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Literaturtipps / Buchtipps

Verfasst: 03.08.2013 20:18
von Jamie
Hier entsteht ein Thread, in dem User künftig hilfreiche Literatur vorstellen bzw. weiterempfehlen können.

Re: Literaturtipps

Verfasst: 03.08.2013 20:23
von Jamie
Aufgrund fehlender administrativer Rechte kopiere ich die zwei ersten Beiträge hierzu hier rein:

Der erste stammt von Userin linka. Danke.

Hallo Ihr Lieben,

Ich weiß nicht genau, ob das Thema hierhin gehört. Wenn nicht bitte verschieben oder löschen. Dies soll keine Werbung sein!!! Ich bin grad im Internet auf ein Buch gestoßen, welches ich mir gerne zulegen würde und wollte mal hier in die Runde fragen, ob jemand dieses Buch kennt. Titel steht oben (Psychopharmaka absetzen), autor ist Peter Lehmann.
(Falls hier keine Namen genannt werden dürfen, dann bitte streichen)
EDIT: Link zum Buch: http://www.antipsychiatrieverlag.de/ver ... setzen.htm

So wie es aussieht, hadnelt es sich dabei hauptsächlich um Erfahrungsberichte Betroffener.

Kennt das jemand?

Danke und lg
Linka

Re: Literaturtipps

Verfasst: 03.08.2013 20:24
von Jamie
Der zweite Beitrag stamnmt von Userin carlotta. Danke.

Hallo Linka,

das Buch von Peter Lehmann ist quasi ein Klassiker und denjenigen bekannt, die sich schon länger mit dem Thema "Absetzproblematik" beschäftigen. Es ist - wie Du schreibst - eine Sammlung von Erfahrenenberichten (teilweise recht heftig) und bietet weniger eine Anleitung zum richtigen Absetzen. Allerdings macht es insofern auch Mut, da es auch erfolgreiche Wege aufzeigt.

Peter Lehmann war früher Vorsitzender beim Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener. Er beschäftigt sich bereits seit Jahrzehnten mit der Thematik "Psychopharmaka-Absetzen".

Wer mehr eine Anleitung bzw. Tipps und Infos zum Absetzen sucht, für den sind die Bücher von Dr. Peter Breggin (US-Psychiater) empfehlenswert, besonders "Your Drug May Be Your Problem". Leider gibt es das nicht auf Deutsch - wie das Gros der meist englischsprachigen Literatur zum Absetzen von Psychopharmaka.
EDIT: Link zum Buch

Vorschlag: Evtl. könnte man solche Threads mit Literatur-Empfehlungen (oder allg. Medien-Empfehlungen) irgendwo prominent platzieren, so dass Mitglieder schnell an diese Infos kommen.

Liebe Grüße :group:
Carlotta

Re: Literaturtipps

Verfasst: 03.08.2013 20:40
von linka
Hi jamie,

Danke fürs verschieben/kopieren.

Hi carlotta,

Danke für die Info und den anderen Literaturtipp. Werde mir das Buch von Breggin auch mal näher anschauen. Und danke für die Idee, einen extra Thread für Literatur zu öffnen <3 .Find ich gut, vor allem für so Frischlinge wie mich.

Und an alle anderen. Bin für jeden weiteren Literaturtipp dankbar :D

Lg
Linka

Re: Literaturtipps

Verfasst: 04.08.2013 11:24
von carlotta
Hallo in die Runde, hallo Linka, hallo Jamie,

Jamie :) , danke fürs Einrichten des Threads! :)

Linka, von Breggin gibt es noch weitere Bücher, das neueste heißt "Psychiatric Drug Withdrawal". Es bringt allerdings nicht wirklich neue Erkenntnisse mit, verglichen damit finde ich "Your Drug May Be Your Problem" für Betroffene hilfreicher, was den Aspekt der praktischen Tipps anbelangt.

"Psychiatric Drug Withdrawal" richtet sich eher an Behandler als an Patienten und dient der Aufklärung über das Phänomen "Absetzsyndrom". Von daher wäre es natürlich wünschenswert, wenn Ärzte das lesen würde. Daran zweifle ich aber sehr, jedenfalls was Ärzte in D anbelangt. :?

Eines der wenigen Bücher von Breggin, was ins Deutsche übersetzt wurde, heißt "Giftige Psychiatrie". Besonders Teil 1 enthält auch einiges an Basiswissen. Soweit ich weiß, ist es aber so gut wie vergriffen, evtl. bekommt man es noch antiquarisch.

Aber summa summarum würde ich an erster Stelle "Your Drug May Be Your Problem" empfehlen. Auch wenn es ein Fachbuch auf Englisch ist, lässt es sich mit durchschnittlichen Sprachkenntnissen gut lesen, da Breggin in einem sehr angenehmen, gut lesbaren und nicht zu verwissenschaftlichen Stil schreibt.

Liebe Grüße und frohe Lektüre :group:
Carlotta

Re: Literaturtipps

Verfasst: 04.08.2013 17:12
von linka
Danke. Habs mir mal bei Amazon bestellt. Ich hab technisches Englisch studiert, da sollte ich damit wohl klar kommen. An dem anderen "Psychiatric drug withdrawal" überlege ich noch, vielleicht wär das mal was, was ich meiner Ärztin unter die Nase halten kann.

Vielen dank und lg
Linka

Buchempfehlung 'MAD IN AMERICA' von Robert Whitaker

Verfasst: 20.08.2013 12:01
von sly
Psychopharmaka – ein Angriff auf die Menschenwürde

Interview mit Robert Whitaker aus der
amerikanischen Zeitschrift Street Spirit
Interviewer: Terry Messman
übersetzt von Thomas Gotterbarm / Kalle Pehe

PsychopharmakaWhitaker.pdf

Buch: 'MAD IN AMERICA'

Hilfreiche Bücher

Verfasst: 06.03.2014 18:35
von edgar
Hallo zusammen,

habe mal einen neuen Thread eröffnet, in den jeder Buchempfehlungen reinschreiben kann. :)

Habe zwar das folgende Buch selbst noch nicht gelesen, aber sehr vertrauenswürdige Personen haben es empfohlen.

Es ist zudem noch günstig zu erstehen.

Andreas Knuf
Ruhe da oben!: Der Weg zu einem gelassenen Geist


Viele Grüße
edgar

Re: TV, Zeitungsberichte etc. über AD & Co.

Verfasst: 01.06.2014 20:27
von tulpe
Bin mir nicht sicher ob hier eine Buchempfehlung hingehört.
Ich setz es mal rein und wenn eine andere Stelle geeigneter ist, dann bitte verschieben!

"Das glückliche Gehirn"
von Dr. G. Amen

Hab ich gelesen und es ist sehr spannend.

Mittels Bildgebungsverfahren kann er Störungen wie Depressionen, Ängste etc. im gehirn sichtbar machen.
Und dann gezielt behandeln.
Rückschluss: wir erkranken nicht an unserer Seele, sondern bestimmte Areale im Gehinr sind nicht korrekt ausgebildet.
Das "verursacht" z.B. eine Angsterkrankung!

Und:
man kann manches mit bestimmten Übungen und Mitteln heilen!

Gruß
tulpe

Re: Literaturtipps

Verfasst: 02.06.2014 09:32
von Nospie
Hallo :) ,
ich kann ein Buch empfehlen :

Neuromythologie von Felix Hasler
Eine Streitschrift gegen die Deutungsmacht der Hirnforschung

Pressestimmen:
'Felix Haslers Buch [...] ist ultraklug. Es verstört die Richtigen. Die gründlichste und eisigste Kritik dieses in den jüngsten Dekaden hoch subventionierten Wissenschaftsspiels.' (Jan Feddersen, taz, 23./24.03.2013)

'Das Buch ist gut verständlich geschrieben und fesselt von Beginn an durch Haslers scharfsinnige Gedanken. Es ist ein Muss für die Auseinandersetzung mit den aktuellen Strömungen in der Psychiatrie.' (Gabriella Hunziker, Deutsches Ärzteblatt, 3/110 (2013))

Kapitel :
1 Neuro-Enthusiasmus. Alle machen Hirnforschung.
2 Neuro-Evidenzmaschinen. Bildgebende Verfahren in der Kritik.
3 Neuro-Essenzialismus. Bin ich mein Gehirn?
4 Neuro-Philosophie. Jeder darf mitraten.
5 Neuro-Reduktionismus. Neuro-Manipulation und das Verkaufen von Krankheit.
6 Neuro-Doping. Ich, nur besser?
7 Neuro-Determinismus. Was will, wenn wir wollen?
8 Neuro-Forensik. Vom Umgang mit riskanten Gehirnen.
9 Neuro-Recht. Hirn-Scanner im Gerichtssaal.
10 Neuro-Skepsis statt Neuro-Spekulation.

Kapitel 5 ist sehr umfangreich :!:

Er schreibt u.a. auch,dass z.B. bei Depressiven ein Serotoninmangel nicht wissenschaftlich bewiesen ist und SSRI usw dieses angebliche
Ungleichgewicht nicht etwa ausgleichen,sondern das Ungleichgewicht erst auslösen.

Es lohnt sich zu Lesen :!:
LG
Nospie

Re: Literaturtipps

Verfasst: 01.04.2015 11:09
von Nospie
Hallo :) ,
hier mal ein tolles Buch,
ich kann es nur jedem empfehlen :!:

Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität
von Prof.Peter C. Götsche

Hier mal Auszüge aus dem Spiegel vom 10.11.14:
Auf mehr als 500 Seiten listet Gøtzsche Fälle auf, in denen Pharmaunternehmen Ärzte bestochen, die Redaktionen von Fachzeitschriften bedroht, Studien manipuliert, Wirkungen übertrieben und tödliche Nebenwirkungen verheimlicht haben.

Allein die Fülle des dokumentierten Materials, das alle großen Pharmakonzerne betrifft, ist beeindruckend. Es lasse die übliche Entgegnung aus den Konzernzentralen, dass es sich um "Einzelfälle aus der Vergangenheit" handele, als lächerliche Ausrede erscheinen, schreibt er.

Auszug aus dem Buch:

Wenn Sie ein Medikament nicht unbedingt brauchen, dann nehmen Sie es nicht. Wir brauchen selten Medikamente. Es kommt selten vor, dass ein Medikament ein Leben rettet oder unser Leben erheblich verbessert. Die meisten Medikamente haben keinerlei positive Wirkungen.

Die Pharmaindustrie steigert ihre Profite, indem sie Medikamente an Gesunde verkauft, die sie nicht brauchen. Diese Praxis breitet sich seit vielen Jahren wie ein Krebsgeschwür in der Gesellschaft aus. In Gang gehalten wird sie von organisiertem Verbrechen, wissenschaftlicher Unehrlichkeit, offenen Lügen und Bestechung. Dem müssen wir ein Ende machen.

Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit Psychopharmaka (ein Paradies für die Pharmaindustrie).

Hier die Reaktion der Initiative von Arzneimittelherstellern Deutschland :

Das Buch "Tödliche Medizin und Organisierte Kriminalität" reiht sich in eine Reihe unreflektierter Veröffentlichungen ein.
Buchkritik „Tödliche Medizin und Organisierte Kriminalität“
Radikale Thesen ohne Substanz

26.01.2015 – Wer bei „Tödliche Medizin und Organisierte Kriminalität“ einen aufregenden Thriller erwartet, erlebt beim Lesen eine arge Enttäuschung. Auch am wissenschaftlichen Diskurs interessierte Leser dürften sich nach wenigen Seiten des nun in der deutschen Übersetzung erschienenen Buches von Peter C. Götzsche abwenden. Der Mediziner besetzt Allgemeinplätze, pauschalisiert und vermeidet es, seine Thesen ordentlich zu belegen.

Lohnt sich echt zu lesen :!:
LG
Nospie

Re: Literaturtipps

Verfasst: 29.05.2015 22:44
von Murmeline
Ich hab hier was zu Die Sedierte Gesellschaft von Lena Kornyeyeva geschrieben:
http://www.adfd.org/austausch/viewtopic ... 32#p103832

Re: Literaturtipps

Verfasst: 07.06.2015 09:35
von Sommersprosse
Guten Morgen zusammen,

Peter Lehmann wurde hier bereits vorgestellt - ergänzend dazu:

Linktipps:

Probleme beim Absetzen von Neuroleptika als Folge von Rezeptorenveränderungen und Toleranzbildung
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... ez-ver.htm

Tipps zum Absetzen von Psychopharmaka
http://www.kulturkritik.net/psychiatrie ... etzen.html


Buchvorstellungen


Autor - Peter Lehmann
Der chemische Knebel: Warum Psychiater Neuroleptika verabreichen
http://www.amazon.de/Der-chemische-Kneb ... 3925931317
Quelle - amazon.de

Autor - Peter Lehmann
Psychopharmaka absetzen: Erfolgreiches Absetzen von Neuroleptika, Antidepressiva, Phasenprophylaktika, Ritalin und Tranquilizern
mit Einblick in Buch/Leseprobe
http://www.amazon.de/gp/product/3925931 ... 7WRR3G1MJB
Quelle - amazon.de

Autor - Ben Goldacre
Die Pharma-Lüge: Wie Arzneimittelkonzerne Ärzte irreführen und Patienten schädigen
http://www.amazon.de/Die-Pharma-L%C3%BC ... 3462045776
mit Einblick ins Buch/Leseprobe
Quelle - amazon.de

Autor - Marcus Grill
Kranke Geschäfte: Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert
http://www.amazon.de/gp/product/3498025 ... me-wrapper
Quelle - amazon.de


anderer Linktipp:


Pharmaindustrie: Fehlverhalten und Justizfälle
http://patientensicht.ch/artikel/pharma ... stizfaelle
Quelle - Patientensicht.ch


Buchtipps / Linkangaben bitte ich nicht als Werbung zu sehen !!


Liebe Grüsse Sommersprosse

"Die schlechtesten Studenten werden Psychiater"

Verfasst: 27.07.2015 11:37
von Thomas
Lustiges Interview und sicher lesenswertes Buch.
http://www.welt.de/kultur/literarischew ... iater.html

Die Welt: Warum hatten Sie Mitleid mit den Ärzten?
Dannenberg: Weil das zum Teil so erbärmliche Figuren sind. Ahnungslos, ratlos, dafür maßlos eitel. Und sie benehmen sich wie ostelbische Gutsbesitzer.

Re: Literaturtipps

Verfasst: 11.09.2015 12:52
von Murmeline
Ich möchte Euch das Buch von Dipl. Biologin Cornelia Stolze an Herz legen - hab ich im Urlaub gelesen.
Krank durch Medikamente - Wenn Antibiotika depressiv, Schlafmittel dement und Blutdrucksenker impotent machen.


Auf Frau Stolze bin ich in dieser Talkshow "Talk im Hangar - Pillen für alle Fälle: Machen uns Medikamente krank?" aufmerksam geworden, dort hat sie zum Beispiel über Brain Zaps nach dem Absetzen von Antidepressiva (Venlafaxin) gesprochen.
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php ... 17#p106517


Ich fand es irgendwie erleichternd, das Buch zu lesen, weil so viel drin ist, was im ADFD auch immer wieder festgestellt wird. Es geht jetzt nicht spezifisch um Psychopharmaka, aber Antidepressiva, Neuroleptika und Benzodiazepine sind immer wieder Thema. Und was sie so grundsätzlich schreibt, das war sehr interessant für mich, z.B. im zweiten Teil "Der Schein trügt - Warum Medikamente keineswegs so sicher sind, wie wir glauben".

Frau Stolze zeigt da u.a. auf, dass Arnzeimittel vor der Zulassung nicht ausreichend streng geprüft werden und dass diese Studien zum Teil manipuliert werden, in dem z.B. Daten unterschlagen werden. In den kurzen Studien zeigen sich außerdem viele (Langzeit-) Nebenwirkungen aus Dauertherapien nicht, und diese werden zudem in Deutschland nach der Zulassung nicht systematisch gesammelt sondern nur über eine freiwillige Meldung von Ärzten oder Betroffenen. Außerdem geht sie auf irreführende Werbung bzw. verdeckte Beeinflussung der Ärzteschaft und der Öffentlichkeit ein (Hersteller finanzieren die Fortbildungen oder Referenten auf den Kongressen, Pharmafirmen unterstützen Selbsthilfegruppen und bezahlen Ghostwriter für wissenschaftliche Artikel oder für Artikel auf Gesundheitsportalen, akademische Meinungsführer werden über Jahre in Zusammenarbeit verstrickt - mit attraktivem, finanziellen Zusatznutzen).


Im Bezug auf Psychopharmaka macht sie u.a. auf die massive off-label-Therapie aufmerksam. Nirgendwo sonst sei der Einstz von Medikamenten jenseits der Zulassungsbeschränkungen so verbreitet. Die DGPPN, so zitiert Frau Stolze, sehe in der Indikation des Medikamenten aus der Zulassung übrigens nur eine relative Bedeutung. Die Verschreibung der Präperate ergebe sich eben aus den zu behandelnden Symptomen...

Ganz besonders fällt das den Recherchen von Frau Stolze nach bei Neuroleptika auf, die längst nicht nur zur Behandlung von schweren schizophrenen Erkrankungen eingesetzt werden, sondern als Schlafmittel oder bei Kindern bei hyperkinetischen Störungen oder Störungen des Sozialverhaltens. Uff.


Insgesamt macht sie durchgehend auf folgende wichtige Punke aufmerksam:
  • Ärzte können aufgrund der Menge von Medikamente auf dem Markt nicht mehr alle Nebenwirkungen und Wechselwirkungen im Kopf haben, dies führt zu Fehlinterpretation oder auch Fehlkombinationen.
  • Viel zu häufig werden körperliche oder psychische Leiden nicht als Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen erkannt sondern als weitere Krankheit interpretiert und behandelt. So wächste die Medikamentenliste der Betroffenen immer weiter an.
  • Dadurch, dass Nebenwirkungen nicht systematisch gesammelt und veröffentlicht werden, entstehe viel zu oft der Eindruck von sicheren Medikamenten, bei denen manche Nebenwirkung garnicht oder nur selten auftauche, was meist nicht der Realität entspricht.
  • Die Gesamtthematik Nebenwirkungen ist im Medizinstudium kein eigenes Fach, daher fehlt oft das Bewusstsein der Ärzte, neu auftretende Symptome mit der bestehender Medikation in Verbindung zu bringen. Von der Lösung Reduktion bzw. Absetzen ganz zu schweigen.
  • Die Kombination hochpotenter Medikamente wird in ihren Auswirkungen auf den Körper kaum untersucht, da Studien zumeist monomedikamentös sind.
  • Die Pharmalobby ist mitverantwortlich für den fehlenden Diskurs um Nebenwirkungen oder Schäden durch Medikamente. Eine vergleichbare, gut vernetzte Lobby für betroffene Patienten und unabhängige Experten gibt es nicht.
  • Die Schicksale der Betroffenen kommen viel zu selten an die Öffentlichkeit, was zu einem verzerrten Bild führt. Und die Hersteller (ver)schweigen generell gerne bzw. spielen Risiken, die ans Licht kommen, herunter.

Im dritten Teil stellt sie 12 Regel für den sicheren Umgang mit Medikamenten vor und appeliert an eine gesunde Skepsis gegenüber Medikamenten bzw. dran, hier die Verantwortung nicht komplett an den Arzt abzugeben, sondern sich selber umfassend zu informieren (besonders bei anderen Betroffenen!) und dann ganz persönliche Entscheidungen zu treffen.


Augefallen ist mir auch positiv, dass sie viel mit unabhängigen Experten, z.B. vom arznei-telegramm oder dem Arzneimittelbrief gesprochen hat, auf die wir uns im ADFD auch immer wieder beziehen. Das arznei-telegramm hat übrigens 2003 als erste Quelle in Deutschland überhaupt über Brain-Zaps nach dem Absetzen von SSRI berichtet http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0311_a.php3 - lange bevor die Hersteller diese in die Packungsbeilage aufnehmen mussten! Bis das soweit war konnte man hier im ADFD schon diverse Erfahrunggen mit BrainZaps lesen - und von Reaktionen der Ärzte, dass das nicht mit dem Absetzen des Psychopharmaka zu tun haben könne, denn davon sei in der Fachliteratur nichts bekannt.


Die BrainZaps wurden übrigens erst 2008 und 2009 auf Fachkongressen dem Fachpublikum vorgestellt! Ullrich hatte dazu mal was geschrieben:
Ich habe hier im Forum schon einmal geschrieben, daß ich 2008/9 auf einem Kongress in Baden-Baden war, und Prof. Dr. Berger aus Freiburg wortwörtlich in einem Vortrag zu etwa 200 Psychiatern und Neurologen folgendes über die Absetzsymptome der SSRIs sagte:Zitat: Wir wurden betreffs der Absetzsymptome der SSRIs von den Pharmafirmen getäuscht, ja es gibt sogar elektrische Stromstöße usw.
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?p=39684#p39684
Der Kongress war genau am 06.06.2009 siehe Link im Saal 1 über Antidepressiva auf dem Prüfstand!
Und diese Aussage habe ich dort so wortwörtlich so gehört! Ein halbes Jahr vorher war ich in Berlin also im November 2008 auf der DGPPN Tagung,(7000 Anmeldungen) und als Prof. Dr. von Calker aus Freiburg im größten Hörsaal dort genau über diese Absetzproblematik sprechen wollte, gab es im ganzen ICC einen kompletten Stromausfall!! War das Zufall? Beweise? Alle großen Pharmafirmen waren dort! Für mich selbst war das absolut kein Zufall, da ich ja wußte was für ein brisantes Thema das für die Phamaindustrie war, das es unter allen Umständen zu verhindern galt, da der Hörsaal ja mit ca. 1500 Fachleuten voll war! Nur wie kann man so etwas beweisen, so etwas darfst du normal nicht mal denken!

Da ich dieses Forum 2006 fand wegen meiner Benzogeschichte und sehr viel auch über die Absetzproblematik der ADs lesen konnte, und zwei Betroffenen aus meiner Selbsthilfegruppe helfen konnte, ADs die sie runterfuhren, und genau diese Absetzsymptome dann auftraten und durch ihre Ärzte nicht erkannt wurden und von Grunderkrankung gesprochen wurde, wieder zu erhöhen und die Symptome verschwanden.

So fand ich im Internet 2008 auch dieses arznei-telegramm von 2003 also wo das ADFD Forum gegründet wurde! Als ich das gelesen hatte, und die ganzen Berichte hier aus dem Forum hier, stellte ich mir die Frage: Warum wissen/wollen die Psychiater nichts davon/wissen?
Sie können doch auch lesen oder? Ich denke sie waren da im kostenlosen Urlaub, doch Beweise habe ich natürlich nicht :wink:
http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0311_a.html

Fazit: Es gibt keine bessere Studie wie das ADFD Forum, nur wie sollen wir das beweisen?
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?p=39689#p39689

Re: Literaturtipps

Verfasst: 11.09.2015 13:32
von Kimeta
Herzlichen Dank für diese interessante Zusammenfassung plus die zusätzlichen Hinweise. Ich werde mir die Sendung ansehen und das Buch kaufen.

Viele Grüße,
Kimeta

Re: Literaturtipps

Verfasst: 11.09.2015 20:29
von Murmeline
Kimeta, es ist schon verrückt. Die Infos des Arznei-Telegramms zu Entzugssymptomen von 2003 und auch deren Hinweise auf Abhängigkeit von SSRI wie bei benzodiazepin von 1998 (!) waren schon 2003 und 2004 im ADFD dank Linda und Oliver zugänglich :)

http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?p=250#p250

Re: Literaturtipps

Verfasst: 09.02.2016 19:07
von Arianrhod
Thomas Bock: " Eigensinn und Psychose - Nocompliance als Chance ", Paranus Verlag 2006

Aus dem Klappentext:
" Wie zwei Monster bewachen "Krankheitseinsicht" und "Compliance" die Tore zu den Hilfen der modernen Psychiatrie......"

Ja, ganz oft ist es so, dass ein Patient mit einer Psychosediagnose, der Medikamente verweigert, GAR KEINE Hilfe mehr bekommt. Er ist sozusagen aus dem System draußen. Psychiatrien entlassen Medikamentenverweigerer nach zwei Wochen mit dem Argument " Eh alles zwecklos", auch wenn der Patient gerne alle anderen Hilfen gegen Reizüberflutung und psychotischer Verarbeitung wie Abschirmung, Psychotherapie, Ergotherapie etc. in Anspruch nehmen möchte.

Thomas Bock möchte ein Umdenken. Er meint: " Eigensinn verweist auf Lebensqualität und innere Kraft......Wenn ein Patient alles brav annimmt, was wir verschreiben,dann sollten wir skeptisch sein und uns fragen, was schief geht......."


Für den Psychologen sind bipolare Störungen und Psychosen gerade Ausdruck des Kampfes um Autonomie. Wird compliance, also Unterwerfung gefordert, wird der Patient dann gerade an der empfindlichsten Stelle getroffen.
Außerdem sind die Langzeitprognosen der "eigensinnigen Patienten" besser als die der anderen.

Eigentlich sollten Psychiater dieses Buch kennen ( und sich über jeden Patienten freuen, der Medikamente mit ihnen diskutiert) :wink:

Leseprobe hier https://www.psychiatrie-verlag.de/filea ... s_Bock.pdf

Re: Literaturtipps

Verfasst: 23.03.2016 16:25
von Sommersprosse
Liebe Forengemeinde,

immer häufiger begegnet uns der Begriff >>Achtsamkeit
>>Achtsamkeitstraining auch >>MBSR oder >>MBCT genannt.

Was genau ist das ?

Vorstellung einiger Webseiten:
MBSR (engl.: Mindfulness based stress reduction)
MBCT (engl.: Mindfulness based Cognitive Therapy)
Quelle | http://www.mbsr-verband.de

Bücher u. CD`s
>enthalten jeweils eine Leseprobe – CD`s eine Hörprobe<
Quelle | http://www.arbor-verlag.de

Viel Spaß beim stöbern wünscht euch, Sommersprosse (n) Bild

Re: Literaturtipps

Verfasst: 31.03.2016 16:09
von Annanas
Hallo zusammen,
ich finde das Buch von Dr. med Lissa Rankin: "Mind over medicine"/Warum Gedanken oft stärker sind als Medizin, sehr hilfreich, wenn man bereit ist, ein Umdenken in seinem Leben vorzunehmen u. Änderungen herbeizuführen. Es ist nicht reduziert auf: Denke positiv und die Welt ist rosarot!!
Aus dem Klappentext:
Die Ärztin Lissa Rankin macht uns eindringlich bewußt, daß sich der Körper auf natürliche Weise selbst heilen kann. Anhand von spannenden Selbstheilungsfällen zeigt sie, wie sich Gedanken, Gefühle und Erwartungshaltungen unmittelbar auf die physiologischen Abläufe des Körpers auswirken.
Sie fand außerdem heraus, daß auch die schulmed. Forschung trotz aller Skepsis bereits seit mehr als 50 Jahren einen Beweis nach dem anderen für die Wirkung der Selbstheilungskraft geliefert hat.
Tausende von Studien belegen: Ein gesunder Körper ist nicht die alleinige Basis für Gesundheit. Wenn wir gesund werden und bleiben wollen, müssen chronischer Stress reduziert und persönliche Beziehungen, Arbeit, Sexualität, finanzielle Sicherheit, Spiritualität und kreativer Selbstausdruck in Einklang gebracht werden. Radical Self-Caring ist nötig. Denn nur in entspanntem Zustand können die Selbstheilungskräfte des Körpers optimal arbeiten.

Dazu hat sie extra 6 Schritte zur Selbstheilung ausgearbeitet, weiter aus dem Klappentext:
Mit diesem Programm finden sie heraus, wo ihr Leben aus der Balance geraten ist und wie sie gegensteuern können. Sie werden angeleitet, sich einen auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Behandlungsplan zusammenzustellen und Ihr Leben damit nachhaltig auf Gesundheit auszurichten.

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Lissa Rankin plädiert hier für ein gemeinsames Vorgehen von Medizin, ganzheitlichen Methoden, persönlicher Verantwortung und für den selbstbewußten Einsatz eigener Fähigkeiten. Das Buch ist auch nicht langweilig und dogmatisch geschrieben - ich nehme es zum Nachlesen ziemlich oft zur Hand.

Einen Spruch von ihr fand ich auch gut: " Wenn wir das Flüstern des Körpers nicht hören, daß etwas aus der Balance geraten ist, beginnt er zu
schreien!!"

LG Anna