Ich möchte Euch das Buch von Dipl. Biologin Cornelia Stolze an Herz legen - hab ich im Urlaub gelesen.
Krank durch Medikamente - Wenn Antibiotika depressiv, Schlafmittel dement und Blutdrucksenker impotent machen.
Auf Frau Stolze bin ich in dieser Talkshow "Talk im Hangar - Pillen für alle Fälle: Machen uns Medikamente krank?" aufmerksam geworden, dort hat sie zum Beispiel über Brain Zaps nach dem Absetzen von Antidepressiva (Venlafaxin) gesprochen.
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php ... 17#p106517
Ich fand es irgendwie erleichternd, das Buch zu lesen, weil so viel drin ist, was im ADFD auch immer wieder festgestellt wird. Es geht jetzt nicht spezifisch um Psychopharmaka, aber Antidepressiva, Neuroleptika und Benzodiazepine sind immer wieder Thema. Und was sie so grundsätzlich schreibt, das war sehr interessant für mich, z.B. im zweiten Teil "Der Schein trügt - Warum Medikamente keineswegs so sicher sind, wie wir glauben".
Frau Stolze zeigt da u.a. auf, dass Arnzeimittel vor der Zulassung nicht ausreichend streng geprüft werden und dass diese Studien zum Teil manipuliert werden, in dem z.B. Daten unterschlagen werden. In den kurzen Studien zeigen sich außerdem viele (Langzeit-) Nebenwirkungen aus Dauertherapien nicht, und diese werden zudem in Deutschland nach der Zulassung nicht systematisch gesammelt sondern nur über eine freiwillige Meldung von Ärzten oder Betroffenen. Außerdem geht sie auf irreführende Werbung bzw. verdeckte Beeinflussung der Ärzteschaft und der Öffentlichkeit ein (Hersteller finanzieren die Fortbildungen oder Referenten auf den Kongressen, Pharmafirmen unterstützen Selbsthilfegruppen und bezahlen Ghostwriter für wissenschaftliche Artikel oder für Artikel auf Gesundheitsportalen, akademische Meinungsführer werden über Jahre in Zusammenarbeit verstrickt - mit attraktivem, finanziellen Zusatznutzen).
Im Bezug auf Psychopharmaka macht sie u.a. auf die massive off-label-Therapie aufmerksam. Nirgendwo sonst sei der Einstz von Medikamenten jenseits der Zulassungsbeschränkungen so verbreitet. Die DGPPN, so zitiert Frau Stolze, sehe in der Indikation des Medikamenten aus der Zulassung übrigens nur eine relative Bedeutung. Die Verschreibung der Präperate ergebe sich eben aus den zu behandelnden Symptomen...
Ganz besonders fällt das den Recherchen von Frau Stolze nach bei Neuroleptika auf, die längst nicht nur zur Behandlung von schweren schizophrenen Erkrankungen eingesetzt werden, sondern als Schlafmittel oder bei Kindern bei hyperkinetischen Störungen oder Störungen des Sozialverhaltens. Uff.
Insgesamt macht sie durchgehend auf folgende wichtige Punke aufmerksam:
- Ärzte können aufgrund der Menge von Medikamente auf dem Markt nicht mehr alle Nebenwirkungen und Wechselwirkungen im Kopf haben, dies führt zu Fehlinterpretation oder auch Fehlkombinationen.
- Viel zu häufig werden körperliche oder psychische Leiden nicht als Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen erkannt sondern als weitere Krankheit interpretiert und behandelt. So wächste die Medikamentenliste der Betroffenen immer weiter an.
- Dadurch, dass Nebenwirkungen nicht systematisch gesammelt und veröffentlicht werden, entstehe viel zu oft der Eindruck von sicheren Medikamenten, bei denen manche Nebenwirkung garnicht oder nur selten auftauche, was meist nicht der Realität entspricht.
- Die Gesamtthematik Nebenwirkungen ist im Medizinstudium kein eigenes Fach, daher fehlt oft das Bewusstsein der Ärzte, neu auftretende Symptome mit der bestehender Medikation in Verbindung zu bringen. Von der Lösung Reduktion bzw. Absetzen ganz zu schweigen.
- Die Kombination hochpotenter Medikamente wird in ihren Auswirkungen auf den Körper kaum untersucht, da Studien zumeist monomedikamentös sind.
- Die Pharmalobby ist mitverantwortlich für den fehlenden Diskurs um Nebenwirkungen oder Schäden durch Medikamente. Eine vergleichbare, gut vernetzte Lobby für betroffene Patienten und unabhängige Experten gibt es nicht.
- Die Schicksale der Betroffenen kommen viel zu selten an die Öffentlichkeit, was zu einem verzerrten Bild führt. Und die Hersteller (ver)schweigen generell gerne bzw. spielen Risiken, die ans Licht kommen, herunter.
Im dritten Teil stellt sie 12 Regel für den sicheren Umgang mit Medikamenten vor und appeliert an eine gesunde Skepsis gegenüber Medikamenten bzw. dran, hier die Verantwortung nicht komplett an den Arzt abzugeben, sondern sich selber umfassend zu informieren (besonders bei anderen Betroffenen!) und dann ganz persönliche Entscheidungen zu treffen.
Augefallen ist mir auch positiv, dass sie viel mit unabhängigen Experten, z.B. vom arznei-telegramm oder dem Arzneimittelbrief gesprochen hat, auf die wir uns im ADFD auch immer wieder beziehen. Das arznei-telegramm hat übrigens 2003 als erste Quelle in Deutschland überhaupt über Brain-Zaps nach dem Absetzen von SSRI berichtet
http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0311_a.php3 - lange bevor die Hersteller diese in die Packungsbeilage aufnehmen mussten! Bis das soweit war konnte man hier im ADFD schon diverse Erfahrunggen mit BrainZaps lesen - und von Reaktionen der Ärzte, dass das nicht mit dem Absetzen des Psychopharmaka zu tun haben könne, denn davon sei in der Fachliteratur nichts bekannt.
Die BrainZaps wurden übrigens erst
2008 und 2009 auf Fachkongressen dem Fachpublikum vorgestellt! Ullrich hatte dazu mal was geschrieben:
Ich habe hier im Forum schon einmal geschrieben, daß ich 2008/9 auf einem Kongress in Baden-Baden war, und Prof. Dr. Berger aus Freiburg wortwörtlich in einem Vortrag zu etwa 200 Psychiatern und Neurologen folgendes über die Absetzsymptome der SSRIs sagte:Zitat: Wir wurden betreffs der Absetzsymptome der SSRIs von den Pharmafirmen getäuscht, ja es gibt sogar elektrische Stromstöße usw.
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?p=39684#p39684
Der Kongress war genau am 06.06.2009 siehe Link im Saal 1 über Antidepressiva auf dem Prüfstand!
Und diese Aussage habe ich dort so wortwörtlich so gehört! Ein halbes Jahr vorher war ich in Berlin also im November 2008 auf der DGPPN Tagung,(7000 Anmeldungen) und als Prof. Dr. von Calker aus Freiburg im größten Hörsaal dort genau über diese Absetzproblematik sprechen wollte, gab es im ganzen ICC einen kompletten Stromausfall!! War das Zufall? Beweise? Alle großen Pharmafirmen waren dort! Für mich selbst war das absolut kein Zufall, da ich ja wußte was für ein brisantes Thema das für die Phamaindustrie war, das es unter allen Umständen zu verhindern galt, da der Hörsaal ja mit ca. 1500 Fachleuten voll war! Nur wie kann man so etwas beweisen, so etwas darfst du normal nicht mal denken!
Da ich dieses Forum 2006 fand wegen meiner Benzogeschichte und sehr viel auch über die Absetzproblematik der ADs lesen konnte, und zwei Betroffenen aus meiner Selbsthilfegruppe helfen konnte, ADs die sie runterfuhren, und genau diese Absetzsymptome dann auftraten und durch ihre Ärzte nicht erkannt wurden und von Grunderkrankung gesprochen wurde, wieder zu erhöhen und die Symptome verschwanden.
So fand ich im Internet 2008 auch dieses arznei-telegramm von 2003 also wo das ADFD Forum gegründet wurde! Als ich das gelesen hatte, und die ganzen Berichte hier aus dem Forum hier, stellte ich mir die Frage: Warum wissen/wollen die Psychiater nichts davon/wissen?
Sie können doch auch lesen oder? Ich denke sie waren da im kostenlosen Urlaub, doch Beweise habe ich natürlich nicht
http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0311_a.html
Fazit: Es gibt keine bessere Studie wie das ADFD Forum, nur wie sollen wir das beweisen?
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?p=39689#p39689