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 ! Nachricht von: Oliver

Dieses Forum ist im Ruhezustand.

Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Sammlung von Erfahrungsberichten mit Psychopharmaka.
LinLina
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Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von LinLina »

Ein ADFD-Mitglied hat eine Kontaktperson zum Europäischen Parlament die sich für unsere Interessen einsetzen möchte. Wir wollen diese Chance nutzen, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Um Abgeordneten des Parlaments und anderen im Bereich europäische Gesundheitspolitik wichtigen Personen unsere Sicht auf das Problem näherzubringen - gravierende Nebenwirkungen und Absetzerscheinungen bis hin zu Langzeitentzugssyndromen bei/nach der Einnahme von Psychopharmaka, sowie mangelnde Aufklärung und Unterstützung der Betroffenen- brauchen wir jetzt eure Hilfe.

Wir benötigen noch Erfahrungsberichte, die vor allem folgende Punkte berücksichtigen:

- ursprünglicher Grund der Erstverschreibung von Psychopharmaka
- Erstdiagnose
- wie war die Begleitung des verschreibenden Arztes? / Hat sie überhaupt stattgefunden?
- wurden begleitende Therapien verordnet?
- wurde das Absetzen begleitet?
- wurden Benzodiazepine verschrieben und wurde über deren Risiken aufgeklärt?
- Entzugssyndrom: wie war das Verständnis der Ärzte? Wurdet ihr ernstgenommen?
- Dauer und Folgen des Absetz-/Entzugssyndroms
- Anlaufstellen während des Entzuges? Von welchen Seiten gab es Unterstützung?

Falls es einzelnen Betroffenen möglich ist, ihre Geschichte auf Englisch zu schreiben, wäre das super, sonst gerne auf Deutsch.

Die Berichte können auch anonym verfasst werden, wenn ihr euren Namen nicht nennen möchtet.

Rückfragen und fertige Berichte bitte direkt an Murmeline senden.

Du bist noch nicht im Forum angemeldet, möchtest über deine Erfahrungen berichten und dich mit anderen Betroffenen über das Absetzen deiner Medikamente austauschen? Registriere dich doch erstmal bei uns und stell dich und dein Anliegen bitte hier vor.

Alternativ können Berichte auch per E-mail direkt an murmeline@ADFD.org gesendet werden.

Das ADFD-Team :group:
Ex-Depressiver
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Ex-Depressiver »

Hier ist mein Text. Ich habe versucht mich möglichst kurz zu fassen:
___________________________________
Im Jahr 2005 ging ich zu einer Nervenärztin (Psychaterin) da ich mich leicht ausgebrannt fühlte (Burnout-Syndrom). Eine Diagnose nannte sie mir nicht. Sie sprach nur etwas von "unbewussten Ängsten" und gab mir daraufhin eine Packung mit Tabletten. Ich wurde damals unzureichend informiert. Beispielsweise darüber, dass ich das Mittel nicht einfach so absetzen und auf keinen Fall unregelmäßig nehmen darf. Und dass es dann zu Absetzsymptomen kommt. Es handelte sich um das Antidepressivum Imipramin.

Begleitende Therapien wurden keine verordnet.

Ich nahm das Imipramin ca. 3 Monate lang. Danach nahm ich es unregelmäßig. Ich fühlte mich dann immer ängstlicher (wahrscheinlich aufgrund der Absetzsymptome). Daraufhin nahm ich wieder eine ganze Tablette Imipramin. Die Folge war, dass ich mich massiv unruhig fühlte und ständig krampfhaft versuchte diese Unruhe wieder loszuwerden. Ich ging zu mehreren Ärzten aber keiner konnte mir sagen was mit mir los war. Erst nach 5 Tagen fand ich heraus, dass es am Imipramin lag.

Nach dem ich es nicht mehr nahm verschwanden die Unruhezustände. Aber dafür litt ich an ständig wiederkehrenden mittelschweren Unruhezuständen, die ich nur kurzfristig durch Ausdauersport unterbrechen konnte.

In späteren Lebenskrisen hatte sich diese chronische Unruhe immer weiter verschlimmert. Und hat 2015 dazu geführt, dass ich eine schwere Schlafstörung entwickelt habe. Ich bin jetzt arbeitsunfähig und kann - in guten Nächten - gerade mal 5 Stunden schlafen. In vielen Nächten liege ich auch einfach nur wach da.

Wäre ich ausreichend darüber informiert worden wie ich das Antidepressivum einnehmen soll, welche Fehler ich vermeiden muss und was ich tun muss sobald schwere Nebenwirkungen auftreten, wäre das alles nie passiert. Dann wäre ich noch immer gesund.
Zwischen dem 09.07.2015 bis zum 04.08.2015 hatte ich Mirtazapin gegen Schlafstörungen genommen. Ich hatte es nicht eingeschlichen und zudem überdosiert. Dadurch litt ich an Angstzuständen gegen die mir mein Hausarzt Tavor-Tabletten als Übergangsmedikamentation gab. Dadurch geriet ich in die Tavor-Falle. Das Mirtazapin hatte daraufhin ab dem 11.08. wieder mit 7,5 mg eingenommen, da ich anfangs dachte, dass die Schlaflosigkeit eine Absetzerscheinung des Mirtazapins wäre.

Am 24.07.2015 erstmals Tavor genommen (Tavor enthält das Benzodiazepin Lorazepam)
am 14.08.2015 erstmals bemerkt, dass ich abhängig geworden bin (das war nach 22 Tagen)
Ab dem 16.08.2015 auf 1,8 mg runtergegangen.

Hier ist mein aktueller Absetzverlauf:
Ausgangsdosis: 2,5 mg Lorazepam (1 Tablette)
1,8 mg (3/4) 1 Tag (16.08.2015)
1,65 mg (2/3) 1 Tag
1,25 mg (1/2) 1 Tag
0,83 mg (1/3) 1 Tag
0,65 mg (1/4) 0 Tage
0,41 mg (1/6) 3 Tage
0,28 mg (1/8) 6 Tage
0,14 mg (1/16) 2 Tage
0,07 mg (1/32) 0 Tage
0
<-- heute
(ein paar Benzo-Rückfälle: 06.09, 12.09 und 14.09)

Benzofrei seit 15.09.2015
Mirtazpapin-frei seit 12.09.2015
Zolpidemfrei seit 15.09.2015

Jetzt geht es wieder bergauf - zumindest langsam aber sicher

Inzwischen habe ich leider eine schwere Schlafstörung. Ich konnte Nachts teilweise gar nicht mehr schlafen.

Dadurch habe ich mir von den Ärzten Trimipramin (25 mg) und Melatonin (2 mg) aufschwatzen lassen. Beides würde ich so schnell wie möglich wieder loswerden. Aber ohne dieses Zeug würde ich zurzeit wohl leider überhaupt nicht mehr schlafen können.

Meinen Schlaf trainiere ich zurzeit über eine binaureale Schlaftrainings-CD (Somnia 3), inPulser einige Nahrungsergänzungsmittel und Ausdauersport.

Schlafaufbau - Start: 10.11.2015
nach 0 Wochen 1 bis 3 Stunden Schlaf pro Nacht
nach 1 Woche: 5 Stunden Schlaf pro Nacht
nach 2 Wochen: 0 bis 5 Stunde pro Nacht
nach 3 Wochen: 3,5 bis 7 Stunden pro Nacht
nach 4 Wochen: 1 bis 6 Stunden pro Nacht
nach 5 Wochen: 0 bis 5 Stunden pro Nacht


Nach anfänglichen Fortschritten ist mein Schlaf inzwischen leider wieder eher schlechter geworden. Was an der starken Unruhe liegen könnte.

Ziel: 9 bis 10 Stunden Schlaf pro Nacht

Medikamente absetzen:
25 mg Trimipramin
2 mg Melatonin


Trimipramin absetzen:
Start 16.12.2015: 25 mg
LinLina
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von LinLina »

Hallo Ex-Depressiver,

Vielen Dank für deinen Bericht :hug:

Vielleicht kannst du in deinem Bericht noch etwas ausführlicher Beschreiben, wie es weiterging, nachdem du diese Unruhezustände bekommen hast? Weitere Diagnosen, Wie kam es genau zu der weiteren Medikamenteneinnahme nach Imipramin? Was hast du danach verschrieben bekommen und mit welcher Begründung? Für die Initiale Einnahme hast du es ja gut beschrieben, aber dein Leidensweg danach ist mindestens genauso wichtig.

Es ist wichtig, dass sich Menschen, die bisher keine Ahnung von der Problematik haben so gut wie möglich nachvollziehen können, warum wir in diesen Medikamentenstrudel geraten sind und was dabei mit uns passiert ist.

Wie oft wir von Ärzten fehl- oder gar nicht informiert wurden. Wie versucht wurde, die Symptome die wahrscheinlich eher auf das Absetzen bzw. die Nebenwirkungen zurückzuführen waren mit weiteren Mitteln zu behandeln, die oft immer weiter geschadet haben.

Bei Fragen bitte gerne melden.

lg Lina
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Ex-Depressiver »

Hallo Lina,
das ist eine sehr lange Geschichte. Nach meinem Imipramin-Unfall 2005 ging es mir erst mal ein Jahr lang ziemlich dreckig. Ich musste mein Studium abbrechen und war fast ein Jahr lang zuhause. Danach begann ich ein neues Studium und mir ging es immer besser. 2009 hatte ich mich dann wieder ähnlich gut gefühlt wie vor dem Imipramin-Unfall.

Aber dann geriet ich 2010 in eine Krise durch die die alten Unruhezustände wieder zum Vorschein kamen. Ich wollte diese Unruhezustände aber wieder loswerden und habe sie mit aller Kraft bekämpft: massiver Ausdauersport, Meditation, Autogenes Training usw. Aber genau darin lag der Fehler. Dadurch wurden sie immer schlimmer. Dermaßen extrem, dass es mir Anfang 2011 dermaßen schlecht ging, dass ich mir nicht mehr vorstellen konnte weiterleben zu können.

Durch Zufall fand ich dann heraus, dass ich diese Unruhezustände durch regelmäßiges Wechselduschen Schritt für Schritt abbauen kann. Wobei ich damals auch Mirtazapin genommen hatte um trotz der Unruhe einschlafen zu können. (nur damals hatte ich es zum Glück niedrig dosiert)

2015 war ich dann wieder fast so gesund wie Anfang 2010. Aber da passierte das nächste Unglück: Ich hatte einen Operationstermin zum 7.7.2015. Vor diesem Termin hatte ich erst keine Angst. Aber die Angst wurde sonderbarerweise von Tag zu Tag immer stärker. Bis ich dann den Operationstermin absagen musste. Aber das erschreckende war, dass die Angst nicht mehr wegging sondern wie in den Körper eingebrannt war.

Das war eine Altlast des Imipramin-Unfalls 2005 und der darauf aufbauenden Nervenkrise 2010.

Ich hatte daraufhin geglaubt, dass meine alte Krankheit zurückgekehrt wäre, weswegen ich mir wieder Mirtazapin erschreiben lies. Aber diesmal hatte ich den Fehler gemacht gleich die volle Dosis zu nehmen. (ich wurde nicht darüber aufgeklärt, dass man das Zeug nur langsam einschleichen darf) Davon bekam ich dann massive Angstzustände und Schlafstörungen (ich hatte es erst später in der Packungsbeilage gelesen, dass das zwei Nebenwirkungen vom Mirtazapin sind.

Nach ca. einem Monat hatte ich endlich kappiert, dass es am Mirtazapin liegt, dass es mir so dreckig geht. Aber da war es schon zu spät, da war ich schon Benzodiazepin-Abhängig gewesen. Ich hatte die Benzos dann innerhalb von 2 Wochen ausgeschlichen.

Die ersten 2 Tage ohne Benzos konnte ich noch in Intervallen bis zum Morgen durchschlafen. Aber dann die darauffolgende Nacht nur noch 6 Stunden. Und ab der Nacht darauf gar nicht mehr.

Ab da begannen qualvolle 2 Monate in denen ich glaubte keine Überlebenschance mehr zu haben: Schlaflos und mit massiven Unruhe-Reizen auf der Haut. Erst vor wenigen Tagen habe ich festgestellt, dass man den Schlaf über eine Schlaftrainings-CD mit binauralen Beats wieder aufbauen kann.

Ich befinde mich immer noch in einer sehr kritischen Phase. Aber ich habe jetzt wenigstens die Hoffnung meinen Schlaf in absehbarer Zeit wieder aufbauen zu können. Im schlimmsten Fall werde ich ein halbes Jahr brauchen um wieder halbwegs schlafen zu können.

Ich wünschte ich wäre schon früher über diese Möglichkeit des Schlafaufbautrainings informiert worden. Aber auch die Ärzte im Schlaflabor wussten nichts davon, obwohl es schon seit 2004 Studien gibt in denen die Wirksamkeit des Schlaf-Aufbaus über binaurale Beats bewiesen wurde. (was mich zusätzlich massiv enttäuscht hat - wozu sind die Ärzte eigentlich da wenn sie Jahrzehnte brauchen ehe sich herumgesprochen hat, dass die chronische Insomnie seit 2004 heilbar ist?)
Zwischen dem 09.07.2015 bis zum 04.08.2015 hatte ich Mirtazapin gegen Schlafstörungen genommen. Ich hatte es nicht eingeschlichen und zudem überdosiert. Dadurch litt ich an Angstzuständen gegen die mir mein Hausarzt Tavor-Tabletten als Übergangsmedikamentation gab. Dadurch geriet ich in die Tavor-Falle. Das Mirtazapin hatte daraufhin ab dem 11.08. wieder mit 7,5 mg eingenommen, da ich anfangs dachte, dass die Schlaflosigkeit eine Absetzerscheinung des Mirtazapins wäre.

Am 24.07.2015 erstmals Tavor genommen (Tavor enthält das Benzodiazepin Lorazepam)
am 14.08.2015 erstmals bemerkt, dass ich abhängig geworden bin (das war nach 22 Tagen)
Ab dem 16.08.2015 auf 1,8 mg runtergegangen.

Hier ist mein aktueller Absetzverlauf:
Ausgangsdosis: 2,5 mg Lorazepam (1 Tablette)
1,8 mg (3/4) 1 Tag (16.08.2015)
1,65 mg (2/3) 1 Tag
1,25 mg (1/2) 1 Tag
0,83 mg (1/3) 1 Tag
0,65 mg (1/4) 0 Tage
0,41 mg (1/6) 3 Tage
0,28 mg (1/8) 6 Tage
0,14 mg (1/16) 2 Tage
0,07 mg (1/32) 0 Tage
0
<-- heute
(ein paar Benzo-Rückfälle: 06.09, 12.09 und 14.09)

Benzofrei seit 15.09.2015
Mirtazpapin-frei seit 12.09.2015
Zolpidemfrei seit 15.09.2015

Jetzt geht es wieder bergauf - zumindest langsam aber sicher

Inzwischen habe ich leider eine schwere Schlafstörung. Ich konnte Nachts teilweise gar nicht mehr schlafen.

Dadurch habe ich mir von den Ärzten Trimipramin (25 mg) und Melatonin (2 mg) aufschwatzen lassen. Beides würde ich so schnell wie möglich wieder loswerden. Aber ohne dieses Zeug würde ich zurzeit wohl leider überhaupt nicht mehr schlafen können.

Meinen Schlaf trainiere ich zurzeit über eine binaureale Schlaftrainings-CD (Somnia 3), inPulser einige Nahrungsergänzungsmittel und Ausdauersport.

Schlafaufbau - Start: 10.11.2015
nach 0 Wochen 1 bis 3 Stunden Schlaf pro Nacht
nach 1 Woche: 5 Stunden Schlaf pro Nacht
nach 2 Wochen: 0 bis 5 Stunde pro Nacht
nach 3 Wochen: 3,5 bis 7 Stunden pro Nacht
nach 4 Wochen: 1 bis 6 Stunden pro Nacht
nach 5 Wochen: 0 bis 5 Stunden pro Nacht


Nach anfänglichen Fortschritten ist mein Schlaf inzwischen leider wieder eher schlechter geworden. Was an der starken Unruhe liegen könnte.

Ziel: 9 bis 10 Stunden Schlaf pro Nacht

Medikamente absetzen:
25 mg Trimipramin
2 mg Melatonin


Trimipramin absetzen:
Start 16.12.2015: 25 mg
AnneMaria
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von AnneMaria »

Guten Abend,
ich bin auf das Forum über meine Suche nach kritischen Stimmen zur gängigen Verordnung von Antidrepessiva gestoßen. So auch auf diesen Aufruf.
Im Jahr 2011 wurde mir u.a. eine schwere Depression diagnostiziert. Ich nahm zu dieser Zeit bereits seit 2007 eine geringe Dosis Cypralex. Mit Aufnahme in die psychosomatische Tagesklinik wurde das Medikament auf Trevilor/Vevlaflaxin umgestellt. Zudem wurde mir Proneurin/25mg zum Schlafen und bei Bedarf verordnet. Auf Trevilor reagierte ich mit Übelkeit und Schweißausbrüchen. Das sei nur am Anfang so, wurde mir gesagt und die Dosis schrittweise erhöht. Vorbehalte gegen eine Dosiserhöhung fanden kein Gehör, der behandelnde Arzt setzte sie einfach rauf und ich ging mit, da ich auf Besserung hoffte. Als ich in meinem morgendlichen Pöttchen ohne Absprache eine zusätzliche Tablette fand, suchte ich verärgert erneut das Gespräch. Die Dosierung blieb in Folge bei 150mg und ich bekam eine neue Diagnose: Anpassungsstörung :-) (Ich lache zwar, aber eigentlich ist es eine Frechheit.)
Die Tabletten nahm ich seitdem durch. Auf vergessene Einnahmen reagiere ich innerhalb des zweiten Tages mit, nennen wir es, Schwindel. Es ist ein komisches Gefühl im Kopf, als könne das Gehirn als träge Masse der Kopfbewegung nicht folgen. Im Netz beschrieb es jemand so, als käme der Kopf mit der Augenbewegung nicht mit. Auf jeden Fall löst der Entzug "Schwindel" und Übelkeit aus. Ferner Wut, Traurigkeit, allgemein starke emotionale Instabilität und gesteigertes sexuelles Verlangen. Von genannter Dosierung auf 0 zu gehen ist die Hölle und nicht empfehlenswert. Ich habe Venlaflaxin weiter genommen, da ich arbeiten musste und auch insgesamt nicht so glücklich war, als dass ich ein Absetzen für ratsam hielte. (Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Es ist anscheinend auch möglich, mit Antidepressiva depressiv zu sein.) Meine Hausärztin meinte 2mal auf Nachfrage: "Das können Sie lange nehmen." Ich hatte Bedenken wegen der Dauer der Einnahme, Langzeitschäden und auch die Befürchtung, dass mein Körper irgendwann nicht mehr in der Lage ist, seine Biochemie selbst zu regeln.
Im Juni diesen Jahres nun ging es mir erneut sehr schlecht. Der behandelnde Neurologe bestand auf eine Dosiserhöhung bis 300mg. Allerdings weiß ich um die Absetz- bzw. Entzugserscheinungen und habe mangels Unterstützung eigenständig runterdosiert. Von 150mg auf 75mg geht locker. Den Versuch von dort auf Null zu gehen, habe ich nach vier Tagen aufgegeben (Tränen, Angst, totale Verwirrtheit und Überangebot an Emotionen). In Folge 35, 25mg zu nehmen geht auch. Nun ist mein Vater inoperabel an Krebs erkrankt und ich nehme 75mg. Im neuen Jahr werde ich die "Kügelchenmethode" wählen und es zum Sommer hin ganz absetzen. (Hoffe ich. Ich habe Angst davor.) Der Versuchung aufgrund der Belastungssituation weiter höher zu gehen habe ich widerstanden. Es sind ärztlich verordnete Drogen für mich und sie machen abhängig. Ich habe bei vier Ärzten meine Bedenken und den Wunsch geäußert medikamentenfrei zu leben. Dies ohne Unterstützung zu finden. Mein Hinweis auf Entzugserscheinungen wurde hinsichtlich "Absetzerscheinungen" korrigiert und die weitere Einnahme durchweg empfohlen. Zur Zeit befinde ich mich in verhaltensterapeutischer Behandlung und fühle mich dort gut aufgehoben mit "Erfolgsaussichten".
Ich hoffe aus meinem Beitrag ist hervorgegangen, dass die Verordnung -und Dosiserhöhung- von Venlaflaxin m.E. viel zu leichtfüßig und ohne Hinweis auf die massiven Entzugserscheinungen geschieht. Ich denke, es gibt andere Lösungsmöglichkeiten, die vorrangig im Verstehen liegen. Es ad hoc abzusetzen ist, wie gesagt, die Hölle. Ich frage mich, wo und wie in der Zwischenzeit eine Heilung stattfinden soll.
Murmeline
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Murmeline »

Hallo AnneMarie,

danke für Deinen Erfahrungsbericht. Wenn Du möchtest, kannst Du unter Antidepressiva absetzen einen eigenen Beitrag eröffnen, Deinen Absetzverlauf dann dokumentieren, Fragen stellen und von den ADFD-Mitgliedern Begleitung bekommen. Wir sind alle hier, um uns gegenseitig beim Absetzen zu unterstützen.

Venlafaxin ist aufgrund der kurzen Halbwertszeit für Kurzentzüge bekannt.
Schwindelgefühl, Empfindungsstörungen (einschließlich Parästhesien), Schlafstörungen (einschließlich Schlaflosigkeit und intensiver Träume), Erregtheit oder Angst, Übelkeit und/oder Erbrechen, Zittern und Kopfschmerzen sind die am häufigsten berichteten Reaktionen. Im Allgemeinen sind diese Symptome leicht bis mäßig schwer, bei einigen Patienten können sie jedoch schwerwiegend sein. Sie treten normalerweise innerhalb der ersten Tage nach Absetzen der Behandlung auf, aber in sehr seltenen Fällen wurde von solchen Symptomen bei Patienten nach unbeabsichtigtem Auslassen einer Dosis berichtet.
http://www.betapharm.de/index.php?id=105248&BINID=5122

Das steht in den Fachinformationen für Ärzte und müsste deinem Arzt bekannt sein - theoretisch.

Ich wünsche Dir alles Gute in der psychotherapeutischen Behandlung und würd emich freuen, wieder von Dir zu lesen.

Grüße, Murmeline
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
Einer Deiner Ärzte erkennt Probleme mit Psychopharmaka an? Dann berichte doch hier
PSSDneindanke88
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von PSSDneindanke88 »

Mein Erfahrungsbericht

http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?f=18&t=10651

darf auch gerne so 1:1 übernommen werden. Die nach 2 Wochen abgebrochene Therapie mit Escitalopram wurde zwar von meiner Psychologin eingeleitet und ich hab auch zugestimmt, aber über mögliche Nebenwirkungen oder unerwünschte Absetzproblematiken (z.b. PSSD) wurde ich leider nicht aufgeklärt.

Das Absetzen über 2 Tage habe ich eigenmächtig gemacht, habe mich aber trotzdem bei ihr telefonisch rückversichert. Sie sagte mir nur, wenn ich das wolle und zu viel Angst vor Nebenwirkungen hätte, spricht nichts dagegen, wenn ich das so mache, wie ich es tatsächlich vollzogen habe.

Entzugserscheinungen in dem Sinne gab es keine. Ich habe halt nur zu 99% die Befürchtung, dass PSSD ausgelöst wurde, da ich seit dem Taubheitsgefühle habe und deutlich länger brauche, um zum Orgasmus zu kommen. Ebenfalls ist die Libido stark beeinträchtigt worden. Ich hoffe und bete, dass sich das wieder legt und die PSSD verschwindet.

Weitere Details kann meiner Signatur entnommen werden.
Alter: 27 Jahre / M

Werdegang:
Mittelschwere Depression und Panikattacken seit 01/2015

Beginn Therapie:
20.06.15 bis 24.06.15 - 5mg Escitalopram
25.06.15 bis 30.06.15 - 10mg Escitalopram
01.07.15 bis 01.07.15 - 15mg Escitalopram

Bei 15mg Gefühl der völligen Weggebeamtheit, Libido von heute auf morgen nahe null, ausbleibender Orgasmus, genitale Gefühlstaubheit sowie Probleme beim Wasserlassen.

Sofortiger Entschluss, das AD loszuwerden, am 02.07.15 Reduktion auf 10mg

Beschwerden wurden vom einen auf den anderen Tag deutlich besser.

03.07.15 Reduktion auf 5mg

Ab 04.07.15 abgesetzt!

Panikattacken waren komplett weg und bis heute nicht mehr aufgetreten, sexuelle Störungen blieben, aber in einem erträglichen Rahmen, Sex war möglich.

Da die depressive Stimmung wieder etwas durchkam:

Ab 07.10.15 - 900mg Johanniskraut (Laif900)

Stimmung wurde nach 4 Wochen wieder besser, Gefühlsstörungen im Genitalbereich waren schwankend, mal mehr, mal weniger.

Daher wieder Reduzierung auf eine halbe Tablette (450mg) ab 10.11.15.

Sexuelle Störungen haben sich nicht gebessert.

25.11.15 - Reduzierung auf eine 1/4 Tablette (ca. 225mg) in der Hoffnung, dass zumindest wieder der Stand von der Zeit zwischen der Einnahme vom Escitalopram und Johanniskraut erreicht wird.

Am Tag darauf Übelkeit, noch stärker werdende Gefühlstaubheit, extreme Unruhe, daher abends eine viertel Tablette nachgeholt - wieder auf 450mg.

Seit 27.11.15 - 450mg Johanniskraut

Seit 01.12.15 - 900mg Johanniskraut, da ich mich damit derzeit einfach sicherer fühle
Kazam
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Kazam »

Hallo,

ich denke dass vielleicht sogar allgemein das Problem besteht das psychische Erkrankungen bei Ärzten anderer Fachgruppen wie Psychiatrie nicht richtig ernst genommen werden. Für einen Allgemeinarzt bin ich schlicht nur "bala-bala" im Kopf oder ein Psychopath.

Hat man sich dann (meist aus Eigeninitiative) durchgerungen zum Psychiater zu gehen nimmt der sich ganze 5 min Zeit für einen.
Und bei vielen Fachärzten für Psychiatrie ist das Wissen um die Medikamente die sie verschreiben unter aller Sau.
Ein Allgemeinarzt kennt sich erst recht nicht aus.

Wagt man es dann als Patient seine eigene Erfahrung beim Absetzen zu sagen ist das schlicht ein "Rückfall der Grunderkrankung"!
ich fürchte deshalb kann es gut sein dass die Erfahrungsberichte auf taube Ohren stoßen.

Eine groß angelegte Studie die nicht gefakt werden kann halte ich für sinnvoller durchzusetzen. Vielleicht sollte man dafür Teilnehmer suchen??
Allerdings wird es schwer ein Absetzsymptom oder eine Nebenwirkung zu erkennen die nicht Rückfall der Grunderkrankung ist. Da bleibt nur die Aussage des Patienten und die wird leider kaum ernst genommen.


Gruß Kazam
40 jahre alt
männlich

ein Aufenthalt in psychotherapeuthischer Klinik
Diagnose: generalisierte Angsstörung, neurotische Angststörung, Persönlichkeitsstörung

Momentan auf 7,5 mg paroxetin ab Ende August

Von März bis Juli schrittweise auf 5 mg runter
Ab Mitte Juli wieder auf 10 mg hoch wegen starker Absetzerscheinungen
Gescheiterter Absetzversuch mal drei

Psychotherapie: tiefenpsychologisch fundiert und analytisch. Einzel und Gruppe
LinLina
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von LinLina »

Hallo Hannelu,

Danke :-) wenn du möchtest, kannst du auch gerne hier einen eigenen Thread aufmachen und dich dort mit anderen Mitgliedern über deinen Entzug austauschen.

Hallo Kazam

die Erfahrungsberichte sind für politische Entscheidungsträger bestimmt. Natürlich wird nicht jeder interessiert sein, aber es gibt aufgrund der hohen Verschreibungszahlen und der breiten Anwendung von Psychopharmaka immer mehr Menschen, die mindestens eine/n Angehörigen/Freundin/Arbeitskollegen haben, dem ähnliches widerfahren ist. Ich denke, dass daher bei vielen durchaus grundsätzlich Offenheit und Interesse gegenüber der Problematik besteht.

Viele Grüße,
Lina
Im Absetzprozess seit 2014: Lorazepam (Benzo) erfolgreich abgesetzt. Mirtazapin aktuell (seit Sommer 2018) 0,005 mg.

Ich bin zur Zeit nicht im Forum aktiv. Bei Fragen und Bitten an das Team an padma, Ululu69 oder murmeline wenden.

Hinweis: Alle meine Aussagen dienen der allgemeinen Information und begründen sich auf Erfahrungswerte - meine eigenen, und die anderer Betroffener - und die wenigen bekannten Studien zur Absetzproblematik. Ich bin weder Ärztin noch Psychologin. Meine Erfahrungen und Tipps sind daher keine medizinische Beratung und können eine solche nicht ersetzen.
Murmeline
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Murmeline »

Hallo Insanity,

hier mal meine Vorschläge - nach der Abgabe kann das dann jemand durchgehen, der soweit fit ist in der Thermatik.
Und wie Oliver sagt, Deutsch geht auch - aber vermutlich bist Du schon ein gutes Stück vorangekommen?

Bedarfsmedikament- medication on demand ?
Klinik/Psychiatrie- psychiatric clinic (?)
Watte (im Kopf)- im englischen Erfahrunsgberichten liest man manchmal von brain fog, ich denke, das passt
Psychiater - psychiatrist
packungsbeilage - patient information leaflet
Absetzen- taper (meint schrittweises reduzieren)
Verhaltenstherapie- cognitive behavioural therapy
Die englischen Namen von
Fluoxetin- Fluoxetine heisst genauso, Mittel heisst Prozac
Fluvoxamin - Fluvoxamine
Venlafaxin - Venlafaxine, Mittel heisst Efexor
Promethazin - promethazine
Dipiperon
Trimipramin - Trimipramine
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
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Kathi1282
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Kathi1282 »

Hallo.
Ich heiße Katharina und bin 33.
Aufgrund des kinderwunsches bin ich seit Ca. 8 Wochen dabei, das venlafaxin 187.5 abzusetzen.

- ursprünglicher Grund der Erstverschreibung von Psychopharmaka

Grund waren Selbstmordgedanken und stetig wachsende Antriebslosigkeit im Jahr 2009

- Erstdiagnose

Depressionen, Ptbs und eine Persönlichkeitsstörung

- wie war die Begleitung des verschreibenden Arztes? / Hat sie überhaupt stattgefunden?

Bin inzwischen beim dritten Psychiater.das erste Ad war Citalopram und wurde in der klinik begleitet
Das zweite war Cymbalta und wurde auch in der Klinik begleitet
Das letzte war Venlafaxin und wurde 2013 ambulant auf 225mg mit meinem jetzigen Psychiater eingestellt und beim einstellen auch über die Wochen begleitet.und das Medikament hat mir auch sehr gut geholfen.ich hab es damit sogar geschafft wieder halbtags arbeiten zu gehen.
Im April 2015 wurde es dann auf 187.5 reduziert.

- wurden begleitende Therapien verordnet?

Ja seit 2010 tiefenpsychologische Psychotherapie

- wurde das Absetzen begleitet?

Nein. Aber der Arzt hat das absetzen vorgeschlagen, weil ich ihm gesagt hab, das ich auf Dauer gern ein Kind hätte.daraufhin hat er mir erklärt wie ich das Medikament reduzieren soll.und mir dann einen Termin in 2 Monaten gegeben

- Entzugssyndrom: wie war das Verständnis der Ärzte? Wurdet ihr ernstgenommen?

Hab mich nicht getraut mich bei ihm zu melden

- Dauer und Folgen des Absetz-/Entzugssyndroms

Reduziere jetzt seit Mitte Oktober von 187.5 auf 0
Inzwischen bin ich bei 18.75.es wurde jede Woche um 18.75 reduziert. Die ersten 4 Wochen hab ich auch nicht wirklich was gemerkt vom Entzug.bis auf Kopfschmerzen.
Aber die letzten 3 - 4 Wochen sind ein Alptraum.
Es geht ständig hoch und runter.
Ich heul wegen der kleinsten Kleinigkeiten und ich raste aus wegen nichts. Ich verletze mich in solchen Momenten wieder selbst.der selbsthass ist extrem groß.manchmal würde ich mir vor Wut am liebsten die haare rausreißen oder die arme mit einem Messer aufschneiden. Hinzu kommen noch extreme Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, muskelschmerzen und intensive Träume die mich in den Tag hinein verfolgen.und die mir so extrem real erscheinen, dass es sich oft anfühlt als hätte ich sie wirklich erlebt.
Und fressattacken hab ich auch.
Dann gibt es wieder Tage da schwebe ich wie auf Wolke 7 und alles kommt mir so schön und toll vor.
Und gleich am nächsten Tag kommt oft wieder ein Absturz.

- Anlaufstellen während des Entzuges? Von welchen Seiten gab es Unterstützung?
Keine.fühl mich sehr allein gelassen.Termin hab ich erst nächste Woche und ich bin inzwischen echt sauer, dass man mir vorher nicht gesagt hat,was auf mich zukommt. Und ich bin einfach nur noch froh wenn ich das Teufelszeug endlich los bin.
Und bin auch enttäuscht, dass man auch vorher nie darauf aufmerksam gemacht wurde,wie abhängig das Zeug macht.

Im Moment hab ich einfach nur Angst, dass die entzugserscheinungen nicht aufhören und es mir psychisch wieder schlechter geht.
Aber egal was passiert, ich möchte nie wieder Venlafaxin nehmen
ias
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von ias »

Hallo!

Dann will ich mal meinen Beitrag leisten:

Vor ein paar Jahren steckte ich in einer schwierigen Lebensphase woraufhin eine mittelgradige Depression diagnostiziert wurde. Nach einer sehr schlechten Erfahrung mit einer Psychotherapeutin habe ich einen Psychiater aufgesucht, der mir (beim ersten Termin) Cipralex (10mg Escitalopram) verordnete. Er meinte, ich könne die Medikation bei Bedarf viele Jahre so beibehalten und solle es eben absetzen, wenn ich es nicht mehr bräuchte. Diesbezügliche Instruktionen hat er nicht gegeben. Ein Folgetermin wurde ebenfalls nicht vereinbart.

Mit der Zeit litt ich immer mehr unter Nebenwirkungen. Ein erster radikaler Anlauf die Krücke loszuwerden (von 10 auf 0mg) schlug katastrophal fehl. Aufgrund starker Nachwirkungen (insbesondere Benommenheit und kognitive Störungen, Müdigkeit, massive Stimmungsschwankungen sowie Schlafprobleme) ist trotz sehr langsamen Ausschleichens vor kurzem nach 4 monatiger Abstinenz auch der zweite Absetzversuch gescheitert. Als ich aufgrund dessen den "behandelnden" Arzt aufsuchen wollte hieß es, dass er mir erst in frühestens 6 Wochen einen Termin geben könne, ich solle mein Anliegen per E-Mail schildern. Ein weiterer hinzugezogener Psychiater meinte meine Probleme seien ungewöhnlich, ich sei wohl etwas sensibel.

Mit den besagten zwei Unterbrechungen nehme ich das Medikament nun seit 4 Jahren, seit einem Jahr geht es mir durchgehend schlecht damit.

Fazit: Patienten werden sehr schnell mit SSRI abgespeist und dann mit den resultierenden Problemen alleine gelassen.
Dez 2011: 10 mg Escitalopram

Dez 2014: abruptes Absetzen auf 0

Feb 2015: Wiedereinsetzen auf 6mg

März 2015: 5mg

April 2015: 4mg

Mai 2015: 3mg

Juni 2015: 2mg

Juli 2015: 1mg

Mitte August auf 0

Nach monatelangen Absetzsymptomen:

07.12.2015: 5mg - Befinden war stundenweise gut aber ging mit Derealisation, Unruhe und schlechtem Schlaf einher.

08.12.2015: 3mg - Immer noch starke Stimmungsschwankungen, Benommenheit (in Folge des Schlafmangels?!)

seit 09.12.2015: 2mg - Stimmung einigermaßen stabil aber starke Müdigkeit

seit 18.12.2015: 3mg - tagsüber teilweise starke Müdigkeit und Konzentrationsstörungen aber insgesamt stabil

seit ca.20.01.15: 4mg

seit 28.5.16: 3,5mg

seit 30.07.16: 3mg

seit 07.08.16: 3,25mg da Symptome zu stark


Was mir hilft:
- Hochdosiertes Vitamin D (nicht ohne Anleitung einnehmen)
- B-Vitamine
- Omega-Fettsäuren (Krillöl)
- Kratom
Wahnfriede14
Beiträge: 1
Registriert: 23.11.2015 20:44

Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Wahnfriede14 »

Meine "psychischen" Probleme fingen an, als meine Periode das erste Mal ausblieb.

Ich wurde - ohne psychiatrische Vorerkrankungen - genau dann das erste Mal psychotisch. Mein Mann brachte mich in ein psychiatrisches KH, wo man mich zunächst mit Tavor behandelte. Soweit, so gut. Endlich konnte ich wieder schlafen.

Durch die hohe Dosierung von Tavor konnte ich allerdings nicht mehr sprechen und habe totale Amnesie über die ersten Tage Psychiatrie. Die Ärzte deuteten das allerdings als Signal dafür, dass die Medikamente bei mir nicht richtig wirkten. Im Nachhinein glaube ich, dass das bereits ein Zeichen für totale Überdosierung war. Ich hatte im Vorfeld der Psychose offenbar deutlich abgenommen und wog nur noch 48 kg. Ohnehin vertrag ich immer nur ganz wenig "Substanzen", egal wovon, Alkohol, Medikamente...

Aber die Ärzte fühlten sich nun auf den Plan gerufen. Also fing die "Behandlung" mit NLs und Phasenprophylaxe an. Ich war schnell auf 20mg Abilify und 900 mg Orfiril aufdosiert. Dazu immer noch Tavor. Niemand informierte mich darüber, wie gefährlich Nls sein könen. Wenn ich sagte, dass es mir schlecht ging, sagte mir ein Arzt, dass es doch schon besser sei, da ich ja wieder etwas reden konnte und nicht mehr psychotisch wirkte.

Ich habe mich glücklicherweise vorzeitig entlassen können. Nachdem ich medikamentenbedingt zuhause schwer stürzte, habe ich die Neuroleptika kurz nach der Entlassung von 100 auf Null abgesetzt. Das war vielleicht ein Fehler. Aber ich konnte es ja nicht besser wissen, dass man solche Hammer-Medikamente ausschleichen muss - man wird von " Psychiatern" ja nicht aufgeklärt. Eine Woche nach dem Absetzen der KH-Medikation begannen dann andere Probleme: Ich bekam schwere Nervenschmerzen und Ameisenkribbeln am ganzen Körper. Dazu kamen Faszikulationen(=Muskelzuckungen), die sich unregelmäßig über den Körper verteilen. Diese Probleme dauern jetzt seit anderthalb Jahren an. Ich habe mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, irgendwann Besserung hinsichtlich dieses Leidens zu erfahren. Ich habe sogar eine Internetseite gefunden, in der das als typische Abilify-Nebenwirkungen bei Frauen in meinem Alter gesehen wird.

Kein Arzt trägt die Schuld daran, dass ich einen seltsamen geistigen Zustand gehabt habe. Aber dass ich als nicht vorbehandelter Patient eine relativ hohe Dosierung eines NL Medikamentes bekommen habe, dessen Nutzen bei Patienten in meinem Alter(>50) ohnehin als fragwürdig bis gefährlich gilt, halte ich schlicht für fahrlässig.

Fazit: Es sollte endlich Pflicht für Ärzte der Psychiatrien werden, angemessen über Nebenwirkungen aufzuklären. Dazu müssen diese Ärzte auch die ORGANISCHEN Beschwerden ihrer Patienten endlich ernst nehmen. Schließlich behandeln auch Psychiater immer nur Organe und keinen "Geist"! Und das Organ, das sie sich anmaßen zu behandeln, ist noch dazu das wichtigste, das wir haben: unser Gehirn!
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Arianrhod »

Hallo Wahnfriede,

Nervenschmerzen und Kribbeln klingt sehr nach einer Polyneuropathie. Wurde bei dir die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen?
Hier schreibe ich über meine Erkrankung, die wohl im Zusammenhgang mit Neuroleptika zu sehen ist. Ich bin interessiert daran, noch mehr Menschen zu finden, die die gleichen Spätfolgen haben, um das gemeinsam zu melden.

liebe Grüße Arianrhod
[spoil]2005 mit Burnout und Depression in eine Tagesklinik gekommen.

Zuerst einmonatige Behandlung mit diversen Antidepressiva: Doxepin, Mirtazipin, Sulprid,
hypomane Reaktion
wobei die AD sofort und ohne Ausschleichen von den Ärzten abgesetzt wurden.


Verschiedene Diagnosen: schizoaffektive Psychose, Depression, bipolare Störung, Schizophrenie, dissoziative Identitätsstörung


Erst 2 Jahre Behandlung mit Amisulprid . Zu schnell auf eigene Faust abgesetzt.
Schwere Supersensitivitätspsychose .

Einstellen auf verschiedene Neuroleptika: Haloperidol, Quetiapin, Olanzapin, Risperidon, Paliperidon, Aripiprazol
Außerdem Lorazepam, Promethazin, Chlorprothixen, Melperon, Pipamperon

jahrelang , vieles gleichzeitig und in höchster Dosierung.
u.a. Berentung, 60 kg Gewichtszunahme
seit 2012 Ausschleichen von 800 mg Quetiapin retard innerhalb von 2 Jahren.
Meinen Absetzbericht findet man hier:
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php ... 47#p120447
Seit Januar 2014 keine Neuroleptika mehr.

Ich leide seit 3 Jahren unter Nervenschmerzen, Kribbeln und Lähmungen. Bei mir wurde eine Polyneuropathie diagnostiziert und ein Zusammenhang mit NL vermutet - leider nicht beweisbar.

Außer Neuroleptika habe ich zwischenzeitlich auch Oxycodon ( ein Opioid) und Trimipramin nach zweijähriger Einnahme abgesetzt , die ich wegen chronischer Schmerzen verschrieben bekommen habe.
Pregabalin habe ich am 7.9.2016 endgültig ausgeschlichen.

Die Anzahl meiner Dauermedikamente beträgt gerade "0". :)

Ich weiß mittlerweile 2019 , dass ich Asperger- Autistin bin .
xyz
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von xyz »

Hier mein Erfahrungsbericht mit DEFINITIVEM Absetzen von Psychopharmaka.
Bin 69 Jahre, weiblich, und schluckte so an die 40 Jahre. Weiss noch haargenau, begonnen hat es mit "Haloperidol", weiter ging es mit "Lexotan". Mein Arzt meinte damals " ist so ein kl. "leck mich am Arsch-Pillchen". Sooo einfach war das damals. Kann jetzt keine Namen mehr nennen, was ich alles geschluckt habe, war unterschiedlich. Grund des Schluckens, keine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung! Man bedenke die Zeit so um 1970. Kleinkind war da usw. Und ich solle, WIE SICH FUER EINE FRAU GEHÖRT, Kind erziehen, also "Heimchen am Herd." War todunglücklich, Suizid-Gedanken gaben es in unterschiedlicher Form. Später wären kl. Möglichkeit einer Berufstätigkeit möglich gewesen (hatte auch inzwischen Weiterbildung gemacht), doch jetzt hieß es, keine berufliche Erfahrung, oder, "tut uns leid, doch aufgrund ihres Alters sind Sie zu teuer" Da wird man als Frau beruflich gestraft, wenn man ein Kind gross zieht. Folge, mit 40 TOTALER Burn Out, AGGRESSIONEN PUR, gegen ALLES!
Von Hause aus war ich katholisch, wie es sich "gehört", doch DER DA OBEN hatte mir ja alles durchkreuzt, auch ER bekam meine Aggressionen voll zu spüren; Selbstverständlich fiel ich total von der Kirche ab! Natürlich schluckte ich weiter ohne ging es ja nicht mehr. Irgendwann kam der Gedanke sOOO kann es nicht weiter gehen. Mein Suchen nach Hilfe begann, ich war offen für vieles, was mir inneren Frieden bringen konnte. Z. B; gelangte ich mal in Aachen au einem christlichen Einkehrtag, eine nette Person bot mir das an, sie kannte mein Schicksal. Dieser Tag war fûr mich nach ca. 20 Jahren nochmal ein "INNERER-FRIEDEN-TAG", also den Glauben praktizieren. ha, ha, Glauben praktizieren? Nein ALLES aber DAS nicht! und doch! ER war cleverer als ich! Mein Suchen ging weiter, selbstverständlich, wie ich meinte, ohne Glauben und Gebet. Weiter nette Menschen schickten mich zu einem Geistheiler, er solle Hände auflegen, ich begab mich dahin, ABER Schreck las nach! Im Wartezimmer hing Werbung von Pilgerfahrten nach ("SAN DAMIAONO) " Norditalien bei Piacenza Waas??? "Da fährst du aber nie hin!" Mein Gedanke, ich musste auch eine Herz Jesu-Novene beten, aber wie macht man das? Ich "las" den Text einfach ab, gehorchen wollte ich, wollte ja gesund werden, ca; alle sechs Wochen suchte ich den Herrn auf, mehrere Jahre, natürlich schluckte ich noch, hatte den Herrn informiert diesbezüglich. Für diesen Geistheiler, ein erster Erfolg, nach 3 Jahren Händeauflegen saß ich FREIWILLIG im Pilgerbus (wo ich doch NIE hin wollte). Im Bus bediente eine nette Dame mit Kaffee und diversen anderen Getränke. In San Damiano konnten auch gegen 13 h "Sonnenfotos" gemacht werden, dann sei die Madonna unsichtbar anwesend, ich machte auch ein, Ein sehr schönes übernatürliches Zeichen war darin zu sehen, beim nächsten Geistheiler-Besuch zeigte ich dem Herrn das, er griff zum Telefon, ich hörte ihn sagen "Elschen", die Angela hat ein schönes San Damiano-Foto gemacht". bei passender Gelegenheit fragte ich diese Dame, ob sie für mich gebetet habe, JA hat sie. Meine Einstellung wurde immer positiver, aber Schlucken tat ich noch, da ich mit dem Job meines EX nicht klar kam "Trucker". Ich brauche ein geregeltes Leben, da kann dieser Beruf nicht gewährleisten. In 2008 scheiterte die Ehe und ich schluckte noch immer. Doch nach und nach begann ich das Single-Leben zu genießen, merkte erst gar nicht, dass ich noch immer schluckte, es war zur Gewohnheit geworden. Das Gebet und meinen Glauben habe ich wunderbar!!! wieder gefunden, fühle mich "spitze". Nun wollte ich aber NICHT mehr schlucken. ABER nach sooo langer Zeit. Seriöse Hypnose half mir, nach und nach setzte ich alles ab, mit medizinischem Einverständnis. Bin clean, doch mein Darm war total durchlöchert, wie es hiess aufgrund von diversen Chemie-Mitteln. Jetzt muss ich nur noch kurze Zeit Hypnose nehmen, dann bin ich TOTAL gesund, sehr glücklich, beginne im Februar in Köln in einem seriösen Institut Hypnose selbst zu lernen und organisiere eigenständig im kommenden April eine San Damiano-Fahrt mit normaler Busgröße. Fällt jetzt einem auf, wie der Schöpfer mich im positiven Sinne reingelegt hat?
mercedes
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von mercedes »

Hallo ,
ich würde gern meine Erfahrungen mitteilen. Ich habe 12 jahre Antidepressiva genommen. Angefangen als ich 38 wsr und das erste mal eine Depression bekommen habe.Das Zeug hiess Annafranil....sorry weiss nicht ob das richtig geschrieben habe, das Zeug hat mir 25 kg gewicht gebracht. Eine Aufklärung gab es nicht , auf meine Frage ob es Nebenwirkungen gibt hiess es nein.
Danach folgten drei Depression immer wieder andere Medikamente, trevilor und Später Citalopram. Am Anfang des Jahres 2015 zog meine Tochter aus wo ich nicht drauf klar kam.....Klinik 6 wochen und später Paroxetin. Es hat 8 monate gedauert bis ich meine :evil: ausgelöste Krise überstanden hatte. Ich war so weit unten konnte nichts von mir fernhalten , Messerscharfe Emotionen ich dachte das ich das nicht schaffe, habe viel Gebetet und dann war ich durch im Sommer 2015. Mir ging es endlich wieder gut. Das Zeug Paroxetin hat mir dabei nicht wirklich geholfen, also dachte ich mir weg mit dem Zeug. Aber was da auf einen drauf zukommt kann man eigentlich keinen zumuten . Das Problem ist die Ärzte glauben nicht mal das es Absetzterscheinungen gibt. Mein Psychiater meinte jetzt wird es aber verrückt. Ich hätte keine Ahnung. Ich glaube ich hab mehr Ahnung als Sie. Kopfschmerzen zittern innen und außen. Brechen Angst vor allem Konzentration schwierig keiten Korperliche schmerzen Nacken haut kribbeln Suizidgedanken. Die ich gekonnt wegschicke zwangsgedanken der übelsten Art. Herzrasen Unruhe Schlaflosigkeit innere Schmerzen.Bin Selbstständig schwer zu Arbeiten. Bin zu meiner Tochter gezogen, kann nicht allein sein innere Leere.Einfach nur Grausam. Und dann die Info vom Arzt das kommt nicht vom Medi. Lg Mercedes
Themawechsel
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Themawechsel »

- ursprünglicher Grund der Erstverschreibung von Psychopharmaka

Nach Jahren der Verweigerung, kam der Zeitpunkt der Verzweiflung in der aktuellen Lebenssituation. Ich ging zu meinem Therapeuten und sagte ihm, dass ich mich bereit erkläre jetzt Psychopharmaka zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen ersten Affektsuizidversuche gerade hinter mir. Das ganze fand Anfang 2015 statt.

- Erstdiagnose

Die Überweisungsdiagnose zu einem Psychiater/Neurologen war ADHS/Borderline und schwere Depressionen. Da sich Therapeut und Psychiater kannten dauerte es nur 7 Tage und ich hatte mein erstes Rezept in der Hand.

- wie war die Begleitung des verschreibenden Arztes? / Hat sie überhaupt stattgefunden?

Der verschreibende Arzt hat mich monatlich gesehen für eine Kurzbeschreibung und alle 3 Monate für ein ausführliches Gespräch. Während der Zeit, fanden im Abstand von 1-2 Wochen Gespräche mit meinem Therapeuten statt. Je nachdem wie viel ich beruflich zu tun hatte.

- wurden begleitende Therapien verordnet?

Bis auf die bereits laufende Therapie keine zusätzlichen Maßnahmen, Psychiater erkundigte sich ab und zu nach der Häufigkeit der Termine beim Psychologen.

- wurde das Absetzen begleitet?

Mein Leben geriet durch äußere Einflüsse völlig außer Kontrolle. Ich bin nicht mehr krankenversichert, ja das ist in Deutschland möglich. Die Therapie wurde dann abgebrochen und die Termine für die medizinische Versorgung unterbrochen bzw. von mir ignoriert und vergessen. Ich habe seit November keine Begleitung mehr und habe im Dezember angefangen die Medikamente abzusetzen.

- wurden Benzodiazepine verschrieben und wurde über deren Risiken aufgeklärt?

Nur Venlafaxin. Die Nebenwirkungen wurden hinreichend erklärt.

- Entzugssyndrom: wie war das Verständnis der Ärzte? Wurdet ihr ernstgenommen?

Die Entzugsgeschichte ist sehr heftig. Die Symptome sind schlimmer als alles bisher dagewesene. Ich habe eine Referenz von einigen jugendlichen selbst Medikationen. Ich dachte ich sterbe.

Gleichgewichtsprobleme
Zaps
Halluzinationen, meist auditiv
Gliederschmerzen
Schlafparalyse, im Wachzustand
Ängste
Aggressionen
Autoaggression
Minderwertigkeitsgefühle
Suizidale Gedanken

- zum Absetzen habe ich bei Bedarf einfach ein paar der Tabletten die in den Kapseln waren gekaut. Zum Schluss also vorgestern nur noch eine.
Bedarf = unerträgliche Symptome.

- Dauer und Folgen des Absetz-/Entzugssyndroms

Bisher bin ich nicht fertig. Obwohl ich seit heute morgen Symptome habe und keine Medikamente mehr besitze.

- Anlaufstellen während des Entzuges? Von welchen Seiten gab es Unterstützung?

Meine Familie und Freunde sind nicht hilfreich, aber zumindest für mich da. Ärzte sind momentan nicht verfügbar. Ich hoffe ich finde noch irgendwo eine Kapsel und komme damit über die Woche.

Beste Grüße
Euer Themawechsel
Murmeline
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Murmeline »

Hallo themawechsel,

Danke für deinen Beitrag. Wenn du magst, kannst du unter Antidepressiva absetzen auch deinen eigenen Beitrag aufmachen http://adfd.org/austausch/viewforum.php?f=18

Da kannst du auch reinschrieben, wie du genau abgesetzt hast, von welcher Dosis und in welchem Zeitraum in welchen Schritten. Wir finden es wichtig, verschiedene absetzverläufe zu sammeln.

Lese ich das richtig, du hast die Kügelchen aus der Kapsel genommen und gekaut hast während des ganzen absetzprozesses? Venlafaxin in Kapsel mit Kügelchen ist glaube ich immer retardiert und sollte daher immer mit Kapsel genommen werden - wir setzen hier ab, indem man Kügelchen rausnimmt, die Kapsel wieder fest verschliesst und dann eben mit der verminderten Anzahl Kügelchen einnimmt. Ich weiß garnicht, ob/wie der Wirkstoff mit dieser Methode vom Körper aufgenommen wird?

Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht und dass du zudem eine schwierige Situation mit der Versicherung und therapeutischen der Unterstützung hast.

Ich würde mich freuen, wenn du einen Beitrag eröffnest.

Grüße, Murmeline
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
Einer Deiner Ärzte erkennt Probleme mit Psychopharmaka an? Dann berichte doch hier
Themawechsel
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Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Themawechsel »

Hallo Murmeline,

Ich werde hier kurz Zeitraum und Dosis angeben.
Ich bin sehr glücklich darüber, dieses Forum gefunden zu haben und ziehe viel Kraft aus den Berichten anderer.

Aus Erfahrung weiß ich wie retardierte Medizin entretardiert wird.

Mein Präparat war von Heumann in enthielt kleine Tabletten mit 12,5 mg Wirkstoff.
Es waren also 12 Stück in einer Kapsel.

150 mg Venlafaxin 01.12.2015
75mg retard. 02.12.2015 + Bedarfskauen 0
75mg retard. 03.12 +Bedarfskauen 0
Hier kamen die ersten Probleme auf.
75mg retard. 04.12 +Bedarfskauen 0
67.5mg... + 0
50mg + 0
37,5mg + 0
Es ist nun der 08.12
12.5mg + 0
Bisher habe ich kaum Probleme gehabt, außer beim schnellen Absetzen anfangs. Dachte das ist der Stress.
0 am 09.12
Am 10.12 war Kreislauf, Bluthochdruck, Brain Zaps
Alles vollständig vorhanden und ich dachte jetzt sterbe ich.
Erstes Mal Google befragt und herausgefunden das es die Medikamente sein können.
Sofort 37,5mg gekaut, Symptome ließen innerhalb von 45-60 Minuten nach.
Tags darauf 25mg retard.
Meine Medikamente neigten sich schon dem Ende.
12,5mg retard am 12.12 - 04.01
Die Symptome waren schwach und wellenartig vorhanden, aber ignorierbar.
05.01 war der nächste Schritt zur Nüchternheit.
Heftige Symptome, die ich mit scharfem Essen bekämpft habe.
06.01 Durchfall, Schwindelanfälle, Brain Zaps.
Ich kaute wieder 12,5mg
07.01 nichts - Beruhigungstee, viel scharfes Essen...
08.01 wieder heftige Symptome und als Reaktion 12,5mg...
Ich entschied mich täglich wieder 12,5mg retard zu nehmen und wusste der 18.01 ist der letzte Tag an dem ich noch etwas habe.
Gestern war gut. Heute ist es wieder grauenhaft.

Ich habe in meinem Leben von folgenden Substanzen entzogen:
Cannabis
MDMA
Dextro Amphetamin
Kokain
Div. Cathinone
Methylphenidat
DHM
Codein
Benzodiazepine
- Alles kalt und bin problemlos klar gekommen.
Unwohlsein, Übelkeit, Schwitzen, Unruhe.
Annehmbar und innerhalb von drei bis vier Tagen war ich durch das gröbste durch.

Venlafaxin hat dem Wort Entzug völlig neue Dimensionen gegeben.

Ich werde jedem raten niemals SSRI zu nehmen.

Ich hoffe ich schockiere niemanden da ich aus einer anderen "Ecke" komme. Meine Erfahrungen mit "Selbstmedikation" sind aus einer Vielzahl von Gründen entstanden, was meine heutige Abneigung gegenüber jeglicher Chemie maßgeblich beeinflusst und untermauert.

Beste Grüße
Euer Themawechsel
Leela
Beiträge: 6
Registriert: 11.02.2016 13:09
Danksagung erhalten: 7 Mal

Re: Aufruf: Wir brauchen eure Erfahrungsberichte

Beitrag von Leela »

Hallo zusammen,

Ich möchte hier meine Erfahrungen über meinen Xanaxentzug im Hochdosisbereich von 3,5 mg die ich 10 Jahre lang täglich konsumiert habe berichten. Die Tabletten habe ich das erste mal während meiner Berufsausbildung von meiner Chefin (selber Ärztin) bekommen. :frust: Ich litt unter sehr starken Angstzustände und hätte ohne das Medikament nicht funktioniert..ich war damals zu naiv und zu schwach um mich zu wehren und so habe ich dann auch mit "Erfolg" meinen Abschluss gemacht. Dass diese Sucht dann weitere 9 Jahre andauern würde, konnte ich nicht erahnen damals.

Warum ich die Benzos so lange weiternahm? Ich würde behaupten, ich war sehr schnell abhängig und ohne es zu merken, verschlechterte sich rückwirkend die Wirkung, was ich aber während der Einnahme nicht bewusst mitbekommen habe. Klar am Anfang nahm ich 1mg, etwa ein Jahr lang. Danach steigerte ich die Dosis langsam über die nächsten 3 Jahre bis auf 4 (!)mg täglich! Hm nun denn, ich werde mich in diesem Text auf den Entzug konzentrieren. Bitte verurteilt mich nicht, es fällt mir nicht leicht ehrlich zu sein.

Meine persönliche "Erlösung" und Schreck zugleich kam letzen November. Ich war schwanger! :shock: :shock: Ich war sehr verunsichert und wollte zuerst aus Angst und Scham, die Schwangerschaft beenden. Ich habe mich nur noch schuldig gefühlt und ich wusste, SO kann es nicht weitergehen. Also bekam ich den "Rat" und die Anweisung das Medikament SOFORT abzusetzen (zur Verhinderung / Minimierung von Neuralohrdefekten und anderen Behinderungen). Diesen tollen *ironie* Ratschlag gaben mir zwei Ärzte (Männer). Mir blieb also gar nichts anderes übrig...es begann eine sehr harte Zeit, ich würde behaupten, wohl einer der härtesten meines Leben. Die ersten 2,5 mg habe ich in 3 Wochen reduziert, danach war ich stabil bei 0,5. Eigentlich ging ich nach 3 Tagen sofort runter auf 0,1mg! Mir ging's echt mies und ich kann es auch niemandem empfehlen! Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, hatte mörderische Kopfschmerzen (sowas kannte ich bis anhin nicht, obwohl ich schon oft Migräne hatte), das Gefühl mein Kopf würde gleich explodieren, meine Beine waren total wackelig, konnte kaum gehen, Muskelbrennen, Sehstörungen, Sprachfindungsstörungen, Zittern, Tinnitsus nonstop, extremen Durst, Hitzewallungen oder Fieber, Frieren, Weinkrämpfe, alle Sinne waren auf 400%, die Wände wackelten und dazu extreme Stimmungsschwankungen und die permanente Angst einen Krampfanfall zu bekommen und das Baby zu schädigen (natürlich können auch einige Symptome von der Schwangerschaft gekommen sein)!

Es war die Hölle und der einzige Grund der mich durchhalten lassen hat, war mein Engel. Ich dachte je weniger ich von diesem Dreck nehme, desto eher kommt mein Schatz gesund zur Welt. Nach drei Wochen hatte ich dann einen Termin beim FA, sie sagte mir, dass dies viel zu schnell war, ich hätte ja einen Entzug (ja wirklich? *ironie*) und das würde dem Baby nicht gut tun. Ich könne ruhig wieder auf 1mg rauf, damals war ich bei 0,12mg. Ich war schockiert (dass mir zwei Ärzte solch schlechte Anweisungen gaben und dass ich es "falsch" gemacht habe). Nun gut auf 1mg wollte ich jetzt nicht wieder rauf, zu hart war die Zeit davor und zum Glück hat sich mein Engel gut entwickelt. Bis dort.

In der 11 SSW ich hat mich der Schlag getroffen. Das Herzchen war stehen geblieben. :cry: Mir gings so mies und gleichzeitig war ich meinem Engel so dankbar für alles. Mittlerweile habe ich die Fehlgeburt fast ganz überwunden und bin total clean! Ich habe es geschafft von 3,5 mg auf 0mg zu kommen, in ambulanter Betreuung, in weniger als zwei Monaten nach 10 jähriger Benzoeinnahme im Höchstdosisbereich! Uff ich bin ganz schön stolz auf mich. Gleichzeitig war ich immer wieder traurig über die Fehlgeburt, aber ich weiss zum Glück, dass es nicht an den Tabletten lag. Ein Chromosomentest bestätigte die Fehlgeburt. Ich war also nicht schuld...ich konnte endlich wieder lächeln.

Und nun? Ich bin clean und hibble einer neuen Schwangerschaft entgegen. <3 Ich möchte allen hier Mut machen, ihr könnt es schaffen! Egal wie lange ihr das Medi schon nimmt, egal wie hochdosiert. Ich hätte auch nie geglaubt, dass ich das schaffen könnte. Und wie ihr sieht, es geht mehr als man sich zutraut. Ich habe auch viele üble Berichte gelesen, es sei schlimmer als von Heroin loszukommen etc. Ich kanns nicht beurteilen, da ich nie Heroin genommen habe...jedoch im Nachhinein, du bist es dir wert! Mir gehts nun viel besser. Meine Angstzustände sind viel besser, es ist als ob sich ein kalter grauer Schleier gelüftet hätte! Ehrlich! Die Farben sind intensiver, das Essen schmeckt besser, die Ängste sind weniger, die Depression ist weg, die Motivation ist zurück, ich lache viiiel mehr, ich spüre wieder die Emotionen, die ich vor 10 Jahren mal hatte.

Ich habe mein altes ICH zurück gewonnen!! Ich spüre MICH. Das wünsche ich allen, die in der selben Lage stecken wie ich damals. Es ist wie ein 3 facher Frühling. Du erwächst aus einem Albtraum, bei dem du gar nicht wusstest, dass du drin streckst! Jeder der diese Zeilen liest und sich fragt, kann ich es wohl auch schaffen? Ja du kannst. Ups, mein Post ist sehr lang geworden. Für Fragen bin ich offen. Nur Mut, ihr könnt es schaffen!

Klar ich empfehle euch, die ganze Sache langsamer angehen zu lassen. Entgegen der von Aston http://benzo.org.uk/german/index.htm vertretenen Meinung, zuerst auf Diazepam umzustellen, entgegne ich, dass man die ganze Sache so künstlich in die Länge zieht. Ich halte nichts davon. Viel wichtiger erscheint mir das Runterdosieren. Ich würde maximal alle 3 Wochen um 0,5mg reduzieren. Das ist dann wohl auch eher zügig, aber wenn du diszipliniert bist, ist es von den NW erträglich. Sehr wichtig finde ich auch, dass du genau schriftlich festhälst, wieviel du täglich nimmst. Schreib am besten einen Plan bevor du startest. Die ersten 3-7 Tage werden die schlimmsten sein. Danach sinkt auch die allgm. Krampfanfallgefahr.

Ich durfte keine Medikamente beim Entzug einsetzen da ich schwanger war. Ich empfehle euch zum schlafen Sequase (Neuroleptika) und evtl. einen Krampfblocker (Antiepileptika, Neuroleptika). Es geht aber meistens auch ohne gut, dass hat mir ein Arzt mit Erfahrung erzählt. Am besten arbeitet ihr mit einem Psychiater oder Hausarzt zusammen. Einige behaupten ja, dass entziehen ambulant sei nicht möglich. Das stimmt nicht. Jedoch muss man gut vorbereitet sein und es sollte auch jemand im selben Haushalt die ganze Zeit des Entzugs für dich da sein können. Du wirst nicht mehr schlafen oder einkaufen können. DIe ersten Tage war ich mehrheitlich im Bett. Es wird alles besser, mit der Zeit. Und danach fragst du dich, warum du nicht schon viel früher diesen Schritt gewagt hast. Nun, ich glaube mittlerweile, dass es manchmal einfach die richtige Motivation und vor allem viiiel Disziplin braucht. Belohnt wird man dafür reichlich, versprochen!!
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