoffkategorie
Neuroleptika, Sedativum, H1-Antihistaminikum

Unterkategorie
niederpotene Neuroleptika

pharmakologische Wirkung
Promethazin wirkt antagonistisch an α-adrenergen, serotonergen, histaminischen (H1) und muskarinischen Rezeptoren im gesamten Körper. Wirkt zudem antidopaminerg und auch auf andere Amine wie GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) und Peptide wie Substanz P oder Endorphine.

Halbwertszeit
10 - 12 Stunden

Darreichungsformen
Filmtabletten zu 10 mg, 25 mg, 50 mg, 75 mg, 100 mg; Atosil Tropfen, Promethazin-neuraxpharm® forte, Lösung; Inj.-Lsg. 50mg/2ml Ampulle

Übliche Dosierung
Unruhe- und Erregungszuständen: 20 - 30 mg, bis maximal fünf mal 20 mg pro Tag, kurzzeitig bis 3 - 5 mal 40 mg pro Tag möglich.
Schlafstörungen: 20 mg bis 50 mg, Höchstdosis maximal 1 mg pro Kg Körpergewicht.
Übelkeit: 20 bis 30 mg ; Bei längerer Behandlung zweimal täglich 10 mg bis 20 mg

Kinder und Jugendliche: maximale Tagesgesamtdosis 0,5 mg Wirkstoff pro Kg Körpergewicht.
Ältere Menschen: Die Hälfte der angegebenen Dosierung

Enzymatischer Abbau
Die Elimination von Promethazin erfolgt über die Leber.

Bioverfügbarkeit
ausgeprägten First-Pass-Effekt und deshalb eine geringe Bioverfügbarkeit (ca. 25 %).

Wichtige Wechselwirkungen
Arzneimittel mit zentral dämpfender Wirkung, Psychopharmaka, Antiepileptika, anticholinerge Arzneimittel, blutdrucksenkende Medikamente, Mittel, die das QT-Intervall im EKG verlängern können,
Antibiotika wie Erythromycin, Malariamittel, Kaliumspiegel-absenkende Mittel,den Abbau in der Leber hemmende Medikamente, Epinephrin/Adrenalin

Häufige Nebenwirkungen
Müdigkeit bis hin zu Sedierung, Mundtrockenheit, Eindickung von Schleim mit Störungen der Speichelsekretion, orthostatische Kreislaufprobleme, paradoxer Blutdruckabfall.

Möglich sind ferner u.a. : sexuelle Dysfunktionen, Verlängerung des QT-Intervalls, Erregungsleitungsstörungen am Herzen, Verschlechterung bei bestehenden Atemstörungen, Lichtempfindlichkeit der Haut bis hin zu schweren Hautreaktionen, Verwirrtheitszustände, Unruhe, Krampfanfälle, Früh- und Spätdyskinesien, Arzneimittel-induziertes Parkinson-Syndrom, paradoxe Erregungszustände mit Zittern, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und Verstimmungen,

sehr selten: Herzrhythmusstörungen => Torsades de Pointes, malignes Neuroleptika-Syndrom, venösen Thromboembolien

Hinweise zum Absetzen
Absetzsymptome können auftreten
Wasserlösemethode, Feinwaage, Flüssigpräparat

Weitere Anmerkungen

wird als Bedarfsmedikament eingesetzt
Aufgrund seiner geringen therapeutischen Breite und des hohen Risikos für Nebenwirkungen ist es als Hypnotikum nur noch Mittel zweiter Wahl.
Kann die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen

Schwangerschaft:
nur bei zwingender Indikation
bei Neugeborenen, die während des dritten Trimenons Neuroleptika ausgesetzt sind, können u.a.Atemdepression, extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen auftreten.
Stillzeit: nur nach Rücksprache mit dem Arzt

Kinder und Jugendliche: nicht unter 2 Jahren, zwischen 2 und 18 Jahren nur bei zwingender Indikation.
ältere Menschen: Erhöhte Sterblichkeit bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen

Erfahrungsberichte

Links
* Promethazin - Gelbe Liste
* Promethazin - psylex.de
* Promethazin Fachinformation
* Entzugssymptome bei niederpotenten Neuroleptika
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

Beitrag von padma »

Prothipendyl

Handelsname
Dominal

Wirkstoffkategorie
Neuroleptika

Unterkategorie
schwach wirksame trizyklische Azaphenothiazin-Neuroleptika

pharmakologische Wirkung
Dopaminantagonist, bindet stark an D1- und D2-Rezeptoren sowie geringfügig an Serotonin- 5-HT2A- Rezeptoren, wirkt stark antihistaminerg

Halbwertszeit
2 bis 3 Stunden

Darreichungsformen
überzogene Tabletten je 40 mg, Filmtabletten je 80 mg

Übliche Dosierung
3- bis 4-mal täglich 80 mg, Dosisreduktion auf 4-mal täglich 40 mg ist möglich

Enzymatischer Abbau
Abbauort und Metaboliten nicht bekannt

Bioverfügbarkeit

ca. 8 -15 %

Wichtige Wechselwirkungen

- bei Kombination mit Alkohol, zentraldämpfenden und blutdrucksenkenden Mitteln: gegenseitige Wirkungsverstärkung;
- Wirkung von Levodopa kann vermindert werden, Toxizität von Reserpin kann verstärkt werden;
- mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern;
- mit einigen Antibiotika (wie z.B. Erythromycin), Malaria-Mittel und einigen Mitteln gegen Allergien;
- mit Antidepressiva und Neuroleptika;
- mit Mitteln, die zu einer Erniedrigung des Kaliumspiegels im Blut führen

Häufige Nebenwirkungen
orthostatische Kreislaufstörungen (Blutdrucksenkung, Schwindelgefühl, Herzklopfen, Herzrasen),
Verlängerung der QT-Zeit möglich,
leichten Gewichtszunahmen bei Langzeitbehandlung möglich,
kann insbesondere nach hoch dosierter und längerer Behandlung, u.U. extrapyramidale Symptome (Dyskinesien, Zungenschlundsyndrom, Zittern, Steifigkeit, Bewegungsarmut) oder Krampfanfälle hervorrufen.
sehr selten: psychotische Symptome

Hinweise zum Absetzen

ausschleichen (Feinwaage, evtl. Wasserlösemethode)

Weitere Anmerkungen

Indikation: Dämpfung bei psychomotorischen Unruhe- und Erregungszuständen im Rahmen psychiatrischer Grunderkrankungen
Schwangerschaft: im ersten Schwangerschaftsdrittel kontraindiziert, später nur bei zwingender Indikation
Stillzeit: nicht anwenden
Kinder und Jugendliche: nur im Ausnahmefall anwenden
Ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen: erhöhte Sterblichkeit

Erfahrungsberichte

Links
Dominal Forte Fachinformation
Dominal Ratiopharm
Prothipendyl - DocCheck Flexikon
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Re: Medikamentensteckbriefe (Psychopharmaka)

Beitrag von padma »

Wirkstoffname

Quetiapin

Handelsnamen
Seroquel, Sequase, Seroquel prolong, Seroquel XR

Wirkstoffkategorie
Neuroleptika

Unterkategorie
atypische Neuroleptika

pharmakologische Wirkung
Quetiapin und sein aktiver Metabolit N-Desalkylquetiapin interagieren mit einem breiten Spektrum von Neurotransmitterrezeptoren. Hierunter zerebrale serotonerge (5HT2)- und dopaminerge D1- und D2-Rezeptoren.
Zudem erfolgt eine Hemmung des Noradrenalin-Transporters und eine partielle agonistische Wirkung an den 5HT1A- Rezeptoren durch N-Desalkylquetiapin.

Halbwertszeit
ca. 7 Stunden, Metabolit 12 Stunden
retardiert 24 Stunden

Darreichungsformen
Tabletten zu 25 mg, 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg, 300 mg (Einnahme mehrmals täglich)
Retardtabletten zu 50 mg, 150 mg, 200 mg, 300 mg, 400 mg

Übliche Dosierung
- nach Herstellerangabe: je nach Erkrankung 150 mg - 800 mg
- Niedrigdosierung nach Aderhold: Ersterkrankung: 76 mg ansonsten 152 mg tgl.

Enzymatischer Abbau
CYP3A4

Bioverfügbarkeit
100 %

Wichtige Wechselwirkungen
CYP3A4 Inhibitoren, Deferipon, Amprenavir, Atazanavir, Clarithromycin, Erythromycin, Indinavir, Proteasehemmer,

Häufige Nebenwirkungen
Schwindel, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Schläfrigkeit, Gewichtszunahme, ungewöhnliche Muskelbewegungen, Zittern, Cholesterinerhöhung, erhöhter Herzschlag, Herzklopfen, Herzschmerzen, Herzstolpern, Verstopfung, Magenbeschwerden, Schwächegefühl, Anschwellen von Armen und Beinen, Blutdruckabfall beim Aufstehen, Ohnmacht, erhöhte Blutzuckerwerte, verschwommenen Sehen, ungewöhnliche Träume, Alpträume, vermehrtes Hungergefühl, Gereiztheit, Sprechstörungen, Suizidgedanken, Depression, Kurzatmigkeit, Erbrechen, Fieber, Veränderung der Schilddrüsenhormone im Blut, Verminderung bestimmter Blutzellen, Anstieg der Leberwerte, Prolaktinanstieg mit Milchfluss, Zyklusstörungen

Bei längerer und hoch dosierter Therapie können bei Neuroleptika unumkehrbare Nervenstörungen im Mundbereich, Gesicht, sowie an Armen und Beinen mit Zuckungen, Zittern und Bewegungslosigkeit auftreten (Extrapyramide Störungen). Frauen und ältere Menschen sind davon häufiger betroffen als andere Patientengruppen. Das Risiko ist bei typischen NL höher als bei atypischen.
Neuere Studien zeigen, dass die langfristige Einnahme von NL zu Hirnathropie führen kann.

Hinweise zum Absetzen
Wasserlösmethode, Feinwaage, bei einem retardierten Präparat zunächst schrittweise Umstellung auf ein nicht-retardiertes.
Häufigste Entzugserscheinungen: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Durchfall, Erbrechen, Gereiztheit, Akathisie, Angst, Panikattacken, DP, DR, Erschöpfung, Reizoffenheit, Neuroemotionen, muskuläre Probleme, Zuckungen
Alle Neuroleptika bergen bei zu schnellem oder abruptem Absetzen das Risiko einer Absetzspsychose, das Risiko steigt bei Psychosen in der persönlichen Vorgeschichte.

Weitere Anmerkungen
Ursprünglich als Antipsychotika entwickelt, werden NL mehr und mehr auch bei anderen Erkrankungen verordnet. Im Falle des Q. sind das depressive Erkrankungen, bipolare Störungen, Wirkverstärkung von AD, offlabel auch als Schlafmittel. Laut dem Leitfaden für Ärzte zur Verordnung von Quetiapin-haltigen Arzneimitteln ist von einer Off-label-Anwendung von Quetiapin abzusehen.

- Schwangerschaft: Bei Neugeborenen, die während des dritten Trimenons der Antipsychotika (einschließlich Quetiapin) ausgesetzt sind, besteht das Risiko für Nebenwirkungen, einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen,
- bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird Q. nicht empfohlen, da keine Daten vorhanden sind.
- ab 65 Jahren erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen (metabolisches Syndrom, Nierenversagen)
- Wirksamkeit und Sicherheit bei älteren Patienten mit depressiven Episoden im Rahmen von bipolaren Störungen sind nicht untersucht.

Retardtabletten nicht zu einer Mahlzeit einnehmen (Mindestabstand eine Stunde)
Seroquel® und Seroquel® Prolong haben sich in Studien als äquivalent in Wirkung und Dosierung erwiesen.

Erfahrungsberichte

*Arianrhod: Absetzen von Quetiapin
*Erfahrungen und Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Links
*Quetiapin - Gelbe Liste
*Quetiapin - psylex.de
*Quetiapin Tabletten Ratiopharm Fachinformation PDF
*Leitfaden für Ärzte zur Verordnung von Quetiapin-haltigen Arzneimitteln PDF
*Quetiapin ist kein Schlafmittel - Der Arzneimittelbrief
*DGSP Stellungnahme: Verwendung von Neuroleptika
Gesperrt