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Serotonin-Syndrom

Eine Sammlung von Artikeln, die über wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Hintergründe der Behandlung von seelischen Leiden mit Psychopharmaka berichten.
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Oliver
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Serotonin-Syndrom

Beitrag von Oliver »

Das Serotonin-Syndrom ist eine akute und potenziell lebensbedrohliche Komplikation bei der Einnahme von Substanzen, die den Serotoninspiegel im Zentralnervensystem (ZNS) erhöhen; dazu zählen alle neueren und älteren Antidepressiva. Es wird meist durch Medikamentenkombinationen ausgelöst.

Schädigungsprinzip

Sehr hohe Serotoninspiegel im ZNS wirken toxisch und können lebenswichtige Körperfunktionen beeinträchtigen, vor allem die Kreislauf- und Temperaturregulation sowie die Atmung.

Bei Einnahme mehrerer Arzneistoffe, die den Serotoninspiegel im ZNS steigern, besteht das Risiko eines Serotonin-Syndroms. In sehr seltenen Fällen kann die Schädigung auch durch einen einzelnen Wirkstoff ausgelöst werden [1].

Auslösende Arzneistoffe

Besonders gefährlich ist die Kombination von MAO-Hemmern mit Antidepressiva. Weitere Stoffe, deren gleichzeitige Einnahme ein Serotonin-Syndrom auslösen kann, sind:

*Die Serotonin-Synthese verstärkende Substanzen:
**L-Tryptophan
**Oxitriptan (5-HTP)

*den Serotonin-Abbau hemmende Substanzen:
**Moclobemid
**Selegilin
**Tranylcypromin
**Isoniazid

*die Serotonin-Freisetzung verstärkende Substanzen:
**Amphetamine (darunter Methylphenidat)
**Kokain
**Ecstasy
**Reserpin

*Serotonin-Wiederaufnahmehemmer:
**SSRI
***Fluvoxamin
***Fluoxetin
***Paroxetin
***Sertralin
***Citalopram, Escitalopram
**SNRI
***Venlafaxin
***Duloxetin
***Milnacipran

*Trizyklische Antidepressiva:
**Imipramin
**Clomipramin
**Trimipramin
**Opipramol
**und weitere

*Serotoninrezeptor-Agonisten:
**Buspiron
**LSD
**Sumatriptan
**und weitere

*Andere Substanzen:
**Brompheniramin
**Bromocriptin
**Chlorpheniramin
**Lithium
**Tramadol
**Dextromethorphan (z.B. in Hustensaft)
**Pethidin
**Tilidin (edit LinLina: unseres Wissens nach ist ein Serotoninsyndrom durch Tilidin nicht bekannt/unwahrscheinlich)

Diagnose

Es gelten die Diagnosekriterien nach Sternbach:

*A) Neuverordnung oder Dosissteigerung eines serotoninergen Medikaments
*B) Vorliegen von mindestens drei der folgenden Symptome:
** Bewusstseinsstörung
** Agitation (Aufgeregtheit ohne erkennbaren Grund)
** Myoklonien (Muskelverkrampfungen)
** Hyperreflexie (gesteigerte Reflexe)
** Schwitzen
** Frösteln
** Tremor (Zittern)
** Diarrhoe (Durchfall)
** Koordinationsstörung
** Fieber
*C) Ausschluss anderer Ursachen: Infektionen, metabolische Störungen, Abusus oder Entzug von Substanzen

* Keine kürzlich begonnene Therapie oder Dosissteigerung eines Neuroleptikums.

Differenzialdiagnose

Das klinische Bild des Serotonin-Syndroms ähnelt dem des Malignen Neuroleptischen Syndroms (MNS), das ebenfalls durch die neueren Antidepressiva ausgelöst werden kann.

"Faustregel" zur Unterscheidung: Beim Serotonin-Syndrom ist der Betroffene hyperaktiv und agitiert, beim MNS gehemmt bis bewegungsunfähig.

Therapie

Wichtigste Maßnahme ist das Absetzen der serotonergen Medikamente. Die Beschwerden gehen dann meist innerhalb von 24 Stunden zurück.

Quellen

*[1] Rare Case of Serotonin Syndrome With Therapeutic Doses of Paroxetine. Am J Ther. 13(6):550-552.
*Prange/Bitsch: Notfallbuch Neurologie. Wiss. Verlagsges. Stuttgart, 2002; S. 409ff.
*Weitere Informationen im http://www.adfd.org/forum/viewtopic.php?p=10798#10798.

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Zuletzt geändert von LinLina am 09.05.2017 19:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Oliver
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Re: Serotonin-Syndrom

Beitrag von Oliver »

importiert aus ADFD.wissen

Autor: PhilRS
Erstveröffentlichung: 19.11.2006
Letze Bearbeitung: 12.10.2008
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